Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.
***
Die nächste Kolumne erscheint feiertagsbedingt am Dienstag, 7. April 2015, ab 12:30 Uhr.
Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern ein frohes Oster-Wochenende im Beisein ihrer Liebsten - auch wenn die Wettervorhersagen einmal mehr nicht gerade sehr vielversprechend sind.
Der cash Insider
***
Als Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird Thomas Jordan nicht schlecht entlöhnt. Inklusive Sozialbeiträge verdient er jährlich gut eine Million Franken. Allerdings wird ihn kaum jemand um sein Amt beneiden. Denn dieses sieht vor, dass Jordan gegen aussen den Kopf für die oft wenig populären geldpolitischen Entscheide des Direktoriums hinhalten muss.
Gerade für den Entscheid von Mitte Januar, den gut drei Jahre zuvor eingeführten Mindestkurs gegenüber dem Euro aufzugeben, hagelte es teilweise harsche Kritik. Und obschon das dreiköpfige Direktorium einstimmig hinter dem Entschluss stand, wurde in den Medien nur Jordan als „Buhmann der Nation“ durch den Dreck gezogen.
Eine Schimpftirade mussten er und seine Direktoriumskollegen sich auch von der Commerzbank gefallen lassen. Seit Mitte Februar traten die für die deutsche Grossbank tätigen Währungsstrategen der SNB und ihren Entscheidungsträgern bei jeder sich bietenden Gelegenheit verbal ans Schienbein.
Erst vor gut einer Woche wähnte ein auf der Lohnliste der Commerzbank stehender Experte unsere Währungshüter in einem Kommentar „am Ende ihrer Möglichkeiten“. Er griff darin nicht bestätigte Medienberichte auf, wonach eine Geschäftsbank auf Drängen der SNB hin gleich mehreren Pensionskassen grössere Bargeldbezüge von ihren Sichteinlagekonten verwehrt habe (siehe Kolumne vom 23. März).
Nun doppelt einer seiner Arbeitskollegen nach, wenn auch mit einem nicht ganz so emotionsgeladenen Kommentar. Der Verfasser vermutet, dass die SNB den Mindestkurs zum Euro aufgegeben hat, weil sie die zukünftigen expansiven Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht länger mittragen wolle. Für den Franken breche damit eine neue Ära an.
Doch noch scheine der Markt von der Ankündigung der SNB, jederzeit wieder zu intervenieren, wenn sie das für nötig halte, beeindruckt zu sein, so der Experte. Ferner schreibt er jedoch, dass vieles für eine weitere Aufwertung des Frankens spreche. Insbesondere die ultralockere Geldpolitik der EZB drücke auf den Eurokurs. Gleichzeitig werde die Funktion des Frankens als sicherer Währungshafen nicht länger durch den Mindestkurs eingeschränkt, weshalb dieser sich in Zeiten erhöhter globaler Unsicherheiten aufwerten werde. Zudem habe die SNB mit ihrem Entscheid, sich von der Geldpolitik der EZB loszusagen, den Status des Frankens als sicheren Währungshafen eher noch gestärkt.
Der Währungsstratege glaubt nicht, dass die deutlich negativen Zinsen eine Aufwertung des Frankens nachhaltig abwehren werden. Denn Franken-Investoren seien nicht auf der Suche nach Rendite, sondern auf der Suche nach Sicherheit. Deshalb seien sie durchaus auch bereit, eine gewisse Prämie zu bezahlen.
Bei der Commerzbank geht man in den nächsten Monaten von einem rückläufigen Euro aus. Bis Ende Juni sieht die deutsche Grossbank die europäische Einheitswährung auf einen Franken, bis Mitte nächsten Jahres sogar auf 0,96 Franken fallen. Beim Dollar rechnet der Währungsstratege bis Ende Juni mit einem Rückschlag auf 0,91 Franken und damit, dass er sich längerfristig in der Region von 0,95 Franken einpendeln wird.
Ich bin mir sicher, dass unsere SNB den Euro so schnell nicht wieder unter die Franken-Parität fallen lässt. Allerdings müssen sich unsere Währungshüter wohl tatsächlich wieder auf turbulentere Monate und auf mögliche Offenmarktinterventionen einstellen.
***
Investorenkonferenzen gibt es wie Sand am Meer. Die Banken nutzen diese Anlässe zur Kundenpflege genauso wie zur Akquisition neuer Kunden. Nur sehr selten fördern die Konferenzen auch wirklich kursrelevante Sachverhalte zu Tage.
Das dachten sich wohl auch die für Morgan Stanley tätigen Organisatoren einer mehrtägigen Investorenkonferenz zum Thema Finanzindustrie in London. Denn diese nutzten den Anlass für eine Umfrage mit interessanten Ergebnissen.
Diese zeigen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer optimistisch für die weitere Kursentwicklung europäischer Finanzwerte ist. 80 Prozent davon erwarten insbesondere von den Bankaktien über die kommenden 12 Monate eine überdurchschnittliche Kursentwicklung. Im Gegenzug haben die Versicherungsaktien in der Gunst der Anleger eingebüsst. Das deckt sich mehr oder weniger mit den derzeitigen Branchenpräferenzen der Aktienstrategen (siehe Artikel vom 31. März).
Den Amerikanern zufolge sind die Teilnehmer nicht nur optimistischer, was das zukünftige Kreditwachstum anbetrifft, sondern auch in Bezug auf die regulatorischen Rahmenbedingungen.
Im Anschluss an die dreitägige Konferenz in London hätten mehr als 40 Prozent der Teilnehmer zuversichtlicher für die europäischen Finanzwerte den Nachhauseweg angetreten, so heisst es bei Morgan Stanley.
Es macht den Anschein, als hätten die Firmenvertreter mit ihren Präsentationen gute Überzeugungsarbeit geleistet. Gerade bei den Banken gelten die ersten drei Monate als die saisonal stärksten des ganzen Jahres. Gut möglich, dass die Bankaktien auch in der Schweiz im Hinblick auf die Unternehmensberichterstattung für das erste Quartal überdurchschnittlich gut im Markt liegen. Langfristig orientierten Anlegern bietet sich dieses Thema meines Erachtens aber weiterhin nicht an.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |