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US-Broker traut Schweizer Biotech-Aktie eine Kursverdoppelung zu - mit einem grossen «Aber»

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: IPO-Banken eilen Börsendebütanten mit Kaufempfehlungen zu Hilfe, SNB auf Abwegen, Swatch-Chef Hayek tut es wieder - Und: Déjà-vu bei Helvetia und Baloise.

aktualisiert um 11:50
Von cash Insider
Pipettier-Einheit bei einem Biotechnologie-Unternehmen.

Pipettier-Einheit bei einem Biotechnologie-Unternehmen.

Quelle: imago/Westend61

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt stand das Geschehen in den letzten Tagen ganz im Zeichen geldpolitischer Entscheide. Grössere Überraschungen blieben indes aus. So stemmte sich die amerikanische Notenbank am Mittwochabend mit aller Kraft gegen die Forderung der Trump-Regierung und liess die Leitzinsen unangetastet. Anders die Schweizerische Nationalbank (SNB): Sie senkte die Leitzinsen tags darauf – ebenfalls nicht ganz unerwartet – um weitere 25 Basispunkte.

Ich habe schon bei der letzten Leitzinsreduktion Kritik an der SNB geübt. Dass das Direktorium um Martin Schlegel nun mit einem weiteren Zinsschritt nachlegt, ist für mich nicht nachvollziehbar – zumal weder vom Franken, noch von der Konjunktur Handlungsbedarf ausgeht. Zum Vergleich: Während die Leitzinsen in der Schweiz nach der jüngsten Senkung bei 0,25 Prozent angelangt sind, liegen jene der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 2,5 Prozent. Ob Schlegel und seine Direktoriumskollegen mit ihrem Vorgreifen bei den Leitzinsen einfach nur Weitsicht beweisen, wird sich zeigen müssen. Ich befürchte viel eher, dass sie sich stattdessen ihres künftigen Handelsspielraums berauben.

Und selbst wenn die letzten beiden Zinsschritte mit der Begründung einhergehen, dass sich mit vorgezogenen Leitzinsreduktionen eine Rückkehr zu Negativzinsen womöglich abwenden lasse. Ich bin mir dessen jedoch alles andere als sicher und wähne die SNB auf dem besten Weg zurück in diese für mich höchst fragwürdige Ära.

Langjährige Leserinnen und Leser wissen, dass ich in der Vergangenheit – anders als beim Thema Geldpolitik - stets darauf verzichtete, politische Ereignisse zu kommentieren. Kürzlich machte ich eine Ausnahme, als ich schrieb, dass mich das tägliche «Trump-Bashing» in den hiesigen Medien langsam aber sicher ermüde. Ich hielt in diesem Zusammenhang wie folgt fest:

...und weiter...

Allerdings dürfen auch die jüngsten Entwicklungen bei unseren Nachbarn in Deutschland nicht unkommentiert bleiben. Dass der bereits abgewählte Bundestag am Dienstag dem gigantischen Schuldenpaket von CDU und SPD ihren Segen erteilte, grenzt nämlich an Raubbau an künftigen Generationen. Es sind letztere, welche irgendwann für diese Schuldenlast – einige Schätzungen für die Gesamtkosten liegen zwischen 1'000 und 1'700 Milliarden Euro – geradestehen müssen. Von der verheerenden Signalwirkung in Richtung der anderen europäischen Länder und den zusätzlichen Zinskosten gar nicht erst zu sprechen. Der jüngste Zinsanstieg bei den deutschen Staatsanleihen ist wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch folgen wird.

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse (übrigens auch für die Bundesländer) und der üppigen Neuverschuldung verrät CDU-Chef Friedrich Merz nicht eben wenige seiner im Wahlkampf gemachten Versprechen. Der Kabarettist Dieter Nuhr lag nicht falsch, als er kürzlich scherzte, dass «die SPD die Wahlen gewonnen» habe. Aus Sicht der SPD frage ich mich allerdings, was denn eigentlich sozial daran sein soll, im Hier-und-jetzt über den Verhältnissen zu leben und künftigen Generationen einen solchen Schuldenberg aufzubürden? Dies erst recht im Wissen um die schleichende Überalterung der Bevölkerung.

Man braucht kein Diplom in Volkswirtschaft in der Tasche zu haben, um erahnen zu können, dass diese «Sondervermögen für Infrastruktur und Rüstung» ganz sicher nicht dort ankommen werden, wo sie den grösstmöglichen wirtschaftlichen Nutzen entfalten. Genau das müsste aber passieren, damit künftige Generationen die jetzt zur Diskussion stehenden Schulden irgendwann wieder tilgen können. Ich befürchte, dass der (Wirtschafts-)Standort Deutschland nicht eben an Attraktivität gewinnt.

Uns in der Schweiz dürften diese Ereignisse jedenfalls nicht kalt lassen. Schliesslich zählt Deutschland mit einem Exportanteil von 15,5 Prozent (Stand 2023) zu unseren wichtigsten Handelspartnern gleich nach den USA. Das macht die künftigen Probleme Deutschlands indirekt zu den unseren...

Apropos USA: Ich muss der Schweizer Handelsdelegation um die Seco-Chefin Helene Budliger Artieda ein grosses Kränzchen winden. Ihr ist es bei einem kurzen Abstecher in die Politmetropole Washington gelungen, den im Raum stehenden Vorwurf zu entkräften, die Schweiz bediene sich unlauterer Handelspraktiken. Ich werte dies als einen Achtungserfolg und sehe darin einen weiteren Schritt in Richtung eines Freihandelsabkommens zwischen den beiden Ländern.

Wenden wir uns nun aber wieder dem hiesigen Börsengeschehen zu. Mit Stadler Rail wartete am Mittwochmorgen eine der letzten hiesigen Publikumsgesellschaften mit dem letztjährigen Ergebnis auf.

Die Zahlen bekamen den Stadler-Rail-Aktien in den letzten Tagen nicht gut (Quelle: www.cash.ch)

Die gute Nachricht für die Aktionärinnen und Aktionäre des Zugbauers vorweg: Mittlerweile türmen sich Aufträge in schwindelerregender Höhe von 29,2 Milliarden Franken in den Auftragsbüchern des Unternehmens. Das sind satte 20 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Wo Licht ist, da ist bekanntlich jedoch auch Schatten – was heisst, dass es auch schlechte Nachrichten gibt. Mit einem Gewinnrückgang von 60 Prozent auf 55 Millionen Franken wurden selbst die tiefsten Analystenschätzungen klar verfehlt. Folglich setzt Stadler Rail bei der Dividende den dicken Rotstift an. Lächerlich anmutende 20 Rappen je Titel sollen den Aktionärinnen und Aktionären fürs letzte Jahr noch ausbezahlt werden. Noch im Jahr zuvor waren es 90 Rappen.

Zugegeben: Wer an üppigen Dividenden interessiert ist, war bei Stadler Rail von Anfang an falsch – selbst wenn das Unternehmen zum Zeitpunkt des Börsengangs noch mit einer «attraktiven Ausschüttungspolitik» für die eigene Aktie warb. Und ja: Dass die Produktion im vergangenen Jahr gleich von drei Unwetterkatastrophen in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat der Zugbauer nicht selber zu verschulden.

Nichtsdestotrotz ist der Börsengang vom April 2019 den Erwartungen in vielerlei Hinsicht einiges schuldig geblieben. Das schliesst die Dividendenfrage mit ein. Und was die Produktionsbeeinträchtigungen anbetrifft, so muss sich das Unternehmen spätestens jetzt unangenehme Fragen rund um die Lieferkettenpolitik gefallen lassen. Ganz egal, ob das den Verantwortlichen nun gefällt oder nicht.

Ich kam schon vor Jahren zur Erkenntnis, dass randvolle Auftragsbücher nicht zwangsläufig auch für sprudelnde Gewinne sorgen – und werde bei Stadler Rail von Ergebnisveröffentlichung zu Ergebnisveröffentlichung wieder darin bestätigt...

Swatch-Chef Nick Hayek hat es wieder getan. Am Rande der Bilanzmedienkonferenz liess er gegenüber Medienschaffenden durchblicken, dass ein Rückzug des Uhrenherstellers von der Börse keinesfalls vom Tisch sei. Gleichzeitig äusserte Hayek die Hoffnung, dass jemand von ausserhalb des Unternehmens für ein solches Unterfangen gewonnen werden könne. Die von Bloomberg verbreiteten Aussagen blieben an der Börse nicht unbeachtet und verliehen den Valoren kurzerhand Flügel.

Schon im Oktober machte der Swatch-Chef gegenüber meinen Kollegen von der Bilanz in diese Richtung gehende Andeutungen und trat damit eine Spekulationslawine los. Das macht ihn zu so etwas wie einem «Wiederholungs-Täter».

In diesem Zusammenhang berichtete ich damals zeitnah von einer interessanten Beobachtung. Die letzten Titelkäufe aus dem Verwaltungsrat des Uhrenherstellers aus Biel unterscheidet nämlich etwas Grundlegendes von früheren Transaktionen. Anders als bei früheren Gelegenheiten kauft die Familie Hayek nicht länger Namen- sondern vielmehr Inhaberaktien zu.

Ich begegnete diesem Umstand mit folgenden Worten:

Der für Kepler Cheuvreux tätige Luxusgüteranalyst Jon Cox glaubt übrigens nicht, dass jemand der Familie Hayek einfach so mir-nichts-dir-nichts finanziell Hand für einen Rückzug des Unternehmens von der Börse bietet. Er schätzt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schritts in den nächsten zwei Jahren auf gerademal zehn Prozent. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Analyst die Inhaberaktien schon eine ganze Weile mit «Reduce» und einem Kursziel von 135 Franken einstuft.

Ebenfalls ein Déjà-vu-Gefühl beschleicht mich bei einem weiteren Bloomberg-Artikel zum Thema Helvetia und Baloise. Wie die Nachrichtenagentur schreibt, führen die beiden Erstversicherer schon seit Monaten Gespräche über einen Zusammenschluss. Keines der Unternehmen will diese Spekulationen kommentieren.

Die Aktien von Helvetia kennen kein Halten (Quelle: www.cash.ch)

Die eine oder andere Leserin oder der eine oder andere Leser meiner Kolumne dürften sich daran zurückerinnern, dass ich schon im April 2023 von angeblichen Gesprächen zwischen Helvetia und Baloise berichtet hatte. Damals schien die Börse diese Gerüchte allerdings nicht «kaufen» zu wollen. Und auch dass der SIX Swiss Exchange kurz zuvor mehrere Titelverkäufe aus der Baloise-Chef-Etage gemeldet worden waren, wollte nicht so recht ins Bild passen.

Anders als damals sitzt Baloise mit Cevian Capital mittlerweile ein für seine aktive Einflussnahme bekannter Finanzinvestor im Rücken. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, sollten die Schweden treibende Kraft hinter den angeblichen Gesprächen sein. Auch einen Verkauf des Erstversicherers aus Basel ins Ausland – wobei Helvetia aussenvor bliebe - halte ich für denkbar. Wo Rauch ist, da ist bekanntlich auch Feuer...

Mit abenteuerlich hohen Kurszielen versuchen sich die Banken beim Börsendebütanten BioVersys gegenseitig zu überbieten. Erst nahm die UBS die Erstabdeckung der Aktien mit «Buy» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 48 Franken auf, gefolgt von Octavian mit «Buy» bei einem Kursziel von immerhin 45 Franken. Der für Stifel tätige Analyst Clemence Thiers nimmt die Erstabdeckung sogar mit «Buy» und einem Kursziel von 70 Franken auf. Er beziffert das Umsatzpotenzial der beiden wichtigsten Entwicklungsprojekte BV100 und Alpibectir auf 1,2 Milliarden Franken jährlich. Das liegt weit über den 775 Millionen Franken, auf welche sein Berufskollege Xian Deng bei der UBS kommt.

BioVersys kam Anfang Februar zu 36 Franken je Aktie an die Börse. Zuletzt dümpelten die Papiere zwischen 34 und 36 Franken vor-sich-hin. Dass die Valoren des Antibiotikaherstellers gestern Donnerstag die Kursgewinne nur teilweise verteidigen konnten, dürfte auch damit zu tun haben, dass sowohl Stifel als auch die UBS zu den Hauptverantwortlichen des Börsengangs zählen. Das wiederum relativiert die Kaufempfehlungen sowie die hohen Kursziele zumindest etwas.

Als ein deutscher Anlegerbrief seiner Leserschaft die Aktien kürzlich zum Einstieg anpries, begegnete ich dem mit folgenden Worten:

Umso mehr dürften die Umsatzprognosen der Analysten für die beiden wichtigsten Entwicklungsprojekte BV100 und Alpibectir von jährlich bis zu 1,2 Milliarden Franken wohl zu hoch angesetzt sein. Von daher halte ich die Aktien des Börsendebütanten momentan für angemessen bewertet.

Nächste Woche warten weitere «Nachzügler» mit ihren Jahresergebnissen auf. Neben dem Zahlenkranz von Baloise gilt mein persönliches Interesse ausserdem dem Investorentag bei Holcim, will der Weltmarktführer aus Zug dann doch endlich mit konkreten Informationen zur geplanten Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts aufwarten. Mehr dazu spätestens am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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