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Zu teuer, zu defensiv und darüber hinaus auch noch langweilig, so lauten die Vorbehalte vieler angelsächsischer Strategen, wenn es sich um den Schweizer Aktienmarkt dreht. Seit Mario Draghi in seiner Funktion als Präsident der Europäischen Zentralbank den Märkten im August 2012 mit der geldpolitischen «Bazooka» drohte, schnitten die hiesigen Dividendenpapiere bestenfalls durchschnittlich ab. Die Aktienindizes anderer europäischer Länder wie Spanien, Irland, Italien und selbst Deutschland entwickelten sich seither deutlich besser.
In einer am späten Freitag veröffentlichten Strategiestudie machen die für Merrill Lynch tätigen Verfasser aus ihrem Unbehagen kein Geheimnis. Von August 2012 bis in den Mai des vergangenen Jahres hinein, hätten die europäischen Aktienmärkte ihre Angst abgebaut. In der Zeit von Mai bis Oktober 2013 sei dann die Bewertungslücke gegenüber vergangenen Tagen geschlossen worden. Seither seien die europäischen Aktienmärkte in einer liquiditätsgetriebenen Übertreibung.
Die erste und bis zu einem gewissen Grad auch die zweite dieser Phasen seien aus heutiger Sicht durchaus zu rechtfertigen. Gerade an den südeuropäischen Aktienmärkten stütze sich die dritte Phase jedoch auf übertriebene Hoffnungen und sogar auf Selbstüberschätzung ab. Die Strategen rechnen im weiteren Jahresverlauf zwar weiterhin mit einer Erholung der europäischen Wirtschaft, sehen aufgrund der übertriebenen Erwartungen allerdings Enttäuschungspotenzial. Denn gerade in den südeuropäischen Ländern werde die Erholung weniger rasch Konturen annehmen als allgemein gedacht.
Lange Rede kurzer Sinn: Die Strategen von Merrill Lynch gehen in der ersten Jahreshälfte von einem nachlassenden Risikoappetit aus und setzen deshalb neben Aktien aus Grossbritannien auch auf den Schweizer Aktienmarkt. Grossen Anlagekunden raten die Amerikaner im Rahmen sogenannter «Pair-Trades» sogar zu Hausseengagements am hiesigen Markt bei gleichzeitigen Baisseengagements in Spanien und Portugal.
Seit Ende letzter Woche wird mir hierzulande von gezielten Käufen aus dem angelsächsischen Raum berichtet. Vermutlich stehen letztere im Zusammenhang mit der mir zugespielten Strategiestudie aus dem Hause Merrill Lynch.
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Der Vorwurf an die Adresse der Aktienanalysten ist so alt wie die Berufsgattung selber: Die meisten Vertreter würden ihre Meinung nur allzuoft wie eine Fahne im Wind drehen. Von der Hand weisen lässt sich dieser Vorwurf nicht, orientieren sich viele Analysten doch auffällig stark an der Arbeit ihrer für andere Banken tätigen Kollegen.
Und auch sonst fällt mir auf, dass viele Analysten ihre Anlageempfehlungen und Kursziele in steigende Märkte hinein schrittweise anheben. In fallende Märkte hinein tendieren sie hingegen dazu, ihre Einschätzungen kontinuierlich nach unten anzupassen. Kurz gesagt: Bei vielen Bankinstituten ist pro-zyklisches Verhalten an der Tagesordnung.
Diesen Vorwurf nicht gefallen lassen muss sich der bei Kepler Cheuvreux für die Namenaktien von Meyer Burger verantwortliche Experte. Er beurteilt das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen schon seit dem letzten August negativ und empfiehlt die Aktien mit «Reduce» und einem Kursziel von 5,50 Franken zum Verkauf. Und obschon sich die Auftragslage etwas entspannt hat und die Angst vor einer weiteren Kapitalerhöhung nachgelassen hat, hält der früher für Sarasin tätige Experte unbeirrt an seiner negativen Haltung fest.
Seit sein für Helvea tätiger Berufskollege die Papiere am Freitag von «Sell» auf «Hold» hochstufte und das Kursziel auf 15 Franken verdreifachte, verkommt seine Verkaufsempfehlung immer mehr zu einem «Kampf gegen den Rest der Welt».
Beharrlichkeit dürfte sich für den Experten allerdings ausbezahlt machen, wird Meyer Burger von der Börse mittlerweile doch mit 1,3 Milliarden Franken bewertet. Um diese Bewertung rechtfertigen zu können, müsste der Jahresumsatz in den kommenden 12 Monaten auf 600 bis 700 Millionen Franken ansteigen. Davon ist das vermutlich noch immer Barmittel verbrennende Unternehmen weit entfernt. Ich rate jedenfalls entschieden davon ab, den Aktien jetzt noch hinterher zu rennen, den jüngsten Gerüchten rund um ein neues iPhone mit Saphirglas von Apple und damit verbundenen Anwendungsmöglichkeiten für Technologien aus dem Hause Meyer Burger zum Trotz.
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Wider anders lautender Erwartungen konnte das Gold in den vergangenen Wochen zu einer Erholung ansetzen. Am Freitag kletterte das Edelmetall sogar auf über 1300 Dollar die Unze.
Die Strategen der Citigroup führen die Erholung einerseits auf die starke physische Nachfrage aus China, andererseits aber auch auf den zur Schwäche neigenden Dollar zurück. Letzterer stehe in einer konstanten Wechselwirkung zum Gold, so heisst es in einem Kommentar.
Bei der amerikanischen Investmentbank rechnet man mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas über 50 Prozent mit dem Ende des Abwärtszyklus und einer Fortsetzung des jüngsten Anstiegs. Sollte das Edelmetall auf über 1420 Dollar je Unze steigen, verbessere sich die Wahrscheinlichkeit auf 70 Prozent.
In der zweiten Hälfte Januar schrieb ich, dass das Gold unmittelbar vor einem Ausbruch aus dem längerfristigen Abwärtstrend stünde. Gleichzeitig verwies ich auf einen sich abzeichnenden «doppelten Boden», sowohl beim Edelmetall selber, als auch bei den Goldminenaktien. Letztere bleiben ein zuverlässiger Frühindikator für das Gold.
Aus charttechnischer Sicht kann ich der Citigroup nur beipflichten: Nach dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend der vergangenen 14 Monate ist mit einem Vorstoss in die Region von 1350 Dollar, wenn nicht sogar in jene von 1430 Dollar die Unze zu rechnen.
Eine prominente US-Bank setzt an den europäischen Aktienmärkten gezielt auf die Schweiz - Analyst kämpft bei Meyer Burger gegen den Rest der Welt - Und: Setzt die Gold-Unze ihren jüngsten Anstieg fort?
17.02.2014 11:46
Von cash Insider
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