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Die Baissiers haben in diesen Tagen an der Wall Street alles andere als einen leichten Stand. Am breit gefassten S&P-500-Index gemessen klettert der amerikanische Aktienmarkt von einem Rekord zum nächsten. Und auch in den Medien finden sich kaum kritische Stimmen.

Doch wäre die Wall Street das Cockpit eines Verkehrsflugzeugs, würden spätestens jetzt die ersten Warnlampen rot aufleuchten. Denn aktuellsten Statistiken zufolge wurden noch nie zuvor in der Geschichte so viele Aktienkäufe auf Kredit getätigt. Kumuliert belaufen sich die ausstehenden Engagements mittlerweile auf über 400 Milliarden Dollar, was immerhin 2,3 Prozent des gesamten Bruttoinlandprodukts der USA entspricht. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten stiegen die auf Kredit getätigten Aktienkäufe um nicht weniger als 29 Prozent.

Es dürfte kein Zufall sein, dass vergleichbare Beobachtungen in der Vergangenheit jeweils mit einem einschneidenden Rückschlag endeten. Letztmals war dies im Juli 2007 der Fall, als sich der S&P-500-Index innerhalb von knapp zwei Jahren mehr als halbierte. Ähnliches war zuvor auch schon im Frühjahr 2000 kurz vor dem Platzen der Technologieblase zu beobachten.

Ich will an dieser Stelle nicht behaupten, dass der amerikanische Aktienmarkt unmittelbar vor einem vergleichbaren Einbruch steht. Allerdings häufen sich die Anhaltspunkte dafür, dass die seit dem Frühjahr 2009 beobachtete Hausse zumindest in Übersee weit fortgeschritten ist. Es sieht ganz danach aus, als ob sich die Marktteilnehmer ihrer Sache etwas zu sicher geworden sind und sich mittlerweile etwas gar weit aus dem Fenster lehnen.

Und wir wissen ja bekanntlich alle: Wenn sich die Wall Street einen Schnupfen eingefangen hat, legts uns am Schweizer Aktienmarkt mit einer Grippe ins Bett. Ich für meinen Teil behalte die weiteren Entwicklungen in Übersee jedenfalls genaustens im Auge.

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Ziemlich genau heute in einer Woche wird Clariant das Ergebnis für das zurückliegende zweite Quartal des Geschäftsjahres 2013 vorlegen. Und obschon ähnlich gelagerte Mitbewerber mehrheitlich enttäuscht haben, traut man den Baslern bei Kepler Cheuvreux eine positive Überraschung zu.

In einem heute erschienenen Kommentar schreibt der Verfasser, dass der Spezialitätenchemiehersteller die Konsensschätzungen beim Gewinn je Aktie um mehr als 10 Prozent übertreffen werde. Abstriche macht der Experte beim sogenannten Free-Cash-Flow. Dieser werde im Zusammenhang mit der Integration von Süd-Chemie und den noch laufenden Restrukturierungen eher schwach ausfallen.

Mit einer Reduktion der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen rechnet der Experte nicht. Clariant gehöre zu den europäischen Chemieunternehmen mit den realistischsten Prognosen. Anders als andere Mitbewerber gingen die Basler nicht von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus.

Der Experte liegt mit seinen Gewinnschätzungen für die Jahre 2013 bis 2015 um 7 bis 22 Prozent über den jeweiligen Konsensschätzungen des Marktes. Dieser Umstand spiegelt sich auch im 19 Franken lautenden Kursziel für die zum Kauf empfohlenen Aktien wider.

Ich verfolge den Experten von Kepler Cheuvreux schon seit seiner Zeit bei UniCredit. Und obschon sich sein Leistungsausweis durchaus sehen lassen kann, bin ich recht skeptisch, ob Clariant kommende Woche positiv überraschen wird.

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Die Namenaktien von Nobel Biocare und Straumann werden heute von einer Sektorstudie aus dem Hause Goldman Sachs in die Tiefe gerissen.

In der Studie reduziert die Verfasserin die Anlageempfehlung für die Papiere von Nobel Biocare von «Neutral» auf «Sell». Das Kursziel wird neu mit 9,10 (8,60) Franken angegeben. Nicht besser ergeht es den Aktien von Straumann, welche mit einem Kursziel von 113 (124) Franken von «Neutral» auf «Sell» zurückgestuft werden.

Nach dem Kursanstieg der letzten Wochen seien die beiden Hersteller von Premiumimplantaten überbewertet, so die Analystin. Auf Basis der nächstjährigen Konsensschätzungen betrage der Bewertungsaufschlag gegenüber amerikanischen Mitbewerbern wie Dentsply oder Henry Schein zwischen 25 und 27 Prozent.

Für gewöhnlich fliegen hierzulande die Fetzen, wenn Goldman Sachs Verkaufsempfehlungen ausspricht. Dies mag heute auf den ersten Blick auch auf die Aktien von Nobel Biocare und Straumann zutreffen. Was mir allerdings auffällt ist, dass die Handelsvolumen bisher bestenfalls durchschnittlich sind. Von einer Verkaufspanik zu sprechen, wäre daher falsch.