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Während viele seiner Berufskollegen in diesen Tagen mit geradezu euphorischen Wortmeldungen für europäische Aktien aufwarten, rät der für Kepler Cheuvreux tätige Stratege seiner Anlagekundschaft in Stärken hinein zu Gewinnmitnahmen.

In einer am späten Freitag veröffentlichten Strategiestudie warnt er vor müde gewordenen europäischen Aktienmärkten. Diesen Eindruck erwecke einerseits das schwache Abschneiden von Qualitätsaktien und andererseits die Häufigkeit von Aktienplatzierungen und Verkaufstransaktionen firmennaher Kreise.

Über seine Empfehlung hinaus, Aktienengagements in starke Tage hinein zu reduzieren, nimmt der Studienverfasser auch bei den Branchenpräferenzen Anpassungen vor. Den Bankensektor stuft der Stratege von «Overweight» auf «Neutral» zurück. Im Gegenzug erhöht er den Gesundheitssektor von «Underweight» auf «Neutral».

Gleichzeitig wirft der Stratege das Handtuch auf seiner Verkaufsempfehlung für den Schweizer Aktienmarkt und stuft letzteren parallel zum Gesundheitssektor von «Underweight» auf «Neutral» hoch.

Es ist zwar schön zu sehen, dass man sich bei Kepler Cheuvreux wieder für Schweizer Aktien erwärmen kann. Allerdings handelt es sich bei der vorliegenden Hochstufung um eine blosse Annäherung des Bankinstituts an die Referenzmärkte. Dasselbe gilt für den hierzulande überdurchschnittlich stark vertretenen Gesundheitssektor.

Ob weitere Berufskollegen dem Beispiel des Strategen folgen, wird sich zeigen müssen. Gerade angelsächsische Bankinstitute dürften in Erwartung einer Wachstumserholung in Europa auch in Zukunft einen grossen Bogen um den Schweizer Aktienmarkt machen.

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An den Edelmetallmärkten dünnt sich das Lager der Haussiers immer weiter aus. Als die für Nomura tätigen Strategen Mitte Oktober einen im weiteren Jahresverlauf höheren Goldpreis prognostizierten, war ihnen die Aufmerksamkeit sicher. Für Aufsehen sorgte damals vor allem der genannte Durchschnittspreis für das vierte Quartal von 1435 Dollar die Unze.

Nach dem Goldpreiszerfall der letzten Wochen werfen die Strategen nun überraschend das Handtuch. Zwar sei die Debatte rund um die Schuldenobergrenze in den USA noch nicht endgültig vom Tisch. Und innerhalb des Offenmarktausschusses der US-Notenbank seien die Meinungen in Bezug auf die zukünftige Geldpolitik sehr unterschiedlich. Aufgrund der schleichend steigenden Zinsen habe das Gold allerdings einen schweren Stand.

Neben einer erneuten Verkaufswelle in den börsengehandelten Goldfonds machen die Strategen auch den Einbruch der physischen Nachfrage aus Indien für den jüngsten Preiszerfall verantwortlich.

Im Hinblick auf das kommende Jahr gibt man sich bei Nomura weiterhin vorsichtig. Die Strategen rechnen auf das Gesamtjahr betrachtet mit einem durchschnittlichen Unzenpreis von 1138 Dollar. Der Preiszerfall der letzten Wochen bilde allerdings ein gutes Fundament für den nächsten Goldzyklus.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Edelmetallstrategen von Nomura schon seit längerer Zeit vor einem weiteren Rückgang des Goldpreises im kommenden Jahr warnen. Die Mitte Oktober ausgesprochene Empfehlung dürfte daher taktischer Natur gewesen sein.

Noch ist die Gold-Unze nicht substanziell unter die charttechnische Schlüsselunterstützung bei 1250 Dollar gefallen. Wie mir Edelmetallhändler berichten, haben die Haussiers noch nicht das Handtuch geworfen. Gemäss Lehrbuch spräche ein weiterer Rückschlag von der besagten Schlüsselunterstützung für ein Abrutschen auf die bisherigen Jahrestiefststände von Ende Juni.

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Von wegen langweilig: In den vergangenen zwölf Monaten konnten die Namenaktien von Swisscom um gut 25 Prozent zulegen und damit locker mit dem Swiss Market Index mithalten.

Und darf man den Experten der Citigroup Glauben schenken, dann bergen die Papiere des im bernischen Ittigen beheimateten Telekommunikationskonzerns weiteres Aufwärtspotenzial. Das Mobilfunkangebot Infinity sei ein Erfolg und beschere dem Unternehmen seit dem zurückliegenden zweiten Quartal Marktanteilsgewinne. Zeitgleich habe Fastweb die Talsohle durchschritten. Das italienische Tochterunternehmen baue die Kundenbasis kontinuierlich aus.

Die für die Citigroup tätigen Experten erhöhen deshalb ihre EBITDA-Schätzungen um durchschnittlich 5 Prozent. Neu errechnen sie ein Kursziel von 600 (550) Franken für die zum Kauf empfohlenen Aktien von Swisscom.

Rückblickend betrachtet war die Einführung des Mobilfunkangebots Infinity mutig aber absolut richtig. Die anfängliche Kritik ist längst verstummt. Das von der Citigroup veranschlagte Kursziel von 600 Franken ist zweifelsohne sportlich. Nicht zuletzt, weil Cablecom schon in wenigen Wochen mit einem eigenen Mobilfunkangebot an den Markt drängen wird. Obschon die Experten der Citigroup in diesem Zusammenhang nicht mit einer Wettbewerbsintensivierung rechnen, bin ich mir dessen noch nicht so sicher.