Am amerikanischen Aktienmarkt scheiden sich derzeit die Geister. Während die heimischen Strategen schon seit Wochen wenn nicht gar seit Monaten durch geradezu euphorische Kommentare auf sich aufmerksam machen, geben sich ihre Berufskollegen in anderen Teilen der Erde deutlich zurückhaltender.

Während sich der Dow Jones Industrial Index schon seit Wochen auf neuem Rekordterrain bewegt, nähert sich nun auch der deutlich breiter gefasste S&P-500-Index den historischen Höchstständen vom Spätherbst des Jahres 2007. Diese liegen bei ziemlich genau 1576 Punkten und damit durchaus in Reichweite für das Börsenbarometer.

Ob auch der S&P-500-Index auf neues Rekordterrain ansteigt, könnte sich schon in den nächsten Handelstagen entscheiden. Denn am Freitag steht in New York mit dem «Quadruple Witching» ein grosser Derivatverfall an. Und noch nie seit Beginn der Erhebung der entsprechenden Marktstatistiken im Jahre 1997 gab es im Vorfeld eines Verfalls grössere Ungleichgewichte im Markt für Index-Optionen.

Dies entnehme ich zumindest einem Kommentar aus dem Hause Merrill Lynch.  Der Verfasser des Kommentars berechnet ein Delta von 211 Milliarden Dollar von offenen Call- gegenüber Put-Optionen auf den S&P-500-Index. Dies entspreche rund 2,7 Millionen Future-Kontrakten oder 1,5 durchschnittlichen Tagesvolumen. In der Vergangenheit hätten schon deutlich geringere Ungleichgewichte dem S&P-500-Index in den Verfall hinein Kaufimpulse gegeben, so der Experte weiter.

Interessant ist, dass der S&P-500-Index schon gegen Ende der Technologie-Blase im März 2000 sowie vor der Finanzkrise im Oktober 2008 auf dem aktuellen Stand notierte. In beiden Fällen folgte eine mehrmonatige Talfahrt. Nicht nur in Übersee fragt man sich deshalb nun: Sind aller guten Dinge drei? Und: Gelingt dem Börsenbarometer im dritten Anlauf nun endlich ein nachhaltiger Ausbruch über die zwischen 1560 und 1576 Punkten verlaufende charttechnische Widerstandszone oder wiederholt sich die Vergangenheit?

Ich schliesse nicht aus, dass diesbezüglich schon die verbleibenden Tage bis zum grossen Derivatverfall vom Freitag eine Entscheidung bringen könnten. Ich für meinen Teil glaube, dass der S&P-500-Index erst nach einem Vorstoss in die Region von 1600 Punkten in eine mehr als überfällige Korrekturphase übergehen wird. Aufgrund saisonaler Gegebenheiten und im Hinblick auf den anstehenden Derivatverfall könnte dies schon in diesen Tagen der Fall sein.

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Am Hauptsitz der Bank Vontobel dürfte die Nachricht vom Einstieg der Raiffeisen Gruppe beim Rivalen EFG Financial Products wie eine Bombe eingeschlagen haben. Insgeheim dürften es die Verantwortlichen der Zürcher Privatbank allerdings geahnt haben, überschattet doch schon seit längerer Zeit ein Rechtsstreit die Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen.

Mir gegenüber wird der Einstieg der Raiffeisen Gruppe über die Privatbankentochter Notenstein bei EFG Financial Products in Branchenkreisen als der Anfang vom Ende der 2017 auslaufenden Zusammenarbeit mit der Bank Vontobel bezeichnet.

In einem Kommentar schreibt die für die Berenberg Bank tätige Analystin, dass die Raiffeisen Gruppe in Zukunft auf einen Teil der im Rahmen der Zusammenarbeit von der Bank Vontobel bezogenen Dienstleistungen verzichten könnte. Bei der Zürcher Privatbank seien daher bis zu 5 Prozent der gesamten Bruttoerträge in Gefahr. Negativ beurteilt die Analystin allerdings vor allem die Gefahr einer Platzierung des von der Raiffeisen Gruppe gehaltenen Aktienpakets im Umfang von 12,5 Prozent. Bei der Berenberg Bank werden die Aktien der Bank Vontobel deshalb nur mit «Hold» und einem optisch tiefen Kursziel eingestuft. Weitere Analystenkommentare lassen zu meiner Überraschung bisher auf sich warten.

Ich gehe einen Schritt weiter als die für die Berenberg Bank tätige Analystin und glaube, dass jegliche Verkaufsabsichten der Raiffeisen Gruppe Übernahmespekulationen rund um die Bank Vontobel wecken würden. Mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit wäre eine weitere Übernahme- und Fusionswelle im Schweizer Privatbankensektor so gut wie sicher.

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Die Namenaktien der UBS liegen am frühen Mittwochnachmittag im Angebot. Wie mir aus London berichtet wird, konnte die Schweizer Grossbank im Rechtsstreit mit der HSH Nordbank einen aussergerichtlichen Vergleich schliessen. Über die Höhe des Vergleichs sei unter den Parteien Stillschweigen vereinbart worden, heisst es weiter.

Die UBS wurde von der HSH Nordbank im Zusammenhang mit erworbenen Credit Default Swaps im Gegenwert von 500 Millionen Dollar auf Schadenersatz verklagt. Der Schweizer Grossbank wurde vorgeworfen, sie habe die Käuferschaft nicht genügend über die Risiken orientiert.

Mich erstaunt, dass der Vergleich nicht von den hiesigen Medien aufgegriffen wird, wies ein Obergericht in New York die Klage gegen die UBS vor Jahresfrist doch ab. Von dieser Seite her betrachtet überrascht der Vergleich schon sehr.

Interessant ist meines Erachtens eine mir kurz vor dem Mittag aus dem Berufshandel zugehaltene Studie von Morgan Stanley zum amerikanischen Bankensektor. In der Studie erhöhen die Verfasser ihre Gewinnschätzungen für das laufende Quartal in Erwartung eines umfassenderen Ergebnisbeitrags aus dem Investment Banking deutlich. Dies gilt insbesondere für den Handel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen sowie für den Aktienhandel.

Ich bleibe dabei, dass auch die beiden Schweizer Grossbanken im laufenden Quartal für positive Ergebnisüberraschungen gut sind. Dies nicht zuletzt aufgrund saisonaler Gegebenheiten.