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Nach dem Höhenflug der letzten Monate sind die europäischen Aktienmärkte in eine Selbstfindungsphase übergegangen. Werden es die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer ultralockeren Geldpolitik und dem die Unternehmensgewinne künstlich aufblähenden schwachen Euro richten - oder bedarf es zusätzlicher Impulse, um die nächste Aufwärtswelle loszutreten?
Es ist schon einige Monate her, dass amerikanische Grossinvestoren den "alten Kontinent" wiederentdeckt haben. Da sich die Börse in New York in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht hat, ist man auf der Suche nach Alternativen an den europäischen Börsen fündig geworden. Es fliesst noch immer viel Geld über den Atlantik, so lasse ich mir sagen. Doch was ist, wenn dieser Geldstrom eines schönen Tages versiegt?
Während viele seiner Berufskollegen in eine Schockstarre verfallen sind oder die jüngsten Kursausschläge einfach nur totschweigen, meldet sich der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Stratege beinahe täglich zu Wort. Er wähnt die europäischen Aktienmärkte in einer sehr entscheidenden Phase.
Die Gegenbewegung beim Euro und der damit einhergehende Renditeanstieg bei den Staatsanleihen europäischer Kernländer seien von Dramatik kaum zu überbieten, so schreibt der Experte. Die von dieser Bereinigung an den Anleihen- und Devisenmärkten ausgehenden Turbulenzen seien gefährlich und eine Bewährungsprobe für die Börsen.
Zumindest bei den europäischen Staatsanleihen hält der Stratege die Korrektur für weit fortgeschritten. Dass die Risikoaufschläge weder für Unternehmensanleihen noch für Anleihen südeuropäischer Staaten kaum gestiegen sind, bezeichnet er als ermutigend.
An den Devisenmärkten macht der Experte hingegen weiteren Bereinigungsbedarf aus. Schliesslich kämen immer öfter Zweifel an den wirtschaftlichen Wachstumsaussichten der USA auf.
Was die europäischen Börsen anbetrifft, gibt sich der Stratege von Kepler Cheuvreux überraschend versöhnlich: Die Haussiers hätten sich bislang ziemlich gut geschlagen. Eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung erachtet er schon in wenigen Wochen als möglich.
Mit dieser Meinung befindet sich der Experte in bester Gesellschaft. Auch die meisten anderen Berufskollegen raten ihrer Anlagekundschaft zum Kauf von Aktien in Schwächephasen. Das ist ihnen auch nicht zu verübeln, erwiesen sich die Rückschläge von Anfang Oktober und Mitte Dezember rückblickend doch als günstige Einstiegsgelegenheiten.
Doch gerade diese von Zweckoptimismus geprägte Einheitsmeinung, welche keine anders lautenden oder differenzierteren Meinungen zulässt, birgt Gefahren für die Aktienmärkte. Im angelsächsischen Raum spricht man von einem "crowded Trade", was ins Deutsche übersetzt soviel wie "überfüllte Handelsidee" heisst.
Wie schnell ein solcher "crowded Trade" für Anleger nach hinten losgehen kann, zeigen die jüngsten Turbulenzen bei europäischen Staatsanleihen und beim Euro.
Doch nicht nur die weiterhin optimistischen Aktienstrategen (siehe Kolumne vom 18. Mai), auch die sich häufenden Grossübernahmen (siehe Kolumne vom 27. April) sowie die Kapitulation der Baissiers (siehe Kolumne vom 20. Mai) sprechen dafür, dass sich die Aktienhausse in einem weit fortgeschrittenen Stadium befindet.
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Als die Strategen von Nomura vor wenigen Wochen die europäischen Aktienmärkte von "Neutral" auf "Bullish" hochstuften, zogen sie damit die bemitleidenswerten Blicke einiger Berufskollegen auf sich. Nicht ohne Grund, hatten die von Lehman Brothers zum japanischen Bankhaus stossenden Experten doch zu diesem Zeitpunkt einen monatelangen Höhenflug verschlafen.
Nun legen dieselben Experten mit einer Kaufempfehlung für Aktien von Unternehmen nach, welche von einer Belebung der Binnennachfrage in Europa profitieren. Vermutlich provozieren sie damit erneut kritische Reaktionen. Denn neu ist auch diese Idee nicht.
Eine Lanze brechen die Strategen einmal mehr für europäische Bankaktien. Diesen wird bei Nomura ein nicht unbeträchtliches Nachholpotenzial zugetraut.
Neben den Aktien von Atlantia, TUI, Hexagon, Legrand und Adecco landet deshalb auch jene der ING Group im "European Recommended Portfolio" der Strategen. Mit den Papieren von Syngenta und ABB müssen gleich zwei solche aus der Schweiz Platz machen. Gestrichen werden auch die Aktien von Siemens, Alcatel-Lucent und Deutsche Post.
Das "European Recommended Portfolio" hat die europäischen Aktienmärkte seit Jahresbeginn um 1,6 Prozent geschlagen, das sei an dieser Stelle nur so nebenbei erwähnt.
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