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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Temenos, Nestlé und Co: Tag der Umstufungen am Schweizer Aktienmarkt

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Gleich mehrere Umstufungen zu Temenos und Nestlé, Roche und Lonza können überzeugen. - Und: Ein Tolggen im Reinheft des Nestlé-Chefs.

26.07.2024   11:52
Von cash Insider
Mark Schneider, CEO Nestlé.

Mark Schneider, CEO Nestlé.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Was war das bloss wieder für eine Woche bei uns am Schweizer Aktienmarkt. Gerade der Donnerstag hatte es faustdick hinter den Ohren: Nicht weniger als 17 der hiesigen Publikumsgesellschaften warteten an diesem Morgen mit ihren Zahlenkränzen auf – darunter auch die beiden Schwergewichte Roche und Nestlé. Und diese Zahlenkränze wollten allesamt kommentiert werden. Wer sich ein Bild davon machen will, der sollte einen Blick auf mein Insider Briefing von jenem verhängnisvollen Morgen wagen...

Und als ob diese Zahlenflut uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten an diesem Tag nicht schon genug auf Trab gehalten hätte, zogen die neusten Nachrichten bei nicht eben wenigen der betroffenen Aktien starke Kursbewegungen nach sich. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin dann froh, wenn es wieder etwas ruhiger wird. Wenigstens geht mir der Schreibstoff nicht aus. Das ist doch auch etwas wert.

Viele wertvolle Punkte kostete den Swiss Market Index (SMI) das Schwergewicht Nestlé. Firmenchef Mark Schneider löste zwar sein Versprechen ein und wies für das zweite Quartal eine positive Entwicklung beim Volumenabsatz auf. Auch über die gesamte erste Jahreshälfte hinweg resultierte ein leichtes Plus.

Dieses Versprechen geht auf Aussagen Schneiders an einer Veranstaltung der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan von Ende Mai zurück, wonach das Geschäft des Herstellers von Nespresso, Maggi, KitKat oder Perrier in Schwung komme. Er bestätigte, dass das interne Realwachstum, das die Absatzvolumen und Veränderungen im Produktmix umfasst, im zweiten Quartal anziehen dürfte.

Die Nestlé-Aktien blicken auf eine schlechte Woche zurück (Quelle: www.cash.ch)

Es macht allerdings den Anschein, als ob man beim Nahrungsmittelhersteller aus Vevey bei der Gestaltung der Absatzpreise Zugeständnisse eingegangen sei, um die Volumenentwicklung in positives Terrain zu bringen. Mit Erhöhungen von durchschnittlich 0,6 Prozent gegenüber demselben Quartal letzten Jahres blieben die Absatzpreise im zweiten Quartal weit hinter den von Analysten erwarteten 2,4 Prozent zurück.

In der Folge wurden dann auch die Erwartungen an das organische Umsatzwachstum verfehlt, was den Nestlé-Chef wiederum zu einer Anpassung des organischen Wachstumsziels für dieses Jahr auf mindestens 3 Prozent (zuvor mindestens 4 Prozent) aus "Gründen der Vorsicht" veranlasste.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich grosse Stücke auf Schneider halte. Er hat in den letzten Jahren sehr vieles richtig gemacht – selbst wenn sich das in der Aktienkursentwicklung nicht wirklich widerspiegelt.

Dass der Nestlé-Chef das organische Umsatzziel Ende Mai an der besagten Veranstaltung von J.P. Morgan noch bestätigte, darf als Tolggen im Reinheft Schneiders verstanden werden. Und als ob der Rivale Unilever den Westschweizern eins auswischen wollte, wies dieser für die erste Jahreshälfte ein organisches Umsatzwachstum von mehr als 4 Prozent aus und erfüllte die selbst gesteckten Erwartungen.

Anders als Nestlé konnten Roche und Lonza gestern Donnerstag mit ihren Zahlenkränzen punkten. Lonza übertraf die Erwartungen an den operativen Kerngewinn in der ersten Jahreshälfte ziemlich deutlich. Trotz dem Verlust des Moderna-Auftrags und den wegbrechenden Impfstoffumsätzen zeigt sich die Margenentwicklung überraschend widerstandsfähig. Nicht eben wenige Analysten müssen ihre diesbezüglichen Erwartungen nun unter positiven Vorzeichen nach oben anpassen – selbst wenn der Pharmazulieferer an seinen diesjährigen Finanzzielen festhält.

Da freue ich mich doch jetzt schon auf den diesjährigen Investorentag von Ende September, wenn der neue Firmenchef Wolfgang Wienand seine eigene Vision der Zukunft aufzeigt. Bei seinem früheren Arbeitgeber Siegfried lag der Schwerpunkt stets auf gut verdaubaren Übernahmen, die leicht zu integrieren sind und sich rechnen. Das lässt die künftige Stossrichtung bei Lonza im Ansatz schon erahnen.

Nach dem eher enttäuschenden Zwischenbericht für die ersten drei Monate hatte auch ich mit einem eher verhaltenen Halbjahresergebnis gerechnet. Nun sieht alles danach aus, als ob die diesjährigen Finanzziele Ende September sogar erhöht werde könnten. So schnell dürfte den Lonza-Aktien den Platz an der diesjährigen SMI-Spitze so schnell jedenfalls nicht streitig gemacht werden.

Auch das Sorgenkind Roche wartete gestern Donnerstag endlich mal wieder mit einem erfreulichen Zahlenkranz auf. Nicht nur beim Umsatz, auch beim operativen Kerngewinn übertraf die Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel in den ersten sechs Monaten selbst die kühnsten Erwartungen – wobei die Genussscheine ihre Tageshöchstkurse bei etwas mehr als 285 Franken nicht halten konnten.

Zugegeben: Über die Ergebnisqualität kann man sich im Guten streiten. So hält etwa der für die Basler Kantonalbank tätige Analyst Elmar Sieber in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft fest, dass weder das starke Abschneiden Roches in der ersten Jahreshälfte, noch die Erhöhung der diesjährigen Gewinnvorgaben darüber hinwegtäuschen dürfen, dass die zuletzt gute Entwicklung nicht nur auf den Erfolg neuer Produkte, sondern eben auch auf einen geringer als erwarteten Umsatzschwund bei älteren Produkten zurückzuführen ist.

Die Genussscheine von Roche konnten an die Kursgewinne der letzten Wochen anknüpfen (Quelle: www.cash.ch)

Allerdings war der Absatz mit dem Augenmittel Vabysmo auch im zweiten Quartal einmal mehr ein Lichtblick. Und auch jener mit dem MS-Medikament Ocrevus oder dem Blutermittel Hemlibra weiss zu überzeugen. Zudem nimmt das Diagnostikgeschäft wieder Fahrt auf, nachdem der Wegbruch der Pandemieumsätze endlich ausgestanden ist.

Heute Freitag treffen so viele Aktienumstufungen wie noch selten zuvor ein. Gerade bei den Valoren von Nestlé ziehen gleich mehrere Analysten entnervt die Reissleine. Guillaume Delmas von der UBS geht von "Buy" auf "Neutral" und kürzt das 12-Monats-Kursziel auf 95 (zuvor 117) Franken, sein Berufskollege Fulvio Cazzol von der Berenberg Bank von "Buy" auf "Hold" mit einem Kursziel auf 95 (zuvor 117) Franken und der für die Deutsche Bank tätige Tom Sykes geht ebenfalls von "Buy" auf "Hold" mit einem Kursziel auf 95 (zuvor 106) Franken.

Für Sykes ist die Kürzung der diesjährigen Wachstumsvorgaben die eine zu viel. In Dollar betrachtet seien die Gewinnwachstumsprognosen für das laufende und die kommenden vier Jahre die tiefsten seit Mark Schneider den Chefsessel übernahm. Was wurden die Nestlé-Aktien bei Kursen von 120 Franken und mehr von den Banken und ihren Analysten einst nicht wärmstens zum Kauf angepriesen. Teilweise reichten die damals herumgereichten Kursziele bis auf 145 Franken...

Bei den Aktien von Interroll meldet sich hingegen Chefanalyst Torsten Sauter von Kepler Cheuvreux zu Wort. Im Hinblick auf die Halbjahresergebnisveröffentlichung von Anfang August stuft er die Valoren des Anbieters von Logistiklösungen von "Reduce" auf "Hold" herauf. Am 2650 Franken lautenden Kursziel ändert sich indes nichts. Will man Sauter Glauben schenken, dann gewinnt Interroll erstmals wieder Kunden zurück. Ausserdem scheint der Lagerabbau bei den Abnehmern abgeschlossen zu sein.

Widersprüchliche Unternehmensstudien gehen zu Temenos ein. Während die Bank of America nach der jüngsten Umsatzenttäuschung von "Buy" auf "Neutral" geht und das Kursziel auf 68 (zuvor 89) Franken zusammenstreicht, stuft die Zürcher Kantonalbank die Valoren der Bankensoftwareschmiede aus Genf von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" herauf und veranschlagt neuerdings einen fairen Wert von 86 (zuvor 83) Franken. Erstere argumentiert mit dem intakten Branchenumfeld und erhofft sich vom neuen Firmenchef wichtige Impulse, zweitere damit, dass man sich als Anleger in Sachen neue Mittelfristziele noch immer im Blindflug befindet und der künftige Investitionsbedarf unterschätzt wird.

Und dann wäre da noch UBS-Analyst Graham Doyle mit seiner Heraufstufung für die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova von "Sell" auf "Neutral" bei einem unverändert 270 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel. Er begründet diesen Schritt mit den mittlerweile realistischeren Markterwartungen sowie mit den anstehenden Produktneueinführungen. Auch im diesjährigen Investorentag von Ende August sieht Doyle einen möglichen Kurstreiber.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass kommende Woche weitere Aktienumstufungen eintreffen. Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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