Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.
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Werte Leserin
Werter Leser
Nach fast 20 Jahren als Börsenkolumnist werde ich ab 2025 mein Pensum etwas reduzieren, damit ich mich künftig vermehrt karitativen Aufgaben zuwenden kann. Ab Anfang 2025 werden daher jeweils noch am Montag, Mittwoch und Freitag Insider-Kolumnen aus meiner Feder erscheinen. Beim Insider Briefing am Morgen bleibt hingegen alles wie bisher.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich fürs Interesse bedanken und wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern für 2025 gute Gesundheit und immer das nötige Quäntchen Glück bei den Börsengeschäften.
Herzlichst, der cash Insider
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An der New York Stock Exchange (NYSE) laufen momentan noch Wetten im Umfang von 8,6 Millionen der dort gehandelten Aktien gegen die UBS. Das sind so wenige wie schon seit Jahren nicht mehr. Zur selben Zeit vor einem Jahr spekulierten die Leerverkäufer noch mit knapp 17 Millionen Stück auf rückläufige Kurse. Kurz nach der Credit-Suisse-Rettung im April zuvor waren es in der Spitze sogar 23 Millionen Aktien.
Dass die Wetten gegen die grösste Schweizer Bank in New York ausgedünnt werden, spricht eine unmissverständliche Sprache. In was für einem Ausmass gegen die hiesigen Aktien der UBS spekuliert wird, darüber lassen sich bloss Mutmassungen anstellen. Denn anders als die Börsenbetreiberin NYSE hält es die SIX Swiss Exchange nicht für notwendig, öffentlich einsehbare Statistiken zu führen. In diese Lücke springen Beratungsfirmen mit kaum erschwinglichen Angeboten – zumindest nicht für uns «Normalsterblichen».
Interessant erscheint mir, dass sich die Leerverkäufer schon vor dem Entscheid unserer Regulatoren in Sachen «UBS Finish» vom kommenden Frühling aus ihren Wetten zurückziehen. Selbst wenn mir keine Zahlen zu jenen gegen die hierzulande gehandelten Aktien vorliegen, so darf zumindest angenommen werden, dass auch diese ausgedünnt wurden.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich in noch strengeren Eigenmittelvorschriften einen Irrweg sehe. Die Schweiz hat diesbezüglich schon heute weltweit die strengsten Vorschriften. Dennoch geriet die Credit Suisse ins Straucheln – und zwar nicht etwa, weil sie zu wenig Eigenmittel gehabt hätte. Vielmehr wurde ihr nach Jahren der Misswirtschaft letztendlich eine Vertrauenskrise zum Verhängnis. Ein digitaler Bank-Run brach der Bank schlussendlich das Genick.
Wenn die Politik und die Medien jetzt nach noch mehr Eigenmittel schreien, dann zäumt man das Pferd von hinten auf – dann zieht man aus dem Kollaps der Credit Suisse schlichtweg die falschen Lehren. Denn mit der fusionierten Grossbank verfügt die Schweiz endlich wieder über einen Koloss, der es im internationalen Wettbewerb mit den übermächtigen amerikanischen Rivalen aufnehmen kann. Oder sollte ich besser sagen: Könnte. Denn mit noch strengeren Eigenmittelvorschriften würde man die Spiesse der UBS empfindlich kürzen.
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Den Aktionärinnen und Aktionären von Nestlé bietet sich kurz vor Jahresende ein ungewohntes Bild: Mit einem Minus von mehr als 24 Prozent zählen die Aktien des Nahrungsmittelmultis aus Vevey zu den diesjährigen SMI-Schlusslichtern. Nur jene von Kühne+Nagel (-29 Prozent) schneiden seit Januar noch schlechter ab.
Über die Weihnachtstage informierten die Waadtländer nun darüber, dass das milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen worden sei. Wie aus einer Mitteilung hervorgeht, wurden in den vergangenen knapp zwei Jahren 187,4 Millionen Aktien zu einem durchschnittlichen Preis von 106,74 Franken das Stück zurückgekauft.
In diesem Zusammenhang wurden in der Vergangenheit bereits erste Kapitalherabsetzungen durchgeführt. Was mit den übrigen 43,5 Millionen Aktien geschieht, darüber entscheiden im kommenden Frühling die Aktionärinnen und Aktionäre. Dass auch dieses Paket «annulliert» wird, gilt als sehr wahrscheinlich.
Aktienkursentwicklung bei Nestlé im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)
Anhand dieser Zahlen lässt sich einmal mehr aufzeigen, wie prozyklisch sich Unternehmen beim Rückkauf eigener Aktien eigentlich verhalten. Ein beachtlicher Teil der Aktien hat Nestlé nämlich bei Kursen von 110 Franken und mehr zusammengekauft – in der Spitze täglich mehr als 800'000 Stück. Als in den letzten Wochen Kurse unter 80 Franken bezahlt wurden, waren es gerade noch um die 143'000 Stück am Tag.
Ob sich auf diese Weise wirklich Aktionärswerte schaffen lassen? Ich wage es zu bezweifeln und würde mir bei den Aktienrückkäufen künftig ein weniger prozyklisches Vorgehen wünschen. Vermutlich bleibt es aber bei einem frommen Wunsch...
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6 Kommentare
Lieber insider
Danke für die sehr guten Artikel in den vergangenen Jahren. Ich wünsche dir einen guten Rutsch und freue mich auch im neuen Jahr von dir zu lesen.
Lieber Mirco
Sehr gerne. Danke auch für Dein Interesse. Ich wünsche Dir "es guets Nöis". Herzlichst, der cash Insider
Ich teile Ihre Ansicht bezüglich Eigenmittel vollumfänglich. Die CS hätte mit 100 % ausgestattet dasselbe Problem gehabt. Leider verstehen viele Menschen und vor allem Politiker dies nicht....
Vielen Dank für Ihre Worte. Ja, leider mangelt es der Politik in Bern in Sachen Wirtschaft/Finanzsystem teilweise schon an den einfachsten Grundverständnissen. Strengere Eigenmittelvorschriften grenzen - unter uns gesagt - schon fast ein bisschen an "Populismus"...
Frohe Festtage Cash Insider
Vielen Dank lieber Jeanneymar, das wünsche ich Ihnen auch - und ein erfolgreiches 2025.