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Adecco zählte letzte Woche zu den Gewinnern am Schweizer Aktienmarkt. Ein besser als erwartet ausgefallener Zahlenkranz bescherte den Valoren des Stellenvermittlers gar zweistellige Kursavancen.
Die Zürcher konnten anderen Rivalen wie etwa der niederländischen Randstad im dritten Quartal Marktanteile abluchsen. Mit drei Prozent lag das organische Umsatzwachstum denn auch weit über den durchschnittlich von Analysten erwarteten 1,8 Prozent. Noch deutlicher übertraf der bereinigte operative Gewinn (EBITA) von 235 Millionen Euro die Schätzungen. Analysten waren im Vorfeld bloss von 194 Millionen Euro ausgegangen.
Für Analystin Simona Sarli von der Bank of America bleiben die Aktien von Adecco allerdings ein Verkauf. Um dem soliden dritten Quartal Rechnung zu tragen erhöht sie ihr Kursziel zwar auf 36 Franken. Dennoch bleibt sie aufgrund des sich eintrübenden Wirtschaftsumfelds bei "Underperform".
Kursentwicklung der Adecco-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Beim Sanitärtechnikspezialisten Geberit verhält es sich recht ähnlich. Der ebenfalls für die amerikanische Grossbank tätige Analyst Arnaud Lehmann will partout nicht von seiner "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung abweichen. Obschon sich die Rapperswiler im dritten Quartal in einem schwierigen Geschäftsumfeld wacker schlugen, setzt Lehmann beim Kursziel den Korrekturstift an und beziffert dieses neuerdings mit 370 (zuvor 400) Franken.
Dieser Schritt überrascht insofern, als dass der Analyst seine Gewinnschätzungen für das laufende und die beiden darauffolgenden Jahre um durchschnittlich vier Prozent erhöht. Seines Erachtens ist die Nachfrageflaute bei Geberit aber noch nicht ausgestanden, selbst wenn die Vergleichsbasis ab dem laufenden vierten Quartal einfacher wird.
Auch die dividendenstarken Valoren der Swisscom kriegen bei der Bank of America ihr Fett weg. Um dem Wettbewerbsdruck in der Schweiz und der Kosteninflation Rechnung zu tragen, kürzt Analyst Titus Krahn das Kursziel auf 503 (zuvor 514) Franken. Er fühlt sich nach der überraschenden Reduktion der diesjährigen Umsatzvorgaben in seiner "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung bestärkt. Bereinigt um die positiven Aufrechnungen im Zusammenhang mit Pensionsverpflichtungen bereinigt habe der operative Gewinn (EBITDA) im dritten Quartal stagniert, wie Krahn schreibt. Er unterzieht seine Gewinnschätzungen deshalb leichten Abwärtsrevisionen.
Bei Swiss Re erhöht seine Abteilungskollegin Freya Kong ihr Aktienkursziel auf 97 (zuvor 93) Franken. Ihres Erachtens hatte der Rückversicherer aus Zürich eigentlich nur Glück, dass er im dritten Quartal überzeugen konnte. Kostspielige Naturkatastrophen blieben nämlich aus, was für diese Jahreszeit doch sehr ungewöhnlich ist. Aufgrund der nur langsamen Fortschritte beim Tagesgeschäft stuft Kong die Valoren wie bis anhin mit "Underperform" ein.
Kursentwicklung der Aktien von Swiss Re in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Dass die amerikanische Grossbank auch anders kann, zeigt sie bei den Aktien von Julius Bär. Der mir nicht namentlich bekannte Bankenanalyst wiederholt seine Kaufempfehlung – wenn auch mit einem etwas tieferen Kursziel von 75 (zuvor 78) Franken. Er geht bei der Zürcher Bank im Hinblick auf das kommende Jahr von weniger üppigen Aktienrückkäufen aus.
Die Liste derjenigen Schweizer Aktien, welche durch die Bank of America zum Verkauf empfohlen werden, ist lang und umfasst etwa die Valoren von Stadler Rail, Comet, Inficon, Temenos, Kühne+Nagel oder AMS Osram. Im Wissen um das Kursfiasko der letzten Wochen fuhren die Amerikaner damit nicht einmal so schlecht...
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1 Kommentar
Warum publiziert Cash solche inkompetenten Meinungen amerikanischer Analysten/Banken? Die Kurse in der Schweiz werden nicht von dem Amerikanern gemacht. Diese haben von der Schweizer Börse keine Ahnung!