Verkaufsempfehlung: Veteran unter den Pharmaanalysten bricht bei Roche mit einem Tabu

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Während sich andere Aktienanalysten trotz der milden Witterungsbedingungen auf den Skipisten vergnügten, waren jene um Richard Vosser von J.P. Morgan ziemlich fleissig. In einer 346 Seiten starken Studie zur europäischen Pharmaindustrie nehmen sie im Hinblick aufs neue Jahr gleich mehrere Umstufungen vor.

Davon betroffen sind auch die Genussscheine von Roche. Vosser – er gilt als Veteran unter den Pharmaanalysten – geht von "Neutral" auf "Underweight". Und um seiner Verkaufsempfehlung den nötigen Nachdruck zu verleihen, streicht er das Kursziel kurzerhand auf 275 (zuvor 300) Franken zusammen.

Vosser sitzt mit seinen Gewinnerwartungen für den Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel um bis zu 13 Prozent unter den durchschnittlichen Schätzungen seiner Berufskollegen bei den anderen Banken. Er geht davon aus, dass diese ihre Schätzungen spätestens nach der Jahresergebnisveröffentlichung vom 2. Februar ebenfalls mit dem dicken Rotstift überarbeiten werden.

Für enttäuschte Gesichter dürfte an diesem Tag weniger der Zahlenkranz selbst, als vielmehr die zukunftsgerichteten Aussagen sorgen. Will man dem Analysten Glauben schenken, dann wird Roche im laufenden Jahr einen stabilen bis leicht rückläufigen Umsatz sowie einen stabilen Gewinn je Aktie anpeilen – beides zu konstanten Wechselkursen.

Interessant ist, dass J.P. Morgan in einem separaten Kommentar zu Roche davon berichtet, dass sich die wichtigsten Medikamente der Basler in Nordamerika im Schlussquartal besser als gedacht verkauft haben könnten. Das gilt insbesondere für das Krebsmittel Tecentriq als auch für Hemlibra gegen Gerinnungsstörungen. Im ebenfalls von heute Dienstag datierten Kommentar werden die Genussscheine übrigens noch mit "Neutral" eingestuft. Vielleicht erklären diese Aussagen, weshalb die Börse überraschend entspannt auf die Verkaufsempfehlung reagiert.

Ich schrieb vergangene Woche, dass der künftige Firmenchef Thomas Schinecker kein einfaches Erbe antritt. Mit Blick auf den Kursrückgang von mehr als 20 Prozent in den vergangenen 12 Monaten und das deutlich schlechtere Abschneiden als die Aktien von Platzrivale Novartis sollte nicht vergessen gehen, dass die Genussscheine von Roche zuvor um fast 23 Prozent höher aus dem Börsenjahr 2021 hervorgegangen waren. Die Valoren von Novartis hatten damals einen Kursrückgang von 4 Prozent zu beklagen.

Sollte das Pendel in den nächsten 12 Monaten wieder in die andere Richtung ausschlagen, dürfte das nicht nur Schinecker, sondern auch mir nur recht sein, zählen die Genussscheine von Roche doch zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023.

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Genauso schnell wie die Übernahmespekulationen um Temenos laut wurden, genauso schnell verstummten sie zuletzt wieder – ganz zum Leidwesen einiger Marktakteure. Diese hatten sich im Zuge der Spekulationen nämlich mit Warrants auf die Aktien der Bankensoftware-Schmiede aus Genf eingedeckt. Nicht eben wenige dieser Warrants liefen kürzlich allerdings wertlos aus, wie mir aus dem hiesigen Handel berichtet wird. Das würde die merkwürdige Kursschwäche rund um den grossen Dezember-Verfall erklären.

Ob auch der aufmüpfige Aktionär Petrus davon betroffen war, ist nicht bekannt. Zur Erinnerung: In einem ersten Schritt hatte der Finanzinvestor harsche Kritik an der Aktienkursentwicklung geübt und eine strategische Überprüfung verlangt, nur um in einem zweiten Schritt unverblümt den sofortigen Rücktritt von Firmenchef Max Chuard und seinem Verwaltungsratspräsidenten Andreas Andreades zu verlangen.

Ich hielt beim letzten Aufbäumen des Aktienkurses folgendes fest:

Ich selber wäre nicht überrascht, wenn sich das kursseitige Aufbäumen diesmal bloss als ein Strohfeuer erweisen würde. Gut möglich, dass der oppositionelle Aktionär zuletzt weitere Aktien zugekauft hat. So oder so bleibt er jedoch ein Leichtgewicht im Aktionariat der Genfer. Sprich: Er müsste schon andere bedeutende Mitaktionäre für seine Sache ins Boot holen können, um an der Unternehmensspitze Köpfe rollen zu sehen.

...und...

Selbst wenn mal wieder das schnelle Geld winkt, haben sich die Trittbrettfahrer bei Temenos in den letzten Jahren nur zu oft gehörig die Finger verbrannt. Die vor vier Wochen gemachten Aussagen lassen übrigens erahnen, dass auch Petrus Advisers zu eben diesen Trittbrettfahrern zählt und jetzt auf schmerzhaften Kursverlusten sitzt. Das wiederum wäre von Ironie kaum zu überbieten.

Neugierig wie ich bin, werde ich die derivatseitigen Handelsumsätze genauestens im Auge behalten und mich wieder zu Wort melden, sollte es Auffälligkeiten geben.