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Wie aus einer Offenlegungsmeldung gegenüber der SIX Swiss Exchange hervorgeht, zählt Franklin Resources (Franklin Templeton) bei Adecco nicht länger zu den Grossaktionären. Der US-Fondsriese hat sein Paket drastisch reduziert.
Zur Erinnerung: Die Amerikaner hatten sich im Frühsommer letzten Jahres mit knapp fünf Prozent beim Stellenvermittler eingenistet. Wurden damals Kurse von 33 Franken und mehr bezahlt, kosteten die Valoren zuletzt zeitweise keine 28 Franken mehr.
Als Verkäufer von Aktien in unmittelbarer Nähe zu den Mehrjahrestiefstkursen musste sich der US-Fondsriese nur deshalb zu erkennen geben, weil vor wenigen Tagen der Schwellenwert von drei Prozent unterschritten wurde.
Kursrückgang bei den Adecco-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Was genau die Fondsmanager von Franklin Resources seinerzeit zum Einstieg veranlasste, ist nicht bekannt. Vermutlich drehte sich dabei alles um die schon damals attraktiv hohe Dividendenrendite. Durch den jüngsten Kursrutsch ist letztere seither nochmals gestiegen. Mittlerweile beträgt sie knapp neun Prozent.
Aus der Beteiligungsreduktion lassen sich heute Dienstag gleich zwei Erkenntnisse ableiten: Zum einen sind auch Grossinvestoren vom Kaliber des US-Fondsriesen nicht davor gefeit, auf die falschen Aktien zu setzen. Und zum anderen schützt eine attraktiv hohe Dividendenrendite alleine noch nicht vor schmerzhaften Kursverlusten.
Dass Franklin Resources bei Adecco in unmittelbarer Nähe zu den Mehrjahrestiefstkursen die Reissleine zieht, lässt erahnen, dass die Amerikaner von einer Verschlechterung der Konjunktur ausgehen. Ich bin deshalb neugierig, ob sie sich auch als Verkäufer von anderen Zyklikern zu erkennen geben müssen.
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Es ist eine Ansage, die ihresgleichen sucht: Die Autoren des in hiesigen Börsenkreisen als «Düsseldorfer» bekannten Anlegerbriefs gehen bei Nestlé eigenen Angaben zufolge von einem um 50 Prozent höheren Aktienkurs aus.
Wer sich neue Erkenntnisse erhofft, wird allerdings enttäuscht. So kokettieren die Autoren etwa damit, dass der Nahrungsmittelhersteller aus Vevey in den letzten fünf Jahren rund 70 Milliarden Franken an Börsenwert verloren hat. Unter dem neuen Firmenchef soll der Jahresumsatz von rund 100 Milliarden Franken mit mehr als 1250 verschiedenen Produkten dynamisiert werden. Dasselbe gelte für den Gewinn.
Sehr viel konkreter werden die Autoren in der neusten Ausgabe des Anlegerbriefs nicht, starke Argumente sucht man vergeblich.
Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht: Erstmals zum Kauf angepriesen wurden die Aktien von Nestlé schon im März 2021. Damals wurden noch Kurse von 105 Franken und mehr bezahlt. Das Kursziel lautet auch heute noch 140 Franken – was sogar mehr als 65 Prozent über den momentanen Notierungen liegt.
Die Aktien von Nestlé konnten zuletzt etwas Boden gutmachen (Quelle: www.cash.ch)
Rückblickend hätte ich mir einen Nachfolger für den langjährigen Firmenchef Mark Schneider von ausserhalb des Unternehmens gewünscht. Stattdessen entschied sich der Verwaltungsrat mit Laurent Freixe für ein «Eigengewächs». Ich muss einräumen, dass der neue Firmenchef zweifelsohne über einen beeindruckenden Leistungsausweis verfügt und das Unternehmen in- und auswendig kennt. Doch gerade letzteres könnte auch von Nachteil sein - etwa wenn es darum geht, den Nahrungsmittelhersteller neu aufzustellen.
Die Valoren kosten in etwa wieder so viel wie unmittelbar vor dem Wechsel von Mark Schneider an die Spitze des Nahrungsmittelherstellers. Es ist fast, als hätte es die Ära Schneider mit ihrer Neuausrichtung des Portfolios und ihren milliardenschweren Aktienrückkäufen nie gegeben. Etwas besser präsentiert sich die Kursbilanz nur, wenn man auch noch die Dividenden aufrechnet.
Kürzlich schrieb ich, dass ausländische Finanzinvestoren auf Nestlé aufmerksam werden könnten. Auch bei den beiden Erzrivalen Danone und Unilever bedurfte es zuerst Druck von aussen, damit diese wieder auf Erfolgskurs gebracht wurden. Dank der latenten Unzufriedenheit über die Kursentwicklung der letzten Jahre finden oppositionelle Finanzinvestoren bei Nestlé einen geradezu idealen Nährboden vor, um andere Mitaktionärinnen und Mitaktionäre für ihre Pläne gewinnen zu können. Interesse wecken könnte vor allem das rund 40 Milliarden Franken schwere L'Oréal-Paket.
An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, dass der französische Kosmetikhersteller in den letzten Jahren deutlich mehr Aktionärswerte als sein Grossaktionär aus der Westschweiz geschaffen hat. Ob da eine weitere Beteiligungsreduktion zugunsten eines Aktienrückkaufprogramms wirklich Sinn machen würde?
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