Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Am morgigen Mittwoch dürfte die mediale Bühne ganz der UBS gehören. Dann nämlich legt die grösste Schweizer Bank als eines der letzten Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) den Zahlenkranz fürs zweite Quartal vor. Es ist ein Zahlenkranz, der den Aktienkurs bewegen könnte.
Quasi in letzter Minute trifft nun eine Verkaufsempfehlung für die Valoren ein: Nach einem Analystenwechsel stuft die spanische Mediobanca diese mit "Underperform" und einem Kursziel von 22 (zuvor 21) Franken ein.
War bisher Adam Terelak für die Grossbank zuständig, übernimmt für ihn neuerdings der zuvor für die britische Barclays tätige Amit Goel. Dieser hegt Zweifel an der Erreichbarkeit der Mittelfristziele. Das äussert sich auch daran, dass seine Schätzungen für den Vorsteuergewinn um bis zu 18 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken liegen. Auch in Bezug auf künftige Aktienrückkäufe ist der Mediobanca-Analyst zurückhaltender als seine Berufskollegen.
Klare Worte findet Goel auch für das Wealth Management Americas. Seines Erachtens sollte die UBS überdenken, ob man sich nicht sogar von dieser Sparte trennt. Denn schliesslich hinke diese der Konkurrenz in Sachen Rentabilität schon seit Jahren hinterher und drücke so auch beim Schweizer Mutterhaus auf die Eigenkapitalrendite. Strengere Eigenmittelvorschriften könnten den Leidensdruck noch verstärken, wie der Analyst weiter schreibt.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Die Verkaufsempfehlung macht Goel zu so etwas wie einem "Wiederholungstäter" – stufte er die Aktien der grössten Schweizer Bank einst doch schon bei seiner früheren Arbeitgeberin Barclays mit "Underweight" ein. Dort lautete das Kursziel einst sogar nur 17,50 Franken. Auch sein Nachfolger bei der britischen Grossbank findet sichtlich wenig Gefallen an den Valoren und rät seiner Anlagekundschaft mit "Underweight" und einem Kursziel von 21 Franken zum Ausstieg. Nicht nur bei Barclays, auch bei der Mediobanca sitzen die Analysten in Büros in London.
Mein Interesse gilt morgen Mittwoch übrigens neben der Gewinnentwicklung vor allem der Nettoneugeldentwicklung. Ausserdem erhoffe ich mir nach dem Vollzug der Credit-Suisse-Übernahme wertvolle Anhaltspunkte in Sachen Eigenmittelbasis...
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Wurden die Aktien in den ersten Tagen nach dem Börsengang zu 44 Franken und mehr gehandelt, kosten sie mittlerweile keine 11 Franken mehr. Das ist nicht zuletzt der Produktionsverlagerung weg aus Polen geschuldet, weil Medmix dort aufgrund der Sanktionen gegen den russischen Milliardär und Grossaktionär Viktor Vekselberg ebenfalls sanktioniert wurde.
Mit der Capital Group sieht sich ein Grossaktionär der ersten Stunde nun gezwungen, die Reissleine zu ziehen. Hielt der Fondsriese kurz nach dem Börsengang einst gut 5 Prozent am Medizinaltechnikunternehmen, hat er das Aktienpaket in den letzten Tagen weiter ausgedünnt. Wie aus einer Beteiligungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, halten die Amerikaner neuerdings keine 3 Prozent mehr.
Kurszerfall bei den Aktien von Medmix in den letzten Jahren (Quelle: www.cash.ch)
Über die Gründe für die Beteiligungsreduktion lassen sich bloss Mutmassungen anstellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Capital Group alleine aufgrund der mittlerweile geringen Börsenkapitalisierung von umgerechnet weniger als 600 Millionen Dollar den Ausgang sucht. Gerade im amerikanischen Raum ist es nämlich nicht unüblich, dass Fondsanbieter nur in Unternehmen mit einem Börsenwert von einer Milliarde Dollar und mehr investiert sein wollen.
Letzteres war bei uns an der Schweizer Börse auch schon mit anderen Protagonisten zu beobachten. Und nicht selten stiegen die amerikanischen Grossinvestoren rückblickend zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt aus.
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4 Kommentare
Geschätzter Cash Insider,
Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Der aktuelle Aktienkurs der UBS bestätigt diese.
Analysten sind wie Theaterkritiker. Vom Logenplatz aus lassen sich die eigenen Unzulänglichkeiten ohne Konsequenzen kompensieren.
Beste Grüße
Geschätzter Cash Insider,
jeden Tag freue ich mich auf Ihre fundierten, pointierten Kommentare und Einschätzungen.
Leider fehlt heute bzgl UBS ihre Stellungnahme zu den Londoner Analysten.
Beste Grüße, J. Baumann
Werter Herr Baumann
Vielen Dank für diese Worte. Ich habe in meinen Unterlagen schnell nachgeschaut: Bei Barclays stufte Amit Goel die UBS-Aktien seit Mitte Juli 2022 mit UNDERWEIGHT ein, als noch Kurse von um die 15 Franken bezahlt wurden. Mit 26 Franken kosten diese mittlerweile deutlich mehr. Ich hoffe, Ihre Frage damit beantworten zu können.
Herzliche Grüsse, der cash Insider
Leider, sehr geehrter Cash Insider, sind Sie gegenüber den Analysten aus meiner Sicht viel zu nachsichtig. Vielfach wird aus jener Ecke viel zu oft nach dem Motto „was kümmert mich das Geschwätz von gestern „ verfahren. Die Glaubwürdigkeit dieser Spezies reduziert sich galoppierend….