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Seit Donnerstagnacht ist bekannt, dass Fannie Mae gegen insgesamt neun Banken Klage eingereicht hat. Den Banken wird eine Manipulation des Londoner Referenzzinssatzes für Interbankengeschäfte (Libor) vorgeworfen. Dadurch sei dem während der Finanzkrise verstaatlichten amerikanischen Immobilienfinanzierer ein Schaden von 800 Millionen Dollar entstanden, so die Anklageschrift.

Grösserer Verkaufsdruck kam bei den Aktien der betroffenen Banken am Freitag nicht auf. Auch die Papiere der beiden ebenfalls verklagten Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse konnten sich weitestgehend aus der Affäre ziehen.

Darf man dem für Kepler Cheuvreux tätigen Bankenanalysten Glauben schenken, dann dürfte eine Klagewelle über die neun Banken hereinbrechen. Dass der Libor manipuliert worden sei, sei nicht von der Hand zu weisen. Davon zeuge auch der von mehreren Banken angestrebte Vergleich mit den Behörden.

Bisher hätten einige Geschädigte erfolglos versucht, Entschädigungen von den der Manipulation verdächtigten Banken einzufordern. Und auch er habe sich auf eine schwierige Beweisführung eingestellt, so der Experte. Dies gelte insbesondere für die Quantifizierung des effektiv entstandenen Schadens.

Der Experte warnt allerdings vor Nachahmern, sollte Fannie Mae mit der Klage durchkommen. Immerhin seien Finanzprodukte im Gegenwert von nicht weniger als 350 Billionen Dollar an den Libor geknüpft. Eine Prozesslawine sei den betroffenen Banken dann so gut wie sicher.

Anders als bisherige Klagen hat jene von Fannie Mae durchaus Chancen, durchzukommen. Immerhin steht seit der damaligen Rettung niemand geringeres als der amerikanische Staat hinter dem Immobilienfinanzierer. Und der wiederum ist geradezu berüchtigt dafür, seine Interessen knallhart durchzusetzen. Die von Kepler Cheuvreux angeführte Schätzung für die an den Libor geknüpften Finanzprodukte versetzt vermutlich nicht nur mir einen gehörigen Schlag in die Magengrube. Nicht auszudenken, was passieren würde, sollte die Prozesslawine tatsächlich ins Rollen geraten.

Ich werde die weiteren Entwicklungen in Übersee jedenfalls genauestens im Auge behalten und mich, falls nötig, zu diesem Thema wieder zu Wort melden.

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Vor knapp drei Jahren verpflichtete DKSH mit Peter Kaemmerer einen neuen Geschäftsführer für Japan. Nun holt diesen seine Vergangenheit ein: Als ehemaliges Vorstandsmitglied der Landesbank Baden-Württemberg muss sich Kaemmerer im kommenden Frühjahr vor Gericht verantworten.

Nachdem die Staatsanwaltschaft von Stuttgart den Vorwurf der Untreue fallen lassen musste, hatten sich viele der Beschuldigten eine Einstellung des Verfahrens erhofft. Kaemmerer sowie weiteren ehemaligen Vorstandsmitgliedern der Landesbank Baden-Württemberg wird nun Bilanzfälschung vorgeworfen. Es macht ganz den Anschein, als ob sich die deutsche Justiz in den Beschuldigten festgebissen hat.

Ob und mit welcher Strafe Kaemmerer rechnen muss, bleibt vorerst unklar. Ebenso die Frage, was der Prozess für seine Karriere bei DKSH bedeutet. Zumindest den Aktionären des Unternehmensdienstleisters sollte diese Affäre keine schlaflosen Nächte bereiten.

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Für den kommenden Freitag hat Sulzer in Zürich zum diesjährigen Investorentag geladen. Das Interesse dürfte grösser als in früheren Jahren sein. Denn spätestens mit der einschneidenden Umsatz- und Gewinnwarnung vom Spätsommer hat der in Winterthur niedergelassene Industriekonzern seinen Ruf als Börsenliebling fürs erste verspielt.

In einem Kommentar erklärt der bei Helvea beschäftigte Verfasser den Firmenverantwortlichen, was er sich am Investorentag von ihnen erhofft. Der viel beachtete Experte wünscht sich zusätzliche Informationen in Bezug auf die zukünftige Unternehmensstrategie sowie neue Mittelfristziele.

Ausserdem sei das Unternehmen den Aktionären bisher eine Antwort schuldig geblieben, wie der Erlös der zum Verkauf stehenden Tochter Sulzer Metco verwendet werden soll. Sulzer verfüge bereits jetzt über eine solide Bilanz und stehe unter keinem Druck, in neue Märkte vorzustossen. Der Experte glaubt zu wissen, dass die Aktionäre einer über die kommenden Jahre höheren Dividende den Vorzug geben würden. Dies nicht zuletzt aufgrund der wenig glücklichen Hand des Unternehmens bei Firmenübernahmen.

Die Glaubwürdigkeit von Sulzer habe zuletzt gelitten. Es sei daher wichtig, dass das Unternehmen seine Bereitschaft für eine in Zukunft wieder zuverlässige und offene Kommunikation mit der Investorengemeinde anstrebe.

Erfülle Sulzer alle diese Punkte, werde der kommende Investorentag eine Neubeurteilung und -bewertung der eigenen Aktien einläuten, so ist sich der Experte sicher.