Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Knapp drei Wochen ist es her, dass ich im Insider Briefing von einem Handtuchwurf des für die Bank Julius Bär tätigen Charttechniker Mensur Pocinci beim Swiss Market Index (SMI) zu berichten wusste.

Nach einem Bruch der Unterstützungslinie bei 10'700 Punkten zog der viel beachtete Experte entnervt die Reissleine und senkte sein Anlageurteil von "Bullish" auf "Inline". Und um seiner vorsichtigeren Einschätzung den nötigen Nachdruck zu verleihen, kippte Pocinci mit Alcon, Holcim, Kühne+Nagel und Nestlé gleich vier SMI-Aktien aus seinem "Swiss Equities Portfolio". Der Abstufung ging eine mehrwöchige Phase voraus, in welcher der Experte immer wieder mit einer solchen liebäugelte, sich aber nie wirklich dazu durchringen konnte.

Nun kommt überraschend die Kehrtwende: In der neusten Ausgabe seiner wöchentlich erscheinenden Publikation "Technical Investment Strategy" stuft er den SMI bereits wieder von "Inline" auf "Bullish" herauf.

Pocinci begründet diesen Schritt damit, dass das Börsenbarometer bei 10'250 Punkten Boden finden und von dort aus zu einer Erholungsbewegung ansetzen konnte. Darüber hinaus macht er bei den Momentum-Indikatoren Anzeichen für eine Trendumkehr nach oben aus.

Für mich kommt dieser wiedergewonnene Optimismus eher etwas halbherzig daher. Zum einen nimmt der Charttechniker mit Ypsomed, Swissquote und Lindt & Sprüngli drei Aktien von ausserhalb des SMI in sein "Swiss Equities Portfolio" auf. Von den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis sind bloss die Valoren von Novartis ein Bestandteil des Musterportfolios. Zum anderen hält der Experte weiterhin eine ziemlich hohe Liquiditätsquote von etwas mehr als 20 Prozent. Aber wer weiss: Vielleicht treffen ja schon bald weitere Kaufempfehlungen ein.

Entwicklung des SMI seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Wenn jemand seine Meinung kurz hintereinander mehrmals ändert, spricht man in amerikanischen Börsenkreisen in Anlehnung ans gleichnamige Schuhwerk auch gerne von "Flip-Flopping". Diesen Vorwurf muss sich nun auch der Julius-Bär-Stratege wohl-oder-übel gefallen lassen.

Ein Vorwurf, den er nicht zum ersten Mal hören dürfte – stufte der Charttechniker den SMI im Dezember letzten Jahres doch schon einmal von "Bullish" auf "Inline" herunter, nur um in den ersten Januar-Tagen wieder auf "Bullish" zu gehen und dem Börsenbarometer einen Vorstoss in die Nähe von 13'300 Punkten vorherzusagen.

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne dürften sich daran zurückerinnern, dass sich bei diesem Indexziel damals ein Tippfehler seitens des Experten eingeschlichen hatte und dieses nachträglich auf 12'300 Punkte reduziert wurde.

Man kann von den Empfehlungen Pocincis halten was man will – langweilig wird einem bei der wöchentlichen Lektüre der "Technical Investment Strategy" jedenfalls nicht...

+++

Nicht bei allen Analysten kommt der Zahlenkranz der UBS für das zurückliegende dritte Quartal gleichermassen gut an. Schon am Freitag liessen die Finanzwertespezialisten von Keefe, Bruyette & Woods durchblicken, dass sie sich von den Zinserträgen im Wealth Management mehr erhofft hätten. Ausserdem äusserten die Analysten um Thomas Hallett die Vermutung, dass man sich die erfreuliche Nettoneugeldentwicklung bei der alten Credit Suisse mit grosszügigen Konditionen teuer erkauft haben könnte.

Nun treten die Analysten nach. Was im Fussball mit einem Platzverweis geahndet wird, scheint in Börsenkreisen zum Spiel zu gehören. In einem Kommentar zeigen sich Hallett und seine Mitautoren enttäuscht von der Entwicklung im Kerngeschäft. Ausserdem wollen sie herausgespürt haben, dass die UBS-Verantwortlichen die Euphorie einiger Analysten in Bezug auf die künftige Ertragsentwicklung zu dämpfen versuchten.

Kursentwicklung der UBS-Aktien in den letzten Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Darauf abgestützt kürzen die Autoren das Kursziel auf 24 (zuvor 26) Franken. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass sie an der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung für die Valoren der grössten Schweizer Bank festhalten.

Bei Keefe, Bruyette & Woods stellt man sich damit klar gegen die Zuversicht vieler anderer Analysten. Nur die britische Barclays ist mit ihrem Kursziel von 17,50 Franken noch vorsichtiger als die Finanzwertespezialisten.

Wie meine geschätzten Leserinnen und Leser wissen dürften, gehöre ich bei den Aktien der UBS dem Lager der Optimisten an und rechne schon ab dem kommenden Frühjahr wieder mit milliardenschweren Aktienrückkäufen. Morgen Mittwoch wird der Entscheid des französischen Kassationshof im Revisionsverfahren des Frankreich-Prozesses erwartet. Gut möglich, dass es rund um das Urteil zu grösseren Kursausschlägen kommt.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.