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In den letzten Jahren haben sich der Verwaltungsrat und das Top-Management bei Lindt & Sprüngli immer mal wieder von grösseren Aktienpaketen getrennt. Meist war der Aufschrei in Börsenkreisen lauter, als die Verkäufe Folgen für die Kursentwicklung hatten.
Beobachtern wie mir bietet sich nun allerdings ein ungewohntes Bild: So wurden der SIX Swiss Exchange in den letzten Tagen gleich drei Titelkäufe aus der Teppich-Etage im Gesamtwert von gut 700'000 Franken gemeldet.
Kursentwicklung der Namenaktien von Lindt & Sprüngli in den letzten Monaten (Quelle: www.cash.ch)
Es ist die erste Transaktion ihrer Art seit Juli. Damals lachte sich ein Manager bloss eine einzelne Namenaktie an. Dem stehen alleine seit Ende August Titelverkäufe in Höhe von 16 Millionen Franken gegenüber. In dieser Zeit büssten die Valoren des bekannten Confiseurs knapp zehn Prozent ein. Ein Grund hierfür dürfte die Erstabdeckung der Namenaktien durch J.P. Morgan mit «Underweight» und einem Kursziel von gerade einmal 90'000 Franken sein.
Was die millionenschweren Titelverkäufe anbetrifft, ist festzuhalten: Das Aktienbeteiligungsprogramm von Lindt & Sprüngli lässt sich angeblich nicht mit jenem anderer Schweizer Publikumsgesellschaften vergleichen. Die Höhe der Titelverkäufe sei deshalb mit Vorsicht zu geniessen. So wurde es mir jedenfalls einst aus dem Umfeld des Unternehmens zugetragen.
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Der norwegische Staatsfonds zählt zu den Mächtigen der Finanzwelt. Noch im August verwalteten die Skandinavier ein Vermögen in Höhe von etwas mehr als 1700 Milliarden Dollar. Ein beachtlicher Teil davon ist in Aktien investiert.
Auch bei uns in der Schweiz zählt der norwegische Staatsfonds bei nicht wenigen Unternehmen zu den bedeutenden Aktionären. Als solche gelten Anteilseigner mit einem Stimmenanteil von mindestens drei Prozent.
Beim Verpackungsmaschinenhersteller SIG haben sich die Skandinavier zuletzt wieder von Aktien getrennt, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht. Damit halten sie erstmals seit Mitte April wieder weniger als drei Prozent am Unternehmen. Im August 2020 waren es in der Spitze fast sechs Prozent.
Interessant erscheint mir, dass die Beteiligungsreduktion noch ganz frisch ist und auf die Zeit unmittelbar nach der Veröffentlichung des Zahlenkranzes für das dritte Quartal zurückgeht. So richtig überzeugen konnte das Unternehmen nicht – zumindest nicht die Verantwortlichen beim norwegischen Staatsfonds.
Die Kursentwicklung der SIG-Aktien im bisherigen Jahresverlauf gleicht einer Achterbahnfahrt (Quelle: www.cash.ch)
Zu konstanten Wechselkursen konnte der Umsatz im Jahresvergleich zwar um gut fünf Prozent auf 824,6 Millionen Euro gesteigert werden. Analysten hatten allerdings mit einem Umsatzwachstum von knapp acht Prozent auf 828,9 Millionen Euro gerechnet. Dank Fortschritten bei den Margen fiel der operative Gewinn (EBITDA) mit 205,9 Millionen Euro dennoch etwas besser als gedacht aus.
Dass die diesjährigen Wachstums- und Margenziele nur bestätigt und nicht erhöht wurden, lässt ein schwierigeres Schlussquartal erahnen. Am Tag der Ergebnisveröffentlichung wurden die Aktien von SIG an der Börse denn auch mit einem Minus von vier Prozent «abgefertigt». Gut möglich, dass auch der norwegische Staatsfonds damals schon Titel verkaufte.
Ich kann mich noch erinnern, als der Barclays-Analyst Gaurav Jain den Verpackungsmaschinenhersteller für dessen Buchführungspraktiken rüffelte. In einem Kommentar liess er seine Anlagekunden zwischen den Zeilen wissen, dass der operative Jahresgewinn (EBITDA) eigentlich um mehr als 20 Prozent tiefer ausgewiesen werden müsste. Darauf abgestützt stufte Jain die Aktien von SIG mit «Underweight» und einem Kursziel von 18 Franken ein.
Vor wenigen Wochen warf der Analyst seine Vorbehalte dann über Bord. Seither preist er die Valoren mit «Overweight» und neuerdings sogar mit einem Kursziel von 22 Franken (zuvor 20 Franken) zum Kauf an - wie schnell sich die Dinge an der Börse doch ändern können.
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