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In den vergangenen Tagen legte die amerikanische Leitbörse eine Verschnaufpause ein. Grössere Rückschläge blieben jedoch aus. Denn noch immer kaufen die Marktakteure in rückläufige Kurse hinein kräftig zu. Zumindest wissen mir das befreundete Händler aus Übersee zu berichten.
Sie haben auch Vermutungen, aus welchem Lager diese grossangelegten Kaufaufträge stammen. Als Auftraggeber wird die heimische Hedgefonds-Industrie genannt. Diese stehe unter einem gewaltigen Druck, so wird mir berichtet. Und tatsächlich haben viele dieser Fonds im Jahresverlauf deutlich schlechter als der amerikanische Aktienmarkt abgeschnitten – zum Unmut ihrer Anteilseigner.
Mit ihren beinahe schon euphorischen Wortmeldungen giessen dortige Aktienstrategen Öl ins Feuer und treiben ihre Kunden aus der Hedgefonds-Industrie so in den heimischen Aktienmarkt. Jüngstes Beispiel ist die unabhängige Investment-Boutique BCA Research, die die derzeitige Situation mit jener der zweiten Hälfte der 1990er Jahre vergleicht. Das gilt für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genauso wie für die Finanzmärkte.
Für die Strategen von BCA Research ist klar: Wie schon vor 20 Jahren müssen sich Anleger auf eine weitere Schwäche bei den Rohstoffen, einen anhaltend starken Dollar sowie überhöhte Aktienkurse einstellen. Der amerikanische Aktienmarkt sei weiterhin das Mass aller Dinge.
Nach einem einwöchigen Besuch im Mittleren Osten machen die Experten allerdings klar, dass sich diese Prognose nicht auf die Aktien von Rohstoffherstellern erstreckt. Auch der dramatische Ölpreiszerfall erinnere sehr stark an die 1990er Jahre. Damals habe eine "tödliche" Kombination aus steigendem Dollar, verhaltener weltweiter Nachfrage und höheren Fördermengen den Preis um über 50 Prozent einbrechen lassen. Der heimischen Öl- und Gasindustrie und anderen Rohstoffproduzenten sagen die Experten deshalb eine weiterhin schmerzhafte Zukunft vorher.
Bei einer unabhängigen Investment-Boutique wie BCA Research darf angenommen werden, dass sie weitgehend frei von Eigeninteressen ist. Damit müsste sich ihre Meinung eigentlich vom Einheitsbrei der mächtigen amerikanischen Investmentbanken wie Goldman Sachs, Citigroup oder Morgan Stanley abheben. Zu meiner Enttäuschung ist dies allem Anschein nach aber nicht der Fall.
Die Haltung der mächtigen amerikanischen Investmentbanken geht weit über Zweckoptimismus hinaus und grenzt schon fast an Euphorie. Diese scheint mittlerweile "en vogue" (siehe Artikel zum Marktausblick der Citigroup). Davon lassen sich immer mehr auch unabhängige Auguren anstecken.
Seit März 2009 hat sich der breit gefasste S&P-500-Index mehr als verdreifacht. Der Nasdaq-100-Index notiert sogar vier mal so hoch wie damals. Alleine in diesem Jahr hat das für Wachstumsaktien wichtige Börsenbarometer um knapp 20 Prozent zugelegt.
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erfuhr der Nasdaq-100-Index innerhalb von nur fünf Jahren sogar eine Verzwölffachung. Von einer solchen scheint das Börsenbarometer noch immer weit entfernt. Doch auch der S&P-500-Index verdreifachte sich damals, um in den darauffolgenden 12 Monaten die Hälfte davon wieder preiszugeben.
Vermutlich liegt es in der Natur des Menschen, Verhaltensmuster aus der Vergangenheit heranzuziehen, wenn es um den Blick in die Zukunft geht. Mich stimmen Vergleiche wie der von BCA Research allerdings ziemlich nachdenklich, wird damit doch nicht mehr länger sachlich argumentiert.
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Schon im vergangenen Dezember wartete Kepler Cheuvreux mit einer zuversichtlichen Einschätzung für den Schweizer Aktienmarkt auf. Nun legen die für das Bankinstitut tätigen Strategen nach und sagen dem hiesigen Markt ein weiteres solides Jahr vorher.
In einer Zeit, in der der Kapitalerhalt im Vordergrund stehe, werde die Schweiz ausländisches Kapital anziehen. Denn das Land überzeuge mit einer stabilen politischen Situation und einer soliden Wirtschaft, so die Experten. In Erwartung günstiger Verschiebungen im Währungsgefüge sehen sie sogar Raum für eine Wachstumsbeschleunigung.
Ein Schwergewicht setzen die Strategen deshalb bei Aktien von Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus dem Dollarraum. Dies macht sich auch bei den Aktienfavoriten von Kepler Cheuvreux für das kommende Jahr bemerkbar, setzt sich die Liste doch aus den Valoren von Richemont, Holcim, Syngenta, AMS, Flughafen Zürich, Valora, Partners Group und Actelion zusammen.
Anders als die meisten ihrer Berufskollegen rechnen die Experten mit einer Fortsetzung der Anfang Oktober begonnenen Konsolidierungsphase. In der Folge raten sie ihrer Anlagekundschaft bis auf weiteres zu einer vorsichtigen Haltung, insbesondere was die Aktien kleinerer und mittelgrosser Unternehmen betrifft.
In diesem Zusammenhang muten die zahlreichen Nebenwerte unter den nächstjährigen Aktienfavoriten eher inkonsequent an. Allerdings lässt sich dies damit erklären, dass Kepler Cheuvreux nur von einer vorübergehenden Formschwäche an den Aktienmärkten ausgeht.