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Während ich mich es mir unter der Sonne Zyperns gut gehen liess, gerieten die Aktien des Pharmazulieferers Lonza ziemlich unter die Räder. Der Grund: Nur wenige Wochen vor dem diesjährigen Investorentag verlässt Firmenchef Pierre-Alain Ruffieux – für Beobachter überraschend – nach weniger als drei Jahren das Unternehmen.
Obwohl Lonza gegenüber uns Medien verstanden haben will, dass der Rücktritt im Gegenseitigen Einvernehmen erfolgt, reagierte die Börse ziemlich ungehalten. Alleine am Tag der Bekanntgabe gingen die Aktien um fast 15 Prozent tiefer aus dem Handel. Begleitet wurden die Kursverluste von Stimmen, wonach es nach der Reduktion der diesjährigen Vorgaben sowie der Mittelfristziele noch weitere Probleme geben könnte. Zumindest die diesjährigen Vorgaben haben die Basler mittlerweile bestätigt – um zumindest den Spekulationen rund um eine weitere mögliche Warnung entgegenzuwirken.
Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir nun vom Investorentag vom 17. Oktober. Dann dürfte bereits Verwaltungsratspräsident Albert Baehny in seiner Rolle als Übergangschef durch den Tag führen.
Kursentwicklung der Lonza-Aktien in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Nicht vom überraschenden Rücktritt Ruffieux ins Bockshorn jagen lässt man sich in den Handelsräumen der UBS. In einem mir zugespielten Strategiepapier sprechen die Autoren sogar eine taktische Kaufempfehlung für die Valoren von Lonza aus. Sie verweisen dabei auf das 630 Franken lautende 12-Monats-Kursziel des hauseigenen Analysten Patrick Rafaisz. Auch dieser preist die Aktien mit "Buy" an. Und das selbst nach dem bekannt gewordenen Rücktritt des bisherigen Firmenchefs.
Auch ich war übrigens nicht untätig und habe bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 aus der Ferne ausserplanmässige Umstellungen vorgenommen. Die Valoren von Lonza ziehen mit einer Gewichtung von 8 Prozent in die Favoritenliste ein. Die Aufnahme erfolgt zu Lasten der Valoren von Roche und Novartis. Deren Gewichtung wird um 5 respektive um 3 Prozent auf jeweils gut 10 Prozent reduziert. Unser Partner Leonteq hat diese Anpassungen beim Tracking-Zertifikat bereits vollzogen.
Zur Erinnerung: Verwaltungsratspräsident Albert Baehny übernahm den Chefsessel im November 2019 schon einmal interimistisch, nachdem der damalige Firmenchef Mark Funk diesen räumen musste. Nach einem anfänglichen Rücksetzer setzten die Aktien in den darauffolgenden Monaten zu einem wahren Höhenflug an – getragen von deutlichen Fortschritten im Tagesgeschäft.
Der Hauptgrund für die Aufnahme von Lonza auf die Liste meiner Aktienfavoriten liegt allerdings vielmehr in meinen Zinserwartungen. Sollte sich die Zinssituation tatsächlich entspannen, spräche dies bei Wachstumsaktien vom Schlag von Lonza nämlich für eine grundlegende Neubeurteilung und -bewertung. Folglich räume ich diesem Titelsegment neuerdings mehr Platz ein.
Am kommenden Donnerstag werde ich bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 eine weitere Zwischenbilanz ziehen und mich noch etwas ausführlicher zu einzelnen Titelpositionen äussern – darunter auch zu Roche, Novartis und Lonza.
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Ebenfalls arg unter die Räder geriet der Sensorenhersteller AMS Osram. Zeitweise wurden die Aktien am letzten Donnerstag mit Kursverlusten von fast 30 Prozent für Bilanzsanierungspläne abgestraft.
Kursentwicklung der Aktien von AMS Osram im bisherigen Jahresverlauf (Quelle: www.cash.ch)
Die besagten Pläne sehen unter anderem die Ausgabe neuer Aktien in Höhe von bis zu 800 Millionen Euro vor. Da ist sie nun also, die Kapitalerhöhung, um welches sich seit unmittelbar vor meiner Abreise in die Herbstferien das Gerüchtekarussell drehte.
Ich schrieb damals:
...und...
Dass die Valoren von AMS Osram in den letzten Tagen etwas Boden gutmachen konnten, dürfte auf erste grössere Deckungskäufe aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer zurückzuführen sein. Wie neuste Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zeigen, liefen Ende September noch immer Wetten im Umfang von knapp 7 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen den Sensorenhersteller aus Unterpremstätten.
Vermutlich ist der Mist aus Sicht der meisten Leerverkäufer nun geführt. Wirklich von Dauer dürften die Deckungskäufe indes wohl nicht sein...
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