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Die Aktien von Lonza hatten in den letzten Tagen zwar einen schweren Stand. Beklagen dürften sich die Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmazulieferers aus Basel allerdings trotzdem nicht. Denn mit einem Kursplus von mehr als 50 Prozent seit Januar führt das Vorzeigeunternehmen die diesjährige SMI-Gewinnerliste auch weiterhin unangefochten an.
Dass die um 28 Prozent höheren Valoren von Givaudan jenen von Lonza den Spitzenplatz im weiteren Jahresverlauf noch streitig machen, gilt als höchst unwahrscheinlich. Doch die Höhenluft bekommt den Aktien des Pharmazulieferers eher mittelprächtig. So erwiesen sich die letzten Monate aus Anlegersicht als ein Nullsummenspiel.
Höhenflug der Lonza-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Kein Wunder, verliert mit Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär ein erster Anlagestratege ob der Kursflaute die Geduld. Der Charttechnikexperte zieht die Reissleine und kippt die Valoren von Lonza aus seinem «Swiss Equities Portfolio». Die Titelposition und die dazugehörende Kaufempfehlung gehen auf Mitte Juli zurück, als man Kurse um 510 Franken gesehen hatte. Auf den seinerzeitigen Einstand bezogen realisiert Pocinci also gerade einmal einen Gewinn von 2,5 Prozent.
Ob der Stratege nicht zu früh wieder ausgestiegen ist, zeigt sich spätestens am 12. Dezember. An diesem Tag wird der neue Firmenchef Wolfgang Wienand anlässlich eines Investorenanlasses nämlich seine Pläne für den Pharmazulieferer vorstellen. Bei seinem früheren Arbeitgeber Siegfried machte sich Wienand einen Namen für äusserst kluge Zukäufe. Unter seiner Leitung vervielfachte sich der Aktienkurs. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen, dass der Investorenanlass den Valoren von Lonza neuen Schub verleiht.
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Nach den durchwachsenen Studienergebnissen von letzter Woche sind berechtigte Zweifel angebracht, ob sich die beiden Wirkstoffe CT-388 und CT-996 bei Roche überhaupt genügend von anderen Schlankheitsmitteln differenzieren lassen. Denn so potent die beiden Medikamente auch immer sein mögen – bei den Nebenwirkungen schneiden sie schlechter als andere Konkurrenzpräparate ab.
Folglich müssen sich die Basler nun bei jedem zusätzlichen Franken, den sie jetzt noch in die Weiterentwicklung dieser Wirkstoffe stecken, fragen: Lässt sich dieses Geld je wieder zurückverdienen?
Momentan dominieren Novo Nordisk und Eli Lilly mit ihren beiden Verkaufsschlagern Ozempic und Mounjaro diesen Markt. Bei Mounjaro handelt es sich sogar um ein Molekül aus den Laboren der Roche-Tochter Chugai. Im Herbst 2018 entschieden sich die Basler allerdings dazu, aus dem Geschäft mit Stoffwechselmedikamenten auszusteigen und verkauften dieses nach Amerika.
Die Genussscheine von Roche bekunden seit letzter Woche eher wieder Mühe (Quelle: www.cash.ch)
Angesichts des überwältigenden kommerziellen Erfolgs von Ozempic und Mounjaro versuchen nun viele weitere Anbieter in dieses lukrative Geschäftsfeld vorzustossen. Das in etwa heisst so viel wie: Sollten CT-388 oder CT-996 eines Tages auf den Markt kommen, sind die Pfründe längst verteilt. Die beiden Wirkstoffe müssten den anderen Konkurrenzpräparaten schon überlegen sein, sollte sich mit ihnen Geld verdienen lassen.
Doch selbst das hielt den bekannten Pharmaanalysten Sachin Jain von der Bank of America vergangenen Freitag nicht davon ab, die Genussscheine von Roche von «Neutral» auf «Buy» heraufzustufen. Und um seiner neu gewonnenen Zuversicht den nötigen Nachdruck zu verleihen, erhöhte er das Kursziel auf 340 (zuvor 290) Franken.
Diese beiden Schritte überraschten mich - und vermutlich nicht nur mich. Denn nur so lässt sich erklären, dass sich der Analyst erneut zu Wort meldet. Er habe auf seine Kaufempfehlung hin zahlreiche Reaktionen erhalten, wie Jain durchblicken lässt. Der Analyst will verstanden wissen, dass bei seiner Heraufstufung nicht die Schlankheitsmedikamente im Vordergrund standen. Vielmehr rechnet er bei anderen, deutlich fortgeschritteneren Entwicklungsprojekten mit Erfolgen. Es sind Projekte, welche zumindest aus der Sicht einiger seiner Anlagekunden mit beträchtlichen Risiken verbunden sind.
Die detaillierten Studienergebnisse zu CT-388 und CT-996 von letzter Woche lassen mich etwas ratlos zurück. Selbstverständlich kann Roche in der zweiten Entwicklungsphase noch an der Dosierung herumschrauben, was mit einer geringeren Häufung von Nebenwirkungen einhergehen sollte. Dadurch wird der Weg bis zur Marktreife aber länger - mit ungewissem Ausgang.
Wertvolle Erkenntnisse erhoffe ich mir vom diesjährigen Pharma-Tag. Dieser findet am 30. September in London statt und dürfte zeigen, wie es um die späte Entwicklungspipeline der Basler steht. Ich denke da etwa an das Brustkrebsmedikament Giredestrant, das MS-Mittel Fenebrutinib oder auch an Prasinezumab gegen Parkinson.
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