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Wenn sich rund zehn Wochen vor dem Jahreswechsel bereits etwas sagen lässt, dann dass 2019 als ein gutes Jahr für den Schweizer Aktienmarkt in die Geschichtsbücher eingehen dürfte. Bei ausländischen Grossinvestoren als träge und langweilig verschrien, waren die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis für einmal schwer "en vogue". Ihnen ist es zu verdanken, dass der Swiss Performance Index (SPI) im bisherigen Jahresverlauf mit einem satten Plus von 23 Prozent zu den besten Aktienindizes in ganz Europa zählt.
Doch genauso wie in der kurzlebigen Modeindustrie gelten Modeströmungen auch an der Börse als ziemlich launisch. Was heute als angesagt gilt, kann sich schon morgen wieder als Ladenhüter entpuppen. Und werden Aktien zu Ladenhüter, schlägt sich das früher oder später bekanntlich in tieferen Kursen nieder.
Seitwärtsgerichtete Entwicklung des SPI über die letzten drei Monate (Quelle: www.cash.ch)
Rückblickend waren die letzten drei Monate aus Schweizer Sicht unter dem Strich bestenfalls ein Nullsummenspiel - wenn überhaupt. Ob wir - getreu dem französischen Sprichwort "Reculer pour mieux sauter" - eine Jahresendrally sehen werden, entscheiden nicht zuletzt die drei Indexschwergewichte. Gemeinsam sind sie beim SPI für rund die Hälfte, beim Swiss Market Index (SMI) sogar für knapp zwei Drittel der Gesamtkapitalisierung verantwortlich. Wie mein Redaktionskollege Marc Forster vor wenigen Tagen schrieb, ist eine Jahresendrally aus Expertensicht alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Wenigstens in einem Punkt sind sich die Strategen einig: Wer hierzulande auf die richtigen Aktien setzt, kann auch weiterhin gutes Geld verdienen. Was die Titelauswahl anbetrifft, ist guter Rat allerdings teuer.
So überrascht es nicht, dass mir in diesen Tagen gleich mehrere Strategiepapiere zu genau diesem Thema zugespielt wurden. Seit dem gestrigen Montag wissen wir, dass die amerikanische Citigroup auf Altbewährtes - sprich auf die Qualitätsaktien von Nestlé, Novartis sowie der Zurich Insurance Group - setzt.
Die Berufskollegen von Baader-Helvea erachten das Börsenumfeld als ausgeglichener als noch vor ein paar Monaten. Doch auch sie führen die als konjunkturresistent geltenden Valoren des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé auf ihrer Liste der sogenannten "Top Stock Ideas" gemeinsam mit jenen des Stromversorgers BKW, des Bauchemieherstellers Sika, des Pumpenspezialisten Sulzer, des Spezialitätenchemiekonzerns Clariant sowie des Maschinenbauers Dätwyler.
Die Strategieabteilung der UBS setzt in Europa ebenfalls vermehrt wieder auf Nebenwerte. Bei der grössten Schweizer Bank trägt man damit der Stabilisierung bei den vorauseilenden Wirtschaftsindikatoren Rechnung.
Hierzulande haben es der UBS die Aktien des Versicherungskonzerns Bâloise, des Schokoladeproduzenten Barry Callebaut sowie jene des Verpackungsmaschinenherstellers SIG Combibloc angetan. Mit gerade mal drei Titeln ist die Schweiz auf der Liste der "Top 20 Pan European Small and Midcap Picks" ziemlich untervertreten.
Neben den Papieren von SIG Combibloc setzen die Strategen der Deutschen Bank im weiteren Jahresverlauf auf jene von OC Oerlikon. Als Zulieferer der Automobilindustrie hatten letztere in den vergangenen Wochen einen eher schweren Stand.
Ich werde mir erlauben, kurz vor Jahresende eine Bilanz dieser Titelempfehlungen zu ziehen - immer in der Hoffnung, dass uns nicht wie im vergangenen Jahr eine Jahresendrallye unter negativen Vorzeichen erwartet.
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Interessante Anpassungen nimmt der bekannte Aktienstratege Christopher Potts von Kepler Cheuvreux bei seinen Branchenpräferenzen vor. Als einer der wenigen seiner Berufsgruppe setzte er frühzeitig auf Aktien von Pharma- und Nahrungsmittelherstellern.
Kursentwicklung der drei Schwergewichte Roche (rot), Novartis (grün) und Nestlé (gelb) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Im Gegenzug stuft der Stratege die Finanzwerte von "Underweight" auf "Neutral" herauf. Den Aktien von Banken und Versicherungen räumt er in den Kundendepots schon eine ganze Weile eine neutrale Gewichtung zum Vergleichsindex ein. Das gilt nun auch für diversifizierte Finanzdienstleister.
Nicht weniger interessant ist, dass Potts trotz seiner Vorliebe für die Papiere von Pharma- und Nahrungsmittelherstellern auch dem Schweizer Aktienmarkt seit einer gefühlten Ewigkeit nur eine neutrale Gewichtung einräumt. Die Folgen der Anpassungen der Branchenpräferenzen bei Kepler Cheuvreux dürften sich hierzulande deshalb vermutlich in einem überblickbaren Rahmen bewegen.
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