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Das neue Börsenjahr war erst wenige Tage alt, als sich der amerikanische Milliardär Israel Englander als bedeutender Tecan-Aktionär zu erkennen geben musste. Kurz zuvor hatte der Mitgründer des gefürchteten Hedgefonds Millennium Partners mit seinem Stimmenanteil die Drei-Prozent-Schwelle überschritten, was eine Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange nach sich zog.
Wie heute Mittwoch einer weiteren Offenlegungsmeldung hervorgeht, hat Englander seinen Stimmenanteil vor wenigen Tagen wieder auf unter drei Prozent reduziert. Gut möglich, dass der amerikanische Milliardär sogar ganz beim Laborausrüster aus Männedorf ausgestiegen ist – oder aussteigen wird.
Ob sich dieses kurze Gastspiel finanziell bezahlt gemacht hat, bleibt unklar. Dank eines soliden Jahresergebnisses und eines ermutigenden Ausblicks beim deutschen Rivalen Sartorius schoss der Kurs der Tecan-Aktien Ende Januar in der Spitze auf fast 250 Franken hoch. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings schon bekannt, dass das Unternehmen aus Männedorf das vergangene Jahr mit einem Umsatzrückgang um 13 Prozent auf 934 Millionen Franken abgeschlossen hat. Analysten waren nach der einschneidenden Umsatz- und Gewinnwarnung vom vergangenen Oktober durchschnittlich von einem Jahresumsatz von 917 Millionen Franken ausgegangen.
"Zurück auf Start" hiess es zuletzt für die Tecan-Aktien (Quelle: www.cash.ch)
Mit etwas mehr als 210 Franken kosten die Valoren des Laborausrüsters mittlerweile in etwa wieder so viel oder so wenig wie zum Zeitpunkt des Einstiegs des amerikanischen Milliardärs. Das wiederum könnte so viel bedeuten wie: Ausser Spesen nichts gewesen.
In hiesigen Börsenkreisen sorgte der Einstieg Englanders für Verwirrung, ging doch schon im Januar aus der Offenlegungsmeldung hervor, dass der Beteiligungsnahme nicht auch nur eine einzige Tecan-Aktie zugrunde lag. Für gewöhnlich ist das nur bei Unternehmen möglich, welche Wandelanleihen ausstehend haben. Bei den Männedorfern ist das - soviel ich weiss - nicht der Fall. Auch eine Beteiligungsnahme mittels eines Derivatkonstrukts wäre im Januar vermutlich anders dahergekommen. Beides macht das kurze Gastspiel des Amerikaners noch viel rätselhafter...
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Erst am Montag berichtete ich in meiner Kolumne, dass die Bank Julius Bär mit zwei neuen taktischen Aktienempfehlungen für die Schweiz ins Rennen geht. Mit Lonza und Sandoz ziehen gleich zwei Valoren ins «Swiss Equities Portfolio» von Chef-Markttechniker Mensur Pocinci ein, welche er nur wenige Wochen zuvor aus seinem Musterportefeuille gekippt hatte – und das erst noch zu tieferen Kursen.
Nun wird mir ein Kommentar aus dem Aktienhandel der UBS zugespielt. Nach neuen taktischen Empfehlungen für den Schweizer Aktienmarkt sucht man darin vergeblich. Ganz im Gegenteil: Mit Alcon stellen die Autoren sogar eine von zwei Titelpositionen glatt. Die Empfehlung geht auf Anfang Dezember zurück, als noch Kurse um die 78 Franken für die Valoren der einstigen Novartis-Tochter bezahlt wurden.
Noch vor wenigen Wochen fristete Alcon an der Börse so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein. Doch dann – siehe da – verlieh der UBS-Analyst Graham Doyle seiner Kaufempfehlung sowie dem Zwölf-Monats-Kursziel von 95 Franken in einer 31 Seiten starken Unternehmensstudie nochmals Nachdruck.
Die Genussscheine von Roche sind schon seit Wochen flott unterwegs (Quelle: www.cash.ch)
Doyle reduzierte seine Gewinnschätzungen damals zwar um bis zu drei Prozent, schrieb gleichzeitig jedoch, dass er den Aktien des Ophthalmologieunternehmens bis in zwölf Monaten 50 Prozent höhere Kurse und bis in 24 Monaten sogar 70 Prozent höhere Kurse zutraue.
Keine drei Wochen später und nur wenige Kursfranken höher nimmt die Grossbank die aufgelaufenen Gewinne auf ihrer taktischen Kaufempfehlung nun also bereits wieder mit. Dieser Schritt strotzt nicht gerade von Überzeugung in die gar optimistischen Kursprojektionen des hauseigenen Analysten.
Neu auf die Liste der taktischen Kaufempfehlungen aus der Schweiz setzt man im Aktienhandel der UBS die Valoren von DSM Firmenich. Das ist grundsätzlich zwar nicht falsch, verfügt das Unternehmen nach dem Zusammenschluss der Niederländer mit dem Aromen- und Duftstoffhersteller Firmenich doch über einen Zweitsitz in Genf. Kotiert sind die Aktien allerdings nur in Amsterdam.
Das macht die taktische Empfehlung für den Backwarenhersteller Aryzta vorerst zur Alleinigen für ein in der Schweiz kotiertes Unternehmen.
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