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Als mir kurz vor dem Wochenende ein Kommentar aus den Handelsräumen der UBS zugespielt wurde, da staunte ich nicht schlecht. Darin sprachen die Autoren nämlich eine taktische Kaufempfehlung für die Aktien von Alcon aus. Das hatten wir doch schon mal.
Bereits Ende Dezember pries man die Valoren der ehemaligen Novartis-Tochter bei Kursen um die 78 Franken im Rahmen einer «schnellen Wette» an. Doch erst Wochen später weckte der hauseigene Analyst Graham Doyle die Aktien aus ihrem Dornröschenschlaf. Hierfür bedurfte es einer nicht weniger als 31 Seiten starken Unternehmensstudie.
Wie eine Bombe schlug besagte Studie ein, weniger wegen der Bestätigung der Kaufempfehlung vom Oktober 2021, als vielmehr wegen der Aussage, dass der Autor den Aktien des Ophthalmologieunternehmens bis in 12 Monaten um 50 Prozent höhere Kurse und bis in 24 Monaten sogar um 70 Prozent höhere Kurse zutraut. Ersteres läge nicht nur weit über dem offiziellen 12-Monats-Kursziel von 95 Franken, sondern würde selbst die 112 Franken aus seinem «Best-Case»-Szenario klar in den Schatten stellen.
Ich begegnete der Unternehmensstudie damals mit folgenden Worten:
Interessanterweise wurden die taktisch aufgebauten Titelpositionen schon kurze Zeit später mit einem überschaubaren Gewinn von etwas mehr als sechs Prozent wieder glattgestellt - und das zu Kursen weit unter den geradezu atemberaubenden Projektionen des hauseigenen Analysten.
Nun legt man in den Handelsräumen der grössten Schweizer Bank mit einer weiteren taktischen Kaufempfehlung nach und versucht sich erneut an den Aktien von Alcon. Selbst die Argumente sind dieselben wie im Dezember.
Ist das der Versuch, der Anlagekundschaft «alten Wein in neuen Schläuchen» zu verkaufen? Wohl eher nicht. Denn die UBS legt mit Flughafen Zürich und Galderma gleich mit zwei weiteren Aktienideen aus der Schweiznach.
Kursentwicklung der Galderma-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Bei den Aktien von Flughafen Zürich dreht sich alles um die Belebung beim Passagieraufkommen, die Aufnahme des Betriebs am Flughafen im indischen Noida, an welchem das Unternehmen massgeblich beteiligt ist, sowie um die guten Dividendenaussichten. Bei den Valoren des Börsendebütanten Galderma argumentiert man bei der Grossbank hingegen mit dem kommerziellen Potenzial des Hautmedikaments Nemluvio, den im Jahresverlauf anstehenden Produktlancierungen sowie mit möglichen Neuigkeiten rund um die Zusammenarbeit mit L'Oréal.
Die Aktien von Flughafen Zürich werden vom hauseigenen Analysten Cristian Nedelcu mit «Buy» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 244 Franken eingestuft, jene von Galderma von seinem Abteilungskollegen Matthew Weston ebenfalls mit «Buy» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 128 Franken.
Es ist für mich übrigens erfreulich zu sehen, dass die grösste Schweizer Bank bei ihren taktischen Aktienempfehlungen vermehrt wieder auf solche aus ihrer Heimat setzt. Schon eine ganze Weile ist es nun her, dass auf der Empfehlungsliste eine ähnlich geballte Ladung «Swiss-ness» vorzufinden war...
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Als sich der Vermögensverwalter Lemanik im Januar über seinen Tiger Value Fund mit gut drei Prozent bei DocMorris einnistete, ging ich nur von einem kurzen Gastspiel der Luxemburger bei der Versandapotheke aus. Doch ich sollte mich irren: Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, hat der bedeutende Anteilseigner sein Aktienpaket weiter ausgebaut und hält neuerdings knapp vier Prozent am Unternehmen.
Waren es zum Zeitpunkt des Einstiegs bloss vage Spekulationen, steht mittlerweile fest, dass DocMorris die Eigenmittelbasis mit einer 200 Millionen Franken schweren Kapitalerhöhung stärken will. Den bestehenden Aktionärinnen und Aktionären sollen Bezugsrechte zugeteilt werden. Näheres – etwa der Bezugspreis der neuen Aktien – ist noch nicht bekannt. Feststeht allerdings: Aktionärinnen und Aktionäre, welche dem schlechten Geld kein gutes mehr hinterherwerfen wollen, droht eine heftige Verwässerung. Nicht eben wenige dürften deshalb wohl in den sauren Apfel beissen und die Bezugsrechte ausüben. Auch Grossaktionäre wie Lemanik werden vor diese Wahl gestellt. Gerade vor diesem Hintergrund mutet der jetzige Beteiligungsausbau etwas merkwürdig an.
Die Aktien von DocMorris haben in den letzten 12 Monaten deutlich an Kurswert eingebüsst (Quelle: www.cash.ch)
Schon vor Wochen schrieb ich folgende Zeilen:
Dennoch begrüsse ich die Pläne des Unternehmens – getreu dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Mal schauen, ob DocMorris die Leerverkäufer im Zuge der Kapitalerhöhung endlich abschütteln kann.
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