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Beinahe stündlich ändert sich die politische Nachrichtenlage in unserem südlichen Nachbarland Italien. Erst hielten Beobachter die Regierungsbildung der europakritischen 5-Sterne-Bewegung mit der rechtspopulistischen Lega für gescheitert. Dann war von einer Übergangsregierung und Neuwahlen im Herbst die Rede.

Seit heute sieht es nun danach aus, als ob die Regierung doch noch zustande käme - wenn auch mit etwas gemässigteren Kandidaten für die jeweiligen Ämter. Zudem beteuern die beiden zukünftigen Regierungsparteien, nicht aus dem Euro austreten zu wollen.

Das letzte Wort scheint allerdings noch nicht gesprochen, selbst wenn der zuvor erstarkte Franken seit Dienstag wieder etwas nachgibt.

Zumindest bei Julius Bär will man der Ruhe nach dem Sturm noch nicht so recht trauen. Die traditionsreiche Zürcher Bank streicht ihre 3-Monats-Prognose für den Euro-Franken-Kurs von 1,20 auf 1,10 zusammen.

Sie war übrigens eine der ersten Banken, die mit einem Vorstoss des Währungspaares bis an den einstigen Mindestkurs der Schweizerische Nationalbank (SNB) von 1,20 rechnete.

Entwicklung des Euro-Franken-Kurses über die letzten zwei Wochen. (Quelle: www.cash.ch)

Auch bei den 12-Monats-Prognosen sehen sich die Währungsstrategen von Julius Bär dazu gezwungen, beim Euro-Franken-Kurs über die Bücher zu gehen. Sie nehmen die Prognosen von 1,22 auf 1,18 zurück.

Aus Sicht der Experten könnte sich das Seilziehen zwischen den verschiedenen Lagern um den zukünftigen politischen Kurs Italiens noch über Monate hinziehen und gegebenenfalls sogar in Neuwahlen münden.

Das wiederum würde dem Franken als "sicherer Hafen" Auftrieb geben. Die Währungsexperten rechnen deshalb vorerst nicht mit einem schwächeren Franken.

Aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen bei hiesigen Banken wird mir denn auch von Milliardenzuflüssen aus dem südeuropäischen Raum berichtet.

Ich bin jedenfalls neugierig, ob weitere Banken dem Vorstoss von Julius Bär beim Franken folgen werden. À suivre...

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Gleich zweimal musste der Backwarenhersteller Aryzta seine Gewinnvorgaben in diesem Jahr schon zurechtstutzen. Einmal in der zweiten Januar-Hälfte und einmal vor gut einer Woche.

Diese zweimalige Fehleinschätzung der eigenen Ertragskraft kostete die Aktien gut 60 Prozent ihres Kurswerts, was ihnen die undankbare Rolle des Schlusslichts unter den Schweizer Aktien seit Jahresbeginn einbringt.

Mit an Bord auf dem Weg nach unten: Der spanische Vermögensverwalter Cobas Asset Management, seines Zeichens Spezialist für Substanzaktien.

Über die Substanzkraft von Aryzta lässt sich allerdings streiten. Die erdrückend hohe Verschuldung zwingt den Backwarenhersteller vom Verkauf von in den letzten Jahren teuer erkauften Firmenbeteiligungen. Wie werthaltig der für diese Firmenbeteiligungen bilanzierte Goodwill noch ist, wird sich zeigen müssen. Werden ausserordentliche Goodwill-Abschreibungen notwendig, gehen diese zu Lasten der Substanz.

Dass das Tagesgeschäft von Aryzta von Überkapazitäten und Preisdruck geprägt ist, macht die Sache auch nicht besser.

Cobas Asset Management stieg im Juni letzten Jahres mit 3,16 Prozent beim Backwarenhersteller ein und baute die Beteiligung vier Monate später auf 5,09 Prozent aus. Damals galten die Aktien noch 30 oder mehr Franken.

Die Aktien von Aryzta gleich mit zwei Luftlöchern in der Kursentwicklung der letzten 12 Monate. (Quelle: www.cash.ch)

Während sich andere Grossaktionäre wie die Fondstochter der Credit Suisse (siehe "Aryzta-Wette der Credit Suisse macht sich nicht bezahlt" vom 4. April) aus dem Aktionariat zurückzogen, kaufte Cobas Asset Management noch einmal kräftig Titel zu. Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, verdoppelten die Spanier ihre Wette auf den Backwarenhersteller zuletzt auf 10,02 Prozent.

Pikantes Detail: Der Schwellenwert von 10 Prozent wurde nicht nach der Gewinnwarnung von letzter Woche überschritten, sondern tags zuvor. Zu diesem Zeitpunkt kosteten die Aktien noch gut 20 Franken.

Von den Kundenvermögen von Cobas Asset Management in Höhe von umgerechnet 2,76 Milliarden Franken sind nur knapp 5 Prozent in die Aktien von Aryzta investiert. Das heisst so viel wie: Für den Vermögensverwalter dürften die eingefahrenen Kursverluste zwar ärgerlich, nicht aber existenziell sein.
 

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