Gemessen am S&P-500-Index stieg der amerikanische Aktienmarkt bis zum vergangenen Mittwoch in Griffnähe der historischen Höchststände vom Spätherbst 2007. Seither ist das Börsenbarometer allerdings etwas im Kurs zurückgefallen.

Und darf man dem für Merrill Lynch tätigen Chefstrategen Glauben schenken, dann hat die Korrektur erst begonnen. So sei der hauseigene Global Financial Stress Index auf ein Mehrjahrestiefst gefallen. Der eben erst eingeführte Bull & Bear Index stehe im Gegenzug auf Mehrjahreshöchstständen.

Darüber hinaus gebe es Anhaltspunkte aus der Politik, dass die Tage der grosszügigen Versorgung der Märkte mit Liquidität gezählt sein könnten. Sowohl bei den Verantwortlichen der US-Notenbank als auch bei ihren Kollegen bei der Bank of England gebe es zunehmend Widerstand gegen eine ungebremste Fortsetzung der quantitativen geldpolitischen Lockerungsmassnahmen. Gleichzeitig hätten zuletzt defensive Aktien aus den Sektoren Güter des täglichen Bedarfs und Gesundheit Mittelzuflüsse erhalten, was ebenfalls auf eine Korrektur am amerikanischen Aktienmarkt hindeute.

Die kommenden Handelstage werden zu einer ersten Bewährungsprobe für die Aktienhausse. Ich bin gespannt, ob in die jüngste Schwäche hinein nun endlich die nicht nur bei Merrill Lynch schon seit längerer Zeit erwarteten Umschichtungen aus dem Anleihen- in den Aktienmarkt einsetzen.

Denn trotz den insgesamt etwas besser als erwarteten Unternehmensergebnissen befinden wir uns an der Wall Street in einer liquiditäts- und nicht in einer gewinngetriebenen Hausse. Ein geldpolitischer Kurswechsel der US-Notenbank könnte sich in einem ersten Schritt deshalb als Gift für Aktien erweisen. Aber das noch grössere Gift wäre ein solcher Kurswechsel wohl für die Anleihen.

Ich für meinen Teil bin jetzt schon gespannt, was uns die kommenden Handelstage bringen werden. Können die Abgaben der letzten Tage einigermassen absorbiert werden, steht beim S&P-500-Index ein Anlauf auf die historischen Höchststände bei 1576 Punkten nichts mehr im Wege. Erst dann dürfte man an der Wall Street in eine Korrektur übergehen. Fällt der amerikanische Aktienmarkt über die nächsten Handelstage jedoch weiter zurück, wird die meines Erachtens mehr als überfällige Korrektur vorgezogen. Klar ist, dass die Vorgaben aus Übersee auch hierzulande weiterhin die Börsenentwicklung bestimmen.

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Auch bei den Namenaktien von Clariant wurden in den letzten Tagen erste Gewinne ins Trockene gebracht. Möglicherweise warf gerade deshalb eine Offenlegungsmeldung des Basler Spezialitätenchemieherstellers an die Schweizer Börse SIX überraschend kleine Wellen. Der Offenlegungsmeldung zufolge hat sich kein geringerer als der norwegische Staatsfonds mit 3,04 Prozent bei Clariant eingekauft.

Mit einem Vermögen von umgerechnet mehr als 600 Milliarden Franken überrascht das Engagements bei Clariant nicht. Die Skandinavier dürften in den vergangenen Jahren in ganz Europa namhafte Unternehmensbeteiligungen aufgebaut haben. Dass der norwegische Staatsfonds allerdings knapp 9 Millionen Aktien im Gegenwert von ziemlich genau 125 Millionen Franken erworben hat, darf man durchaus als Vertrauensbeweis bezeichnen.

Mit dem Verkauf der Bereiche Textile Chemicals, Paper Specialities und Emulsions für umgerechnet etwas mehr als 500 Millionen Franken haben die Basler Ende Dezember einen weiteren zentralen Meilenstein auf dem Weg zur strategischen Neuausrichtung erreicht. Ob Clariant mit der strategischen Neuausrichtung Aktionärswerte schaffen kann, hängt nicht zuletzt auch vom Verwendungszweck des Verkaufserlöses ab.

Vermutlich wird das Unternehmen in erster Linie Fremdkapital tilgen. Ob das im von tiefen Zinsen geprägten Umfeld Sinn macht, bleibe mal dahingestellt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Clariant aus den geplanten Spartenverkäufen zufliessende Verkaufserlös im Aktionariat Begehrlichkeiten nach einer Sonderdividende oder einem Aktienrückkaufprogramm wecken könnte.

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In den Namenaktien von Temenos ist in den letzten Tagen ein erbitterter Kampf um die psychologisch wichtige Marke von 20 Franken entbrannt. Gestern schienen im späten Handel die Baissiers die Oberhand zu gewinnen.

Noch dürfte diesbezüglich das letzte Wort nicht gesprochen sein: Denn der Hersteller von Bankensoftware könnte im Hinblick auf die Jahresergebnispräsentation vom kommenden Dienstag durchaus für Überraschungen gut sein.

Diesen Standpunkt vertritt in einem aktuellen Kommentar auch der für die UBS tätige Verfasser. Dem Experten zufolge prognostizieren seine Berufskollegen bei den Lizenzeinnahmen für das Schlussquartal einen Anstieg von 5 Prozent auf 43 Millionen Dollar. Die bankeigenen Schätzungen liegen mit Lizenzeinnahmen von 47 Millionen Dollar hingegen deutlich darüber.

Gleichzeitig sei es anlässlich des am Tag nach der Jahresergebnispräsentation anstehenden Investorentages wahrscheinlich, dass der neue CEO das mittelfristige Ziel eines Lizenzwachstums von jährlich 10 bis 15 Prozent beibehalten werde. Etwas inkonsequent ist meines Erachtens, dass der Experte die Aktien von Temenos dennoch nur mit «Neutral» und einem 12-Monats-Kursziel von 15 Franken einstuft. Aber vielleicht wird man sich bei der UBS ja dann nach einem soliden Ergebnis zu einer Kaufempfehlung durchringen können.