L-Carnitin dürfte vor allem den sportlich aktiven meiner Leserinnen und Leser ein Begriff sein. Dem aus den Aminosäuren Lysin und Methionin hergestellten Wirkstoff wird eine Schlüsselfunktion bei der Fettverbrennung und beim Muskelaufbau nachgesagt. Deshalb erfreut sich das Nahrungsergänzungsmittel sowohl im Ausdauer- als auch im Kraftsport einer regen Beliebtheit. Selbst die Hersteller von Energy- und Lifestyledrinks haben Gefallen am Wirkstoff gefunden. Und obschon die Wirkung von L-Carnitin in Medizinerkreisen nicht unumstritten ist, beschert der Absatzboom Anbietern wie Lonza schon seit Jahren ein zweistelliges Wachstum.

Mittlerweile ziehen allerdings dunkle Wolken am Horizont der Anbieter auf: Einem Artikel im gestrigen «Wall Street Journal» ist zu entnehmen, dass Forscher der Cleveland Clinic L-Carnitin in Verbindung mit Arteriosklerose bringen. Bei gewissen Patienten verwandle sich das Nahrungsergänzungsmittel durch Bakterien im Magen-Darm-Trakt in das Abbauprodukt TMAO, womit sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhe.

Ich gebe zu, dass eine einzige Studie wie die der Cleveland Clinic den Absatzboom der letzten Jahre nicht in Frage zu stellen vermag. Zumindest was die Anwendung von L-Carnitin in Energiedrinks anbetrifft, könnten die Medien jedoch hellhörig werden und eine Kontroverse lostreten.

Dies wiederum würde Lonza im Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln zu einem ungünstigen Zeitpunkt treffen, befindet sich dieser Geschäftszweig doch in einer Übergangssituation. Im vergangenen Jahr erzielte das Basler Unternehmen knapp 20 Prozent des Gruppenumsatzes aber nur gut 9 Prozent des EBIT mit Nahrungsergänzungsmitteln. Aufgrund des ziemlich intensiven Wettbewerbs unter den verschiedenen Anbietern dürfte sich daran so schnell nichts ändern.

Aus dem Berufshandel wurde mir in den letzten Tagen von Verkäufen aus dem angelsächsischen Raum berichtet. Vermutlich stehen diese Abgaben im Zusammenhang mit der Studie der Cleveland Clinic über L-Carnitin. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass angelsächsische Grossinvestoren überreagieren.

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In den Namenaktien von Meyer Burger spielen sich am Mittwochvormittag tumultartige Szenen ab. Aus dem Berufshandel wird mir von grösseren Eindeckungstransaktionen aus dem Lager der Baissiers berichtet.

Letztere stehen spätestens seit vergangener Nacht mit dem Rücken zur Wand: Denn in New York sprangen die dort gehandelten Aktien chinesischer Solarunternehmen um 15,6 Prozent nach oben. Impulse lieferte der amerikanische Branchenführer First Solar mit einer überraschenden Erhöhung seiner diesjährigen Ertragsprognosen. Darüber hinaus kursierten am Markt Gerüchte, wonach man bei Berkshire Hathaway über eine strategische Beteiligungsnahme am finanziell angeschlagenen chinesischen Hersteller Suntech Power berate.

Ursprünglich ging ich bei den Aktien von Meyer Burger im Vorfeld der Kapitalerhöhung von rückläufigen Kursnotierungen aus. Sollte sich der vergangene Nacht in New York beobachtete Stimmungsumschwung allerdings durchsetzen, rechne ich auf kurze Sicht sogar mit höheren Kursen. Immerhin liegen die Baisseengagements beim in Ungnade gefallenen Börsenliebling bei hohen 18 Prozent. Dennoch darf der jüngste Stimmungsumschwung nicht darüber hinweg täuschen, dass Meyer Burger noch auf Monate hinaus eine Auftragsflaute droht.


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Bei Goldman Sachs steht das Wort Gold zwar im Namen. Dennoch kann man sich beim mächtigen amerikanischen Bankinstitut noch immer nicht so recht für das Edelmetall erwärmen. Zum zweiten Mal innerhalb nur weniger Wochen reduzieren die Rohstoffstrategen ihre Prognosen für das Gold zusammen.

Das Edelmetall habe bisher weder aus den jüngsten Entwicklungen in Zypern noch aus der wirtschaftlichen Wachstumsverlangsamung in den USA Kapital schlagen können, so die Verfasser einer heute erschienenen Strategiestudie. Insbesondere bei den börsengehandelten Fonds seien noch immer Mittelabflüsse zu beobachten. Dies zeige, dass die Zuversicht in das Gold stark gelitten habe.

In Erwartung einer Beschleunigung des jüngsten Preiszerfalls reduzieren die Strategen ihre Gold-Prognosen auf eine Sicht von 3, 6 und 12 Monaten auf 1530 (1615), 1490 (1600) und 1390 (1550) Dollar die Unze. Auf lange Sicht erwarten die Experten sogar einen Rückgang auf 1200 Dollar je Unze.

Man sollte sich vor allem eines immer wieder vor Augen halten: Goldman Sachs verfolgt knallhart Eigeninteressen. Und auch wenn ich mir bei den Amerikanern möglicherweise keine Freunde mache, so vermute ich, dass sich die Handelsabteilung der Bank an den Edelmetallmärkten längst à la Baisse positioniert hat.

Charttechnisch betrachtet befindet sich das Gold weiterhin in einer Stabilisierungsphase. Meiner Meinung nach liegen die Rohstoffstrategen von Goldman Sachs nur dann richtig, wenn der Unzenpreis in den kommenden Wochen unter die zwischen 1520 und 1550 Dollar verlaufende Schlüsselzone fällt.