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Ein neuer Tag – eine neue Hiobsbotschaft die die leidgeplagten Aktionärinnen und Aktionäre von Zur Rose: UBS-Analyst Sebastian Vogel reduziert seine Verlustschätzungen für die Versandapotheke zwar etwas. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, sein 12-Monats-Kursziel auf 23,50 (zuvor 56) Franken zu halbieren. Denn der Grund für die tieferen Verlustschätzungen liegt ausschliesslich darin, dass sich die Verluste nach der kürzlich vollzogenen Kapitalerhöhung auf mehr Aktien verteilen.
Obwohl der Kurs der Aktien seit Jahresbeginn um fast 90 Prozent eingebrochen ist, hält Vogel die Valoren weiterhin für überteuert. Seinen Berechnungen zufolge nimmt der Börsenwert selbst jetzt noch einen Marktanteil des Unternehmens von 5 bis 6 Prozent bei verschreibungspflichtigen Medikamenten in Deutschland bei einer operativen Marge (EBITDA) von ebenfalls zwischen 5 und 6 Prozent vorweg. Er selber geht bis in vier Jahren nur von einem Marktanteil von 4,7 Prozent bei einer operativen Marge von 4 Prozent aus. Der Analyst hält deshalb wie bis anhin an seiner Verkaufsempfehlung fest.
Kurszerfall der Aktien von Zur Rose seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Ich muss Vogel zweifelsohne ein Kränzchen winden. Als er im Februar 2021 bei Kursen um 420 Franken erstmals eine Verkaufsempfehlung für die Zur-Rose-Aktien aussprach, stand er damit ziemlich alleine da. Viele andere seiner Berufskollegen – etwa jene bei der Bank of America oder Jefferies – priesen die Papiere der Versandapotheke damals noch mit Kurszielen von bis zu 600 Franken zum Kauf an.
Als ich damals von diesem Tabubruch berichtete, schrieb ich:
Nach dem Kursrücksetzer vom vergangenen Dezember dachte ich dann, dass der Boden gefunden sei und setzte die Aktien von Zur Rose auf die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2022 – wenn auch anfänglich "bloss" mit einer Gewichtung von 5 Prozent. Ein fataler Irrtum, muss ich mir rückblickend doch den Vorwurf gefallen lassen, die Verzögerungen bei der Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland und die dem Unternehmen daraus erwachsenden finanziellen Folgen völlig unterschätzt zu haben. Asche über mein Haupt.
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Eigentlich hatte das Börsendebüt von Accelleron von letzter Woche alle für einen Erfolg notwendigen Zutaten – gilt das Geschäft mit leistungsstarken Turboladern doch als ziemlich zukunftsträchtig. Ausserdem will die ehemalige ABB-Tochter eine grosszügige Dividendenpolitik verfolgen.
Allerdings sollte alles ganz anders kommen. Wurden am ersten Handelstage in der Spitze noch Kurse von bis zu 19 Franken bezahlt, waren es zuletzt keine 15 Franken mehr. Der Kurszerfall macht selbst hartgesottene Börsenbeobachter sprachlos – zumal es aus Analystenkreisen regelrecht Kaufempfehlungen hagelte. Der Experte von Kepler Cheuvreux kommt dabei gar auf ein Kursziel von 26 Franken.
Begleitet wurde der Kurszerfall übrigens von Spekulationen, wonach ein aggressiver Verkäufer am Werk sei. Gestern Dienstag tauchte ein erster möglicher Name auf: Wie sich einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange entnehmen lässt, hat mit Blackrock niemand geringerer als der weltgrösste Vermögensverwalter sein Aktienpaket von 5,1 auf 3,7 Prozent ausgedünnt.
Die Aktien von Accelleron haben seit dem Börsendebüt von letzter Woche deutlich an Wert verloren (Quelle: www.cash.ch)
Und will man Berichten aus dem hiesigen Handel Glauben schenken, dann haben sich einige Marktakteure in der Hoffnung auf das schnelle Geld sozusagen in letzter Minute noch rasch bei ABB eingekauft. Nun sei das Gejammer gross, wie es weiter heisst.
Aufgrund dieses ziemlich toxischen Cocktails könnten die Aktien von Accelleron kurzfristig nach unten "überschiessen". Wer bei der ehemaligen ABB-Tochter längerfristig an Bord bleiben möchte, dem sei gesagt, dass der Verkaufsdruck nicht ewig andauern wird. Auch verkaufswillige Grossinvestoren verkaufen nicht zu jedem Preis. Als Orientierungshilfe könnte da die Dividende dienen, errechnet sich mittlerweile doch eine nicht eben unattraktiv hohe Rendite von gut 5 Prozent...
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1 Kommentar
Der UBS-Analyst ist in Sachen Marktentwicklung der Zur Rose Gruppe ein wahrer Hellseher. Ich finde es in diesen Zeiten völlig unseriös eine Prognose für die Marge und den Marktanteil für 4 Jahr abzugeben.