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Die Verantwortlichen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Mit der Einführung des Mindestkurses für den Euro konnten sie den Baissiers erfolgreich den Wind aus den Segeln nehmen. Die damit verbundenen Interventionen haben allerdings ihren Preis: Mittlerweile türmen sich in der Bilanz unserer Notenbank Devisenreserven im Gegenwert von 438 Milliarden Franken auf, vom angespannten Immobilienmarkt in einigen Teilen des Landes gar nicht erst zu sprechen. Diesem Problem wollen die Verantwortlichen mit der zweimaligen Erhöhung der Eigenmittelunterlegung durch die Banken Herr werden.

Diesem Dilemma widmet die Commerzbank heute einen Kommentar. Geht es nach dem Verfasser des Kommentars, dann befindet sich die SNB sogar in einem Trilemma. Freier Kapitalverkehr, autonome Geldpolitik und ein fester Wechselkurs – das alles könne eine Notenbank nicht gleichzeitig haben. Weil der Immobilienmarkt heisslaufe, werde die SNB langfristig sogar darüber nachdenken müssen, die Zinsen anzuheben und den Mindestkurs aufzugeben. Noch sei es aber nicht soweit.

Dennoch sieht sich der Devisenstratege zu einer Reduktion der diesjährigen Prognose für den Euro von 1,26 auf 1,22 Franken veranlasst. Und auch für 2015 rechnet er neu mit einer Seitwärtsbewegung.

Gegen tiefere Notierungen beim Euro spreche weiterhin der Mindestkurs der SNB. Diesen könne sie technisch problemlos durchsetzen. Doch berge dies erhebliche Gefahren: Selbst die SNB mache keinen Hehl daraus, dass sie eine Überhitzung des Immobilienmarktes befürchte. Eigentlich müsste sie darauf mit Zinserhöhungen reagieren. Aber dann würde der Franken attraktiver und der Euro würde schnell auf seinen Mindestkurs fallen. Der SNB bliebe dann keine andere Wahl, als verstärkt zu intervenieren und die Geldmenge weiter zu erhöhen. Aber das würde wiederum den Immobilienmarkt anheizen, was sie ja gerade verhindern wolle.

Hoffnungen, dass sich der Euro zügig vom Mindestkurs nach oben löst, erfüllten sich bis heute nicht. Auch ich äusserte in den letzten Monaten an dieser Stelle solche Hoffnungen. Ganz abwegig sind diese nämlich nicht, hat sich die Situation in Europa doch sichtlich entspannt. Durch ihr entschiedenes Eingreifen könnte die Europäische Zentralbank das Bankensystem stabilisieren. Eine Stabilisierung zeichnet sich mittlerweile auch bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Und dennoch hat der Franken seinen Status als «sicherer Hafen» noch immer nicht eingebüsst.

Ich kann mir deshalb beim besten Willen nicht vorstellen, dass unsere SNB den Mindestkurs aussetzen, geschweige denn Zinserhöhungen bekannt geben wird. Vermutlich wird sich der Euro allerdings länger als erhofft in Reichweite zum Mindestkurs bewegen. Vor diesem Hintergrund vertagt sich auch der Abbau der gewaltigen Devisenreserven auf unbestimmte Zeit.

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Die europäischen Aktienmärkte sind dringender denn je auf neue Impulse angewiesen. Zu einem solchen Impuls könnte die Belebung bei Firmenübernahmen und Fusionen werden. Mit Betonung auf könnte, lässt eine solche in Europa doch noch immer auf sich warten. Und das obschon industrielle Käufer genauso wie solche aus der Private Equity Industrie in Barmitteln geradezu schwimmen.

Die Investmentbank der UBS führt seit Dezember 2009 eine Liste mit potenziellen Übernahmekandidaten für Europa. Interessant ist, dass die Schweizer Grossbank mit Beiersdorf, Burberry, Chemring, National Express, SThree, Tieto und Temenos nicht weniger als sieben Unternehmen von dieser Liste streicht. Neu aufgenommen wird Telecity. Darüber hinaus setzt sich die Liste neben den üblichen Verdächtigen wie Actelion, Dufry und Nobel Biocare auch aus Aveva, C&C Group, Croda, EDPR, Go-Ahead Group, Informa, JMAT, Legrand, MAN, Man Group, Renishaw, Symrise, TNT Express, TUI Travel und Wolters Kluwer zusammen.

Leider liefert die UBS keine Informationen mit, wie sich die Aktien dieser potenziellen Übernahmekandidaten in den letzten Wochen und Monaten entwickelt haben. Doch obwohl schon seit längerer Zeit kein auf der Liste aufgeführtes Unternehmen mehr übernommen wurde, haben viele der erwähnten Aktien seit Anfang Jahr sehr gut abgeschnitten. Kein Wunder, hat die UBS deren sieben gestrichen...

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Heute wird mir aus London eine Studie von Jefferies International zu den europäischen Investmentbanken zugetragen. Die Botschaft der Studienverfasser ist unmissverständlich: Allen Unkenrufen zum Trotz bleibt der Handel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen attraktiv für die Investmentbanken.

Die in Zukunft strengeren Eigenmittelvorschriften und Prozessrisiken hätten dafür gesorgt, dass die Konsensschätzungen in diesem Geschäftsbereich zuletzt deutlich nach unten angepasst worden seien. Mit ihrer Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken habe die US-Notenbank in den letzten Wochen zusätzliches Öl ins Feuer gegossen.

Den Experten zufolge werden diese Faktoren allerdings überschätzt, seien im ungünstigsten Fall doch gerademal zehn Prozent des Handels mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen von den Strukturreformen betroffen.

In der Studie nehmen die Verfasser die Erstabdeckung der Namenaktien der Credit Suisse deshalb mit «Buy» und einem Kursziel von 34,10 Franken auf. Jene der UBS stufen sie aufgrund der nur noch geringen Abhängigkeit vom Investment Banking mit «Hold» und einem Kursziel von 19,70 Franken ein.

Ironischerweise hatte das amerikanische Mutterhaus von Jefferies International im vergangenen Jahr mit einem substanziellen Gewinneinbruch im Handel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen zu kämpfen. Auch wenn das laufende Quartal im Handel saisonal betrachtet als das stärkste des ganzen Jahres gilt, will ich nicht so recht an eine Belebung glauben. Die Aussagen der Studienverfasser sind mutig. Dasselbe gilt für ihre Gewinnschätzungen für die Credit Suisse, welche auf das kommende Jahr bezogen um 12 Prozent über den Konsensschätzungen liegen.