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In ihrem neusten Strategiepapier finden UBS-Chefdenker Gerry Fowler und seine Mitautoren klare Worte: Das Börsengeschehen werde unberechenbarer und für Anlegerinnen und Anleger dadurch anspruchsvoller, so lautet ihre Schlüsselbotschaft.
Rückblickend warnten die in Londoner Büros sitzenden Strategen der grössten Schweizer Bank eigentlich schon im März, dass die Kursausschläge heftiger werden sollten. Doch erst jetzt – unmittelbar vor der ersten Leitzinsreduktion durch die amerikanische Notenbank in diesem Zinszyklus – scheinen die Wogen endlich höher zu gehen.
Fowler und seine Mitautoren gehen denn auch mit neuen taktischen Aktienempfehlungen an den Start, um dem anspruchsvolleren Börsenumfeld entsprechend Rechnung zu tragen. Sie setzen neuerdings auf eine Mischung aus Qualitätsaktien und Aktien von Unternehmen, welche von rückläufigen Zinsen profitieren sollten.
Auf der 45 Aktien umfassenden Liste der Kaufempfehlungen sind mehrere aus der Schweiz zu finden. Ich denke da etwa an die Valoren des Genfer Warenprüfunternehmens SGS, des Rückversicherers Swiss Re, der beiden Pharmazulieferer Lonza und Siegfried sowie die des Pharma-Urgesteins Roche, des Flughafens Zürich oder auch des Transporteurs Kühne+Nagel.
Kursentwicklung der Bons von Roche seit Anfang dieses Jahres (Quelle: www.cash.ch)
Offiziell werden nur gerade die Aktien von Lonza und Siegfried auch vom hauseigenen Analysten zum Kauf angepriesen. Bei Letzteren erhöhte die Analystin Barbora Blaha ihr 12-Monats-Kursziel erst kürzlich auf 1309 (zuvor 1011) Franken. Ihr Abteilungskollege Patrick Rafaisz traut den Valoren von Lonza über die nächsten 12 Monate hingegen ein Aufwärtspotenzial bis auf 630 Franken zu.
Bei Swiss Re stemmen sich die Autoren des Strategiepapiers sogar gegen die hauseigene Meinung, werden die dividendenstarken Aktien des Rückversicherers aus Zürich von Analyst Will Hardcastle doch mit «Sell» und einem 12-Monats-Kursziel von 101 Franken eingestuft.
Auch auf der Liste der Verkaufsempfehlungen stösst man auf bekannte Namen aus der Schweiz. Neben den Valoren von Stellenvermittler Adecco wird die zweifelhafte Ehre auch jenen von Uhrenherstellerin Swatch Group oder Nahrungsmittelmulti Nestlé zuteil. Offiziell zum Verkauf empfohlen werden nur die Aktien von Adecco – wobei der Analyst Rory McKenzie ein 12-Monats-Kursziel von 25 Franken veranschlagt. Kein anderer Berufskollege ist auch nur annähernd so pessimistisch wie er.
Die Diskrepanz zwischen den taktischen Aktienempfehlungen und dem, was die hauseigenen Analysten offiziell zu den einzelnen Titeln meinen, lässt sich übrigens ohne weiteres erklären: Denn schliesslich stützen sich Fowler und seine Mitautoren bei ihren Empfehlungen auf ein eigenes Modell ab. In dieses lassen sie neben dem Wirtschaftsumfeld, den Gewinnaussichten und der allgemeinen Bewertung auch die Anlegerstimmung miteinfliessen...
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Wie Bloomberg in Erfahrung gebracht haben will, haben Apax Partners Grosses mit SoftwareOne vor. Der Finanzinvestor will den Anbieter von Cloud-Lösungen aus dem steuergünstigen Stans mit dessen norwegischem Rivalen Crayon fusionieren und beide Unternehmen von der Börse nehmen.
Während der Aktienkurs der angeblichen Braut gestern Montag um bis zu 15 Prozent nach oben schoss, gab jener von SoftwareOne sogar leicht nach. Dass die Börse mit Skepsis auf die Neuigkeiten reagiert, überrascht mich nicht. Immer wieder wurde ausländischen Finanzinvestoren ein Interesse am Unternehmen nachgesagt – und immer wieder wurde enttäuscht, wer auf ein konkretes Übernahmeangebot hoffte. Auch an der Börse scheut das gebrannte Kind bekanntlich das Feuer.
Die Aktien von SoftwareOne reagieren kaum noch auf Übernahmespekulationen (Quelle: www.cash.ch)
Wie der für die Bank Julius Bär tätige Analyst Cengizhan Sen schreibt, beziffert er den intrinsischen fairen Wert für SoftwareOne wie bis anhin mit 25 Franken je Aktie. Sein 22,50 Franken lautendes Kursziel begründet er mit einem Abschlag von 10 Prozent gegenüber dem theoretischen fairen Wert. Für den Analysten bleiben die Aktien dennoch ein Kauf.
Vielleicht erfahren wir schon in den nächsten Tagen, ob es bei blossen Spekulationen bleibt – oder ob bei der Bloomberg-Geschichte diesmal etwas mehr Fleisch am Knochen ist.
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1 Kommentar
ADEN unter 30 ist eine gute Langfristige Anlage, zumal sogar der UBS Analyst nicht von einer Dividendenkürzung ausgeht, sprich der Titel rund 8-10% Divi Rendite abwirft.