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Es gibt Tage, da herrscht am Schweizer Aktienmarkt Nachrichtenflaute. Dann wiederum sind da Tage, an denen sich die Nachrichtenflut für Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten kaum vernünftig bewältigen lässt.

Dass der heutige Freitag zu letzteren zählt, ist der Umstufungswut der Analysten kurz vor dem Wochenende zu verdanken. Schon frühmorgens meldete die Nachrichtenagentur AWP, dass die Credit Suisse die Aktien von DKSH von "Neutral" auf "Underperform" heruntergestuft habe.

Analyst Andy Grobler befürchtet, dass sich die anhaltend schwierigen Bedingungen im Schlüsselmarkt Thailand sowie die höheren Zinskosten negativ in der Gewinnentwicklung des traditionsreichen Marktexpansionsdienstleisters niederschlagen könnten. Er reduziert seine Schätzungen deshalb um bis zu 7 Prozent und senkt das Kursziel für die Papiere auf 57 (zuvor 60) Franken.

Mit der Verkaufsempfehlung setzt die Credit Suisse den Papieren von DKSH ziemlich zu. Und das, obwohl die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken nicht wirklich mit neuen Erkenntnissen aufwartet.

Kurssturz der Aktien von DKSH aufgrund der Verkaufsempfehlung. (Quelle: cash.ch)

Ebenfalls in die Tiefe gezogen werden die Aktien von ABB. In einer Unternehmensstudie senkt der für die französische Investmentbank Oddo tätige Analyst Alfred Glaser seinen Daumen. Neuerdings empfiehlt er die Papiere des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns mit "Reduce" (zuvor "Neutral") zum Verkauf - wenngleich das 18 Franken lautende Kursziel nur auf ein geringes Rückschlagspotenzial schliessen lässt.

Glaser reduziert sowohl seine Schätzungen für das organische Umsatzwachstum als auch seine Margenannahmen für die kommenden zwei Jahre - etwas, das Verwaltungsratspräsident und Interims-Chef Peter Voser vermutlich nicht gerne hören wird. Denn auch auf ihn wächst der Druck aus dem Grossaktionariat.

Gerade wenn mächtige amerikanische Investmentbanken wie Morgan Stanley ein Unternehmen oder einen ganzen Wirtschaftszweig neu einschätzen, sind den betroffenen Aktien grössere Kursverschiebungen so gut wie sicher.

So überrascht es nicht, dass Morgan Stanley den Papieren von Adecco mit einer Heraufstufung von "Equal-weight" auf "Overweight" ein kleineres Kursfeuerwerk beschert. Geht es nach Analyst Anvesh Agrawal, wird der Spielraum für zukünftige Margenverbesserungen sträflich unterschätzt.

So unterschiedlich die Aktienumstufungen und Kurszielveränderungen der letzten Tage auch sein mögen, so einig sind sich die Analysten in einem Punkt: Im Hinblick auf die anstehende Halbjahresberichterstattung überarbeiten sie die diesjährigen Gewinnschätzungen bei den meisten Unternehmen einmal mehr mit dem Rotstift.

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Ich will an dieser Stelle keinen Personenkult betreiben. Das überlasse ich lieber anderen. Dennoch muss auch ich einräumen: Es ist die Stunde des Mensur Pocinci.

Während viele seiner Berufskollegen auch heute noch mit einem rückläufigen Swiss Market Index (SMI) rechnen, sagte der für Julius Bär tätige Markttechnikexperte dem hiesigen Leitindex schon vor Monaten neue Rekordstände vorher. Lob, wem Lob gebührt.

Zur Erinnerung: Nach einem schmerzhaften Rücksetzer zwischen Mitte Oktober letzten Jahres und der Altjahreswoche setzte der SMI zu einer kräftigen Gegenbewegung an. Gut 17 Prozent trennen ihn mittlerweile vom Stand von Ende Dezember. Die Dividendenabgänge aufgerechnet sind es sogar fast 21 Prozent. Seit wenigen Tagen schreibt das Börsenbarometer wieder Geschichte in Form neuer Rekorde.

Jetzt fehlt nur noch ein Vorstoss auf über 10'000 Punkte - auch das eine mehrere Wochen alte Prognose Pocincis. Allerdings stellt sich zusehends die Frage, ob sich der viel beachtete Markttechnikexperte mit seinen jüngsten Aussagen nicht doch etwas weit aus dem Fenster lehnt.

Denn Pocinci wähnt den SMI eigenen Angaben zufolge in einem frühen Stadium einer säkularen Aufwärtsbewegung. Will heissen: Die Rekordjagd hat eben erst begonnen.

Seit Monaten ziehen die Nestlé-Aktien (rot) den (SMI) mit sich. (Quelle: cash.ch)

Nachdem die Aktien von Nestlé mehr als die Hälfte zur nicht weniger als 1400 Punkte umfassenden Indexavance seit Jahresbeginn beisteuerten, ist es nun an den Genussscheinen von Roche, dem Börsenbarometer neue Impulse zu verleihen. Der Markttechnikexperte nimmt die Papiere deshalb ins "Swiss Equities Portfolio" auf.

Selbst wenn ich am Schweizer Aktienmarkt gerne noch einmal deutlich höhere Kurse sähe, so muss man doch realistisch bleiben: Ohne die drei bereits stark gestiegenen Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis geht nichts.

Deshalb ist die jüngste Prognose Pocincis ziemlich mutig. Denn jedes Schulkind weiss: Wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt, droht abzustürzen.
 

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