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Schon seit Wochen kennen die Aktienmärkte nur eine Richtung: die nach oben. Auch in der Schweiz hat sich der Swiss Performance Index (SPI) bis auf weniger als 1 Prozent an die Bestmarke von Ende Januar letzten Jahres bei 11'044 Punkten vorgearbeitet. Den Swiss Market Index (SMI) trennen hingegen noch immer knapp 3 Prozent vom damaligen Rekordhoch.
Derweil schreibt der SMI mit Dividendenkorrektur (SMIC) - unbemerkt vom Gros der hiesigen Wirtschaftsmedien - seit vergangenem Mittwoch unentwegt neue Rekorde. Letztere wusste selbst das milliardenschwere Urteil in Frankreich gegen die UBS nicht zu vereiteln.
Dass dieses Urteil hohe Wellen werfen und die Berichterstattung dominieren würde, war zwar klar. Allerdings müssen sich viele Medien den Vorwurf gefallen lassen, die Indexrekorde schlichtweg verschlafen zu haben. Ein Lob an meine Redaktionskollegen. Ihnen blieb die Rekordjagd nicht verborgen.
Zur Erinnerung: Wenn die hiesigen Wirtschaftsmedien über die Schweizer Börse berichten, ziehen sie neben dem SMI für gewöhnlich auch den "breiter gefassten" SPI hinzu. Dabei vergleichen sie jedoch Äpfel mit Birnen. Denn beim SPI handelt es sich - wie schon der Name verrät - um einen sogenannten Performance-Index. Sprich: Wenn hierzulande ab März die ersten Unternehmen ihre Dividenden auszahlen, werden diese bei diesem Börsenbarometer wieder aufgerechnet. Nicht so beim SMI. Als Preis-Index orientiert sich dieser an den jeweiligen Aktienkursen. Deshalb kosten ihn die Dividendenabgänge wertvolle Indexpunkte.
Das gilt insbesondere für die Dividendenabgänge bei Roche, Nestlé und Novartis. Die Aktien von Novartis werden am 4. März ex einer Dividende von 2,85 Franken gehandelt. Drei Tage später gehen bei Roche 8,70 Franken je Genussschein ab. Bei Nestlé müssen sich die Aktionäre noch bis Mitte April in Geduld üben. Das dritte Indexschwergewicht wird erst dann ex einer Dividende von 2,45 Franken gehandelt. Während alleine diese drei Dividendenabgänge den SMI um fast 200 Punkte schmälern, hinterlassen sie weder beim SPI, noch beim SMIC irgendwelche Spuren.
Entwicklung des SMIC über die letzten fünf Jahre. (Quelle: cash.ch)
Weshalb die Wirtschaftsmedien neben dem SPI nicht den SMI mit Dividendenkorrektur (SMIC) für ihre Börsenberichterstattung hinzuziehen, ist für mich nur schwer verständlich. Ich habe andere Medienschaffende in den letzten Jahren immer wieder auf diese "Unterlassungssünde" aufmerksam gemacht - allerdings ohne Erfolg.
Zumindest Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade von Julius Bär muss ich an dieser Stelle aber ein Kränzchen winden. Die beiden bekannten Markttechnikexperten dürften sich über die Rekordjagd des SMIC freuen, hatten sie dem von den Medien vernachlässigten Börsenbarometer doch schon vor wenigen Wochen neue Bestmarken vorhergesagt.
Einen Bärendienst erweisen dem Schweizer Aktienmarkt heute Montag hingegen die Spezialisten der UBS. In einem Strategiepapier stufen die Autoren um Nick Nelson den europäischen Pharmasektor von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Das Titelsegment sei nicht länger günstig bewertet, und auch vom Dollar sehe man keine positiven Impulse mehr ausgehen, so die lapidare Begründung.
Obwohl die grösste Schweizer Bank nur die Aktien von Vifor Pharma zum Verkauf empfiehlt, zieht die Herunterstufung des europäischen Pharmasektors auch die Valoren von Roche und Novartis in Mitleidenschaft und vereitelt beim SMIC so neue Rekorde. Die beiden Schwergewichte sind beim Börsenbarometer nämlich für nicht weniger als 40 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.
Vergleich des um Dividendenabgänge bereinigten SMIC (rot) im Fünfjahresvergleich mit dem regulären SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)
Nachdem sich schon seit Wochen die Papiere von Nestlé, Roche und Novartis als treibende Kraft hinter der Rekordjagd beim SMIC erweisen, scheinen mir diese etwas gar überhitzt. Das will heissen: Andere Indexkomponenten wie Zurich Insurance Group, ABB oder UBS müssen nun in die Bresche springen - soll die Rekordjagd nicht ins Stocken geraten.
Keine grösseren Impulse verspreche ich mir von den Aktien von Swatch Group und Richemont, stufen die UBS-Strategen den europäischen Luxusgütersektor doch von "Neutral" auf "Overweight" herauf.
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