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Die Aktienmarktakteure in New York begegnen der Zwangs-Verheiratung der Credit Suisse mit der deutlich grösseren UBS mit ganz schön viel Skepsis. Das zumindest lassen die neusten Leerverkaufsstatistiken der dortigen Börsenbetreiberin NYSE erahnen.
Denn wie die Statistiken zeigen, spekulieren die dortigen Marktakteure mittlerweile mit fast 23 Millionen American Deposit Receipts (ADRs) der UBS auf fallende Kurse. Das sind ziemlich genau 15 Prozent mehr als noch vor zwei Wochen.
Zur Erinnerung: Um den Jahreswechsel herum wetteten die Leerverkäufer bloss mit 7,5 Millionen Titel gegen die grösste Schweizer Bank. Sogar noch extremer wird gegen jene der Credit Suisse spekuliert. Mit 53,5 Millionen Stück ist die Anzahl leerverkaufter Titel in den vergangenen zwei Wochen zwar kleiner geworden. Noch Mitte April wurde in der Spitze nämlich mit nicht weniger als 64 Millionen ADRs auf fallende Kurse gesetzt. Das sind mehr als dreimal so viele wie noch vor wenigen Wochen.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Im Wissen, dass die dort gehandelten Aktien der beiden Schweizer Grossbanken einen deutlich engeren Markt als die hiesigen aufweisen, dürften gegen die in der Schweiz gehandelten Stücke vermutlich noch umfassendere Wetten laufen. So genau werden wir das nie erfahren, hält es die SIX Swiss Exchange doch auch weiterhin nicht für notwendig, vergleichbare Statistiken zu führen.
Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass Arbitrage-Transaktionen zwischen den Valoren von UBS und Credit Suisse das Bild verfälschen und es sich nicht bei sämtlichen leerverkauften Titeln auch wirklich um Baissespekulationen handelt.
Kürzlich verglich ich die Credit-Suisse-Übernahme mit dem Kauf einer Wundertüte am Kiosk. Ob diese ihr Geld wert ist, zeigt sich bekanntlich erst beim Blick hinein. Ähnliches liesse sich nun auch über die Wetten der Leerverkäufer an der New Yorker Börse sagen.
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Nach einer Road-Show mit Firmenchef Adalbert Lechner von Lindt & Sprüngli und seinem Finanzchef Martin Hug vor Investoren gibt sich UBS-Analyst Jörn Iffert gewohnt zuversichtlich. Er glaubt, dass das Confiserieunternehmen unter diesen beiden prächtig gedeihen wird und die Ziele erreichen kann. Auch in Bezug auf das momentane Tagesgeschäft weiss der Analyst nur positive zu berichten. Er fühlt sich daher sowohl in seiner Kaufempfehlung als auch im 12-Monats-Kursziel von 125'500 Franken für die Namenaktien bestätigt.
Nicht so ganz in dieses Bild wollen da die der SIX Swiss Exchange zeitnah gemeldeten Titelverkäufe aus der Teppich-Etage von Lindt & Sprüngli passen. Alleine seit Donnerstag trennten sich nicht namentlich bekannte Personen aus der Geschäftsleitung von Partizipationsscheinen im Gesamtwert von 6,5 Millionen Franken. Seit Ende April beläuft sich das Total sogar auf 11 Millionen Franken.
Kursentwicklung der Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Zugegeben: Solche Titelverkäufe sind zu dieser Zeit des Jahres nicht eben ungewöhnlich. Auch bei anderen Publikumsgesellschaften aus der Schweiz haben sich die Firmenlenker zuletzt von Aktien des eigenen Unternehmens getrennt.
Und dennoch irritiert es mich ein bisschen, wenn Lechner und Hug gegenüber Investoren auf gute Stimmung machen, und der SIX dann kurz zuvor und danach millionenschwere Titelverkäufe gemeldet werden.
Wie Lindt & Sprüngli im bisherigen Jahresverlauf konkret abgeschnitten hat, steht voraussichtlich erst am 25. Juli fest, wenn das Unternehmen das Halbjahresergebnis vorlegt. Bis dahin ist Geduld gefragt...
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2 Kommentare
Dann hoffen wir mal auf einen grossen short squeeze..
Dazu drücke ich beide Daumen, die Amis wollen die Schweizer Konkurrenz weg haben und sie billig kaufen. Am liebsten mit dem CHF.