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Die Namenaktien von ABB werden vom Markt für einen erschreckend schwachen Zahlenkranz abgestraft. Zwar hatten einige Banken ihre Schätzungen im Vorfeld der heutigen Ergebnisveröffentlichung noch einmal kräftig gesenkt, um den schwierigen Witterungsverhältnissen in Nordamerika und den Währungsturbulenzen in den Schwellenländern Rechnung zu tragen. Dennoch verfehlte das in Zürich beheimatete Industrieunternehmen selbst diese Erwartungen ziemlich deutlich.

Absicherungsgeschäfte, akquisitionsbedingte Kosten oder solche für Windparkprojekte auf offener See haben im zurückliegenden Quartal teilweise tiefe Spuren hinterlassen. Die Differenz zwischen den effektiven Zahlen und den jeweiligen Erwartungen mit einmaligen Faktoren zu erklären, wäre dennoch zu einfach.

Denn ABB hatte auch mit schwächeren Margen zu kämpfen. Dies hauptsächlich im Energietechnikbereich, aber eben nicht nur. Dass die Firmenverantwortlichen erstmals rigorose Massnahmen gegen die anhaltend schwache Entwicklung in diesem Geschäftszweig eingeleitet haben, ist aus Aktionärssicht zu begrüssen. Gerade angelsächsischen Aktionären geht dieser Schritt jedoch nicht weit genug. Nur so lässt sich erklären, weshalb mir Händler von grösseren aus diesen Breitengraden eintreffenden Verkaufsaufträgen berichten.

In den letzten Jahren wurden immer wieder Forderungen laut, ABB solle sich aus dem Strominfrastrukturgeschäft zurückziehen oder dieses abspalten. Zu mehr als einer strategischen Neuausrichtung und einer Restrukturierung des Geschäftszweiges konnten sich die Verantwortlichen rückblickend dennoch nicht durchringen. Die heute bekannt gegebenen Massnahmen lassen vermuten, dass die bisherigen nicht weit genug gehen.

Vermutlich mussten sich die Verantwortlichen an der Analystenkonferenz unangenehme Fragen gefallen lassen. Gerade was den Energietechnikbereich anbetrifft, geraten sie immer mehr in Erklärungsnot. Bleibt aus Sicht der Aktionäre nur zu hoffen, dass ABB entweder aus eigenem Antrieb oder aber unter Druck von Finanzinvestoren irgendwann doch noch zu einem strategischen Befreiungsschlag ausholt. Auch eine Übernahme des Rivalen Alstom durch General Electric oder Siemens könnte den in Ungnade gefallenen Börsenliebling in Zugzwang versetzen. Wie sagt man doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Obschon die europäischen Aktienmärkte nur leicht über dem Stand von Ende Jahr liegen, haben die Baissiers einen schweren Stand. Selbst aus den mittlerweile seit nahezu zwei Jahren kontinuierlich nach unten revidierten Schätzungen für die Unternehmensgewinnentwicklung liess sich soweit kein Kapital schlagen.

Ganz im Gegenteil: Darf man den Strategen von BNP Paribas Glauben schenken, dann hat der Risikoappetit der Anleger ein noch nie zuvor gesehenes Ausmass angenommen. Den Experten zufolge sprechen die Emissionstätigkeit und die historisch tiefen Zinsen bei qualitativ fragwürdigen Anleihen, die rekordhohen auf Kredit getätigten Aktienkäufe und die starke ausländische Nachfrage nach spanischen Staatsanleihen und neuen börsengehandelten Anlagefonds auf spanische Aktien eine Sprache für sich.

Dass die Risikoprämien noch einmal materiell weniger werden, glauben die Strategen nicht. Sie halten den Risikoappetit der Anleger für übertrieben hoch. Denn es gebe weiterhin keine konkreten Anhaltspunkte für eine Wachstumsbeschleunigung der Weltwirtschaft. Die Abwärtsrevisionen bei den Gewinnerwartungen europäischer Unternehmen seien deshalb vermutlich noch nicht ausgestanden. Und auch sonst sei die Bewertung der Aktienmärkte ausgereizt, so die Experten.

Es tut gut, mit der eigenen vorsichtigen Haltung für einmal nicht alleine dazustehen. Für mich lassen sich die Vorbehalte der für BNP Paribas tätigen Strategen nur allzugut nachvollziehen. Mir ist durchaus bewusst, dass Trends an den Finanzmärkten meist länger dauern als gedacht. Dennoch bleibe ich dabei: Die über die letzten fünf Jahre beobachtete Hausse an den Aktienmärkten befindet sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium.

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Auch ein blindes Huhn findet irgendwann einmal ein Korn. Diese alte Volksweisheit ging mir gestern Abend spontan durch den Kopf, als ich mir den Zahlenkranz des Halbleiterunternehmens ams zu Gemüte führte.

Wider allen saisonalen Gesetzmässigkeiten überzeugt nicht nur der für das zweite Quartal abgegebene Ausblick. Auch die Geschäftsentwicklung der ersten drei Monate kann sich sehen lassen.

Ermutigendes entnehme ich einem Kommentar aus dem Hause MainFirst Bank. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes erhöht der Verfasser des Kommentars sein Kursziel für die mit «Outperform» zum Kauf empfohlenen Aktien auf 150 (120) Franken.

Von den ermutigenden Aussagen der Firmenverantwortlichen zum NFC-Verstärker für die Nahfeldkommunikation leitet der Experte ab, dass sich ams einen Auftrag des amerikanischen Grosskunden Apple sichern konnte.

Ich fühle mich sowohl vom soliden Quartalsergebnis als auch von den produktseitigen Fortschritten in meiner positiven Haltung für die Aktien bestärkt. Die Papiere bleiben ein wichtiger Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für das laufende Jahr.