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Mit Versicherungsaktien liess sich für Anleger auch hierzulande gutes Geld verdienen. Keine andere Branche zahlte den Aktionären in den letzten Jahren derart üppige Dividenden.

Das ist auch heute noch so. Denn obschon sich der Unterindex für Versicherungsunternehmen beim Swiss Performance Index (SPI) seit dem Spätsommer vor vier Jahren verdreifacht hat, liegt die Dividendenrendite mit 4,3 Prozent noch immer substanziell über jener des breiten Marktes. Meinen Berechnungen zufolge beträgt diese knapp 3 Prozent.

Im derzeitigen Tiefzinsumfeld bieten Versicherungsaktien die beste aller Welten, so sollte man meinen. Doch der Schein trügt: In den letzten Tagen liessen gleich mehrere hochkarätige Aktienstrategen den europäischen Versicherungssektor wie eine heisse Kartoffel fallen.

Den Anfang machten die Experten von Bryan, Garnier & Co. Ihr Arbeitgeber, eine irländische Investment-Boutique, ist hierzulande vermutlich nur den wenigsten ein Begriff. Dennoch löste die Empfehlung an die Anlagekundschaft, sich von Versicherungsaktien zu trennen, Mitte April einen kleineren Erdrutsch aus. Das von Negativzinsen geprägte Marktumfeld drücke auf die Gewinne, so hiess es damals. Interessant ist, dass die von Bryan, Garnier & Co abgedeckten Aktien von Swiss Re und Zurich Insurance Group seither nur eine Richtung kennen: Jene nach unten. Beide Papiere werden mit "Neutral" und Kurszielen von 100 beziehungsweise 330 Franken eingestuft.

Es dürfte mehr als nur ein Zufall sein, dass am vergangenen Freitag auch die für Morgan Stanley tätigen Berufskollegen das Handtuch warfen. In einer Strategiestudie stuften sie den europäischen Versicherungssektor von "In-Line" auf "Cautious" herunter, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Für die Experten steht fest: Viele Unternehmen sind an einem Punkt angelangt, an dem die zukünftige Dividendenpolitik früher oder später enttäuschen wird.

In einer gestern veröffentlichten Branchenstudie schlägt auch Jefferies International vorsichtigere Töne an. Darf man den Studienverfassern Glauben schenken, dann werden die historisch tiefen Zinsen immer mehr zu einer Hypothek für die Geschäftsentwicklung. Diese ist massgeblich davon abhängig, was die Versicherungsgesellschaften für Wertschriftenerträge erwirtschaften. Darüber hinaus machen die Experten der amerikanischen Grossbank nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch in Europa immer öfter Anhaltspunkte für Preisdruck aus. Auch dieser dürfte sich negativ in den künftigen Gewinnen niederschlagen.

Während die Studienverfasser das Kursziel für die mit "Hold" eingestuften Aktien der Zurich Insurance Group auf 316 (330) Franken kürzen, wird jenes für die Papiere von Swiss Re sogar auf 88 (96) Franken zusammengestrichen.

Heute legt nun die Berenberg Bank mit einer ähnlich vorsichtig formulierten Studie nach. Noch bis vor wenigen Monaten seien sie recht optimistisch gewesen, so die Experten. Seither habe sich die Kursentwicklung vieler Versicherungsaktien von den rückläufigen Zinsen abgekoppelt und ein Eigenleben entwickelt. Der Branche blase immer mehr ein kalter Wind ins Gesicht, was nicht länger ignoriert werden dürfe.

Anders als bei Bryan, Garnier & Co und Jefferies International werden die Papiere der Zurich Insurance Group bei der Berenberg Bank aufgrund der defensiven Charakteristiken mit einem Kursziel von 329 Franken zum Kauf empfohlen.

Die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Swiss Re und Zurich Insurance Group sind es sich vermutlich nicht gewohnt, dass der Dividendenabgang nicht längst wieder aufgeholt worden ist. In der Vergangenheit erwies sich dieser nämlich stets als günstige Kaufgelegenheit. In diesem Jahr scheint aber alles ein bisschen anders, liegen beide Aktien seit dem Dividendenabgang doch im Angebot. Ich kann die Ängste der Aktienstrategen jedenfalls nur bedingt teilen und schätze die Dividendenaussichten auch weiterhin als überdurchschnittlich gut ein.

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Vergangene Nacht durften die Haussiers in New York einmal mehr die Korken knallen lassen: Unter tatkräftiger Mithilfe grosskapitalisierter Technologieaktien stieg der amerikanische Aktienmarkt auf den höchsten Stand in seiner Geschichte.

Allerdings ist die wieder entbrannte Rekordjagd mit Vorsicht zu geniessen. Einer Strategiestudie aus dem Hause Merrill Lynch entnehme ich, dass sich die heimische Börse schon vor Monaten vom Mittelfluss in und aus amerikanischen Aktienfonds abgekoppelt hat. Mit anderen Worten: Während sich die Kurse von einem Hoch zum nächsten hangeln, haben findige Anleger längst damit begonnen, Geld aus den Fonds abzuziehen.

Alleine vergangene Woche hatten amerikanische Aktienfonds einen Abfluss von 6 Milliarden Dollar zu beklagen. Seit Jahresbeginn floss ihnen netto nur noch eine magere Milliarde Dollar zu.

Im Berufshandel spricht man in diesem Zusammenhang gerne von "negativen Divergenzen". Meines Erachtens ist diese Entwicklung ein Grund mehr, an der amerikanischen Leitbörse schon bald einen Rückschlag zu erwarten (siehe auch die Kolumne vom 22. April).

 

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