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Als ob sie die nachrichtenarme Adventszeit überbrücken wollten, kommunizieren auch in diesen Tagen wieder zahlreiche Banken ihre Aktienfavoriten für das kommende Jahr. Nach der Bank Vontobel und der Zürcher Kantonalbank hat nun Mirabaud Securities das Wort.
Ähnlich wie die Zürcher Kantonalbank geht das Specialist Sales Team der Genfer Privatbank mit zehn Schweizer Favoriten ins Rennen. Zum Vergleich: Vontobel haben es sogar 15 Aktien angetan.
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Anders als bei den beiden anderen Banken überrascht mich die Titelauswahl der Mirabaud-Experten um Franco Ferrari doch sehr. Die Auswahl setzt sich aus vier Standardwerten sowie aus jeweils drei Aktien von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe zusammen.
Wer nun denkt, dass unter den Standardwerten der Genfer auch Indexschwergewichte zu finden sind, der irrt. Stattdessen erstreckt sich die Titelauswahl von den Valoren des Industriekonzerns ABB über die des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan und des Baustoffspezialisten Holcim bis hin zu jenen des Luxusgüterkonzerns Richemont.
Eines haben diese vier Unternehmen übrigens gemeinsam: Sie alle hängen am Gängelband der Konjunktur. Und gleich noch etwas: Keine dieser Aktien wird von den Analysten von Mirabaud Securities offiziell abgedeckt, geschweige denn mit einem konkreten Kursziel zum Kauf angepriesen.
Im Wissen, dass nicht eben wenige Ökonomen für 2023 von einer wirtschaftlich schwierigen ersten Jahreshälfte ausgehen, ist diese Titelauswahl doch ziemlich mutig. Kommt hinzu, dass die beiden Indexschwergewichte Roche und Novartis – anders als die vier genannten Standardwerte – durchaus offiziell abgedeckt und mit Kurszielen von 378,30 beziehungsweise 101,40 Franken zum Kauf empfohlen werden.
Wenigstens bei den Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe setzen die Experten mit dem Hörgerätehersteller Sonova, dem Pharmazulieferer Bachem und der auf Injektionssysteme spezialisierten Ypsomed dann doch noch auf solche aus der Gesundheitsindustrie. Doch auch Sonova dürfte den Launen der Konsumentinnen und Konsumenten ausgesetzt sein, sollte deren Ausgabefreudigkeit in den nächsten Monaten weiter nachlassen.
Bei Sonova sei bereits viel Negatives eingepreist, meinen die Experten und machen bei der Margenentwicklung Raum für Überraschungen aus. Bachem erachten sie hingegen als möglichen Gewinner beim Durchbruch von Medikamenten für den Gewichtsverlust und bei der Empfehlung für Ypsomed dreht sich alles um die Einführung neuer und wettbewerbsfähiger Produkte.
Auch die drei verbleibenden Favoriten lesen sich eher als eine Wette auf eine florierende Wirtschaft. Es sind diese nämlich die Partizipationsscheine des Aufzugsherstellers Schindler sowie die Aktien der Richemont-Rivalin Swatch Group und des Dienstleistungskonzerns DKSH.
Von den zehn genannten Aktien werden bei Mirabaud Securities – zumindest soweit mir bekannt ist – bloss jene von DKSH offiziell abgedeckt und mit einem Kursziel von zuletzt 88 Franken zum Kauf angepriesen.
Bei Schindler heben Experten die Aussicht auf profitables Wachstum hervor, bei der Swatch Group rechnen sie mit starken Jahren für die Schweizer Uhrenindustrie und bei DKSH mit positiven Impulsen, ausgehend von wegfallenden Reisebeschränkungen in China für ganz Asien.
Die Schweizer Aktienfavoriten der Genfer für 2023 sind allerdings nicht nur vor dem Hintergrund des sich eintrübenden Wirtschaftsumfelds ganz schön mutig. Ähnliches liesse sich über den Verzicht auf jegliche Indexschwergewichte sagen.
Ich schrieb schon im März in diesem Zusammenhang:
...und weiter...
Alles-in-allem wirkt die 15 Seiten starke Präsentation und ihr Inhalt aber ziemlich fundiert auf mich. Es steckt viel Herzblut dahinter. Bleibt mir deshalb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sich dieses Herzblut für die Genfer und ihre Kundschaft ausbezahlt macht. Wie sagt man doch so schön: Dem oder den Mutigen gehört die Welt.