Das erste Quartal ist bei Swisscom für gewöhnlich das schwächste des ganzen Jahres. Doch mit saisonalen Aspekten alleine lässt sich die gestrige Ergebnisenttäuschung nicht erklären. Denn nicht nur beim Umsatz, auch auf den Stufen EBITDA, EBIT und Reingewinn wurden die jeweiligen Markterwartungen teilweise ziemlich deutlich verfehlt.

Nur weil die Firmenverantwortlichen an ihren bisherigen Gesamtjahresprognosen eines EBITDA von mindestens 4,25 Milliarden Franken bei einem Umsatz von 11,3 Milliarden Franken festhielten, wurde ein stärkeres Abrutschen der Namenaktien verhindert.

Selten wurde in Analystenkreisen derart über die Hintergründe der Ergebnisenttäuschung spekuliert wie in diesen Tagen. Die Erklärungen sind nicht nur weitreichend, sie weichen zu meinem Erstaunen auch weit voneinander ab. Während die einen Experten Preisdruck und höhere Investitionskosten beim Mobilfunkangebot Infinity hinter dem Gewinnrückgang vermuteten, machten die anderen die gegenüber dem Vorjahr geringere Anzahl Werktage verantwortlich. Auch die von den Firmenverantwortlichen im Laufe des gestrigen Vormittags abgehaltene Analystenkonferenz brachte kein Licht ins Dunkel.

Ich rate den Aktionären von Swisscom davon ab, die jüngste Ergebnisenttäuschung auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn der Umsatz- und Gewinnrückgang geht weit über die geringere Anzahl Werktage und die Folgen der neuen Mobiltelefonietarife hinaus.

In einem Kommentar beziffert die Berenberg Bank die Auswirkungen der geringeren Anzahl Wochentage auf den Umsatz auf 8 Millionen Franken und jene des neuen Mobiltelefonieangebots Infinity auf 11 Millionen Franken. Darüber hinaus habe die italienische Tochter Fastweb 16 Millionen Franken weniger als erwartet zum Umsatz beigetragen. Mit 39 Millionen Franken die grössten Auswirkungen macht der verantwortliche Experte jedoch bei geringeren Roaming-Gebühren aus.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich in der Vergangenheit mehr als nur einmal eine Lanze für die Aktien von Swisscom gebrochen habe. Einfach so über die gestrige Ergebnisenttäuschung hinweg zu schauen, wäre gleichermassen fahrlässig wie ungerecht. Denn anders als uns die Mehrheit der Analysten Glauben lassen will, lässt sie sich nicht mit einmaligen Sonderfaktoren erklären. Insbesondere die rückläufigen Roaming-Gebühren lassen aufhorchen.

Noch will ich den Teufel nicht an die Wand malen. Aber setzt sich die Erosion der Mobiltelefonieerträge und Roaming-Gebühren im laufenden Quartal fort, würde letztendlich die Erreichbarkeit der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen in Frage gestellt.

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Schon seit Tagen ist an den Edelmetallmärkten wieder ein erbitterter Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers zu beobachten. Insbesondere beim Gold sind in Stärken hinein immer wieder Abgaben zu beobachten.

Diese Abgaben gehen zwar bestimmt nicht ausschliesslich auf das Konto von Grosskunden der Credit Suisse. Denn die Schweizer Grossbank rät ihrer Anlagekundschaft seit gestern zum Verkauf von Call-Optionen auf das gelbe Metall um mit dem Erlös Put-Optionen auf dasselbe zu kaufen.

In Fachkreisen wird diese Options-Strategie «Synthetischer Short» genannt, bei welchem der Marktteilnehmer auf eine kräftige Abwärtsbewegung des Basiswerts setzt, im vorliegenden Fall des Goldes. Die Strategen der Credit Suisse rechnen denn auch mit einer Verlangsamung der zuletzt starken physischen Goldnachfrage und einer damit verbunden rückläufigen Entwicklung.

Von einer solchen Verlangsamung ist bisher allerdings noch nicht viel zu verspüren. Aus Asien berichten mir Augenzeugen sogar, dass die Chinesen in den letzten Tagen zusammengekauft hätten was an Gold zu haben war.


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Mit der Geschäftsentwicklung der ersten drei Monate hat die UBS die Credit Suisse in den Schatten gestellt. Insbesondere im Wealth Management wusste die Schweizer Grossbank, anders als ihre Erzrivalin, zu überzeugen. Und dies nicht nur bei der Bruttomarge, sondern auch bei der Nettoneugeldentwicklung.

Umso mehr überrascht mich ein Kommentar aus dem Handel der MainFirst Bank. Dem Kommentar ist zu entnehmen, dass das starke Ergebnis der ersten drei Monate im Investment Banking zwar nur teilweise nachhaltig sei. Allerdings werden die Gewinnschätzungen in Erwartung umfassender Fortschritte auf der Kostenseite dennoch um bis zu 10 Prozent angehoben. Die Aktien der Credit Suisse werden bei der MainFirst Bank mit «Outperform» und einem neu 32 (30) Franken lautenden Kursziel zum Kauf empfohlen und den Papieren der UBS vorgezogen.

Interessant finde ich auch, dass die für die beiden Schweizer Grossbanken verantwortlichen Experten damit rechnen, dass die Credit Suisse die Entrichtung einer materiellen Bardividende noch vor der UBS wieder aufnehme. Dies deshalb, weil die Credit Suisse über den besseren Leistungsausweis bei der Reduktion von Kosten verfüge.

Die kommenden Handelstage dürften für die Aktien der Credit Suisse aus mittelfristiger Perspektive sehr entscheidend werden. Die Papiere stehen am oberen Ende eines mehrjährigen Abwärtstrendkanals, der bei 26,80 Franken verläuft. Gleichzeitig liegt bei 27 Franken eine weitere wichtige Widerstandsmarke. Sollte den Aktien der Sprung über diese beiden charttechnischen Hürden gelingen, stünde einem raschen Vorstoss auf über 30 Franken wohl nichts mehr im Wege. Scheitern die Papiere an der Hürde, droht ihnen hingegen ein nicht unbeträchtlicher Rückschlag. Noch ist jedoch nichts entschieden.