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Seit November vergangenen Jahres trat der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Stratege beinahe wöchentlich mit beruhigenden Kommentaren an die Anlagekundschaft heran. Seine Empfehlung: Rückschläge an den europäischen Aktienmärkten sollten konsequent zum Ausbau von Engagements genutzt werden.

In seinem gestrigen Kommentar will der Experte davon allerdings nichts mehr wissen. Er bezeichnet das laufende Quartal als letztes Quartal des Jahres, in dem die liquiditätsgetriebene Aktienhausse zu Ende gehen wird. Den Märkten sagt der Stratege für November eine grössere Welle von Gewinnmitnahmen vorher. Der Anlagekundschaft rät er deshalb dazu, im Laufe des Oktobers kontinuierlich Gewinne zugunsten der Barmittel mitzunehmen.

Von der jüngsten Entwicklung an den Anleihen- und Devisenmärkten schliesst der Experte darauf, dass die US-Notenbank schon im Laufe des zweiten Quartals nächsten Jahres Ernst macht und die Leitzinsen erhöht. Für gewöhnlich sei eine solche Zinserhöhung an den Aktienmärkten erst am Tag ihrer Ankündigung eingepreist.

Anders als in den letzten Jahren sei eine Jahresend-Rallye sehr unwahrscheinlich. Zumindest in Übersee habe die Höherbewertung von Aktien ihren Höhepunkt bereits durchschritten und die Marktbreite bereits abgenommen. Im Hinblick auf eine schwierige erste Jahreshälfte stehe den Aktienmärkten ein "signifikanter aber nicht traumatischer" Rückschlag vorher. An den amerikanischen Aktienindizes gemessen beziffert der Experte diesen auf 10 bis 20 Prozent.

Bei Kepler Cheuvreux wird in einem ersten Schritt zu einer Erhöhung der taktischen Barmittelquote von 3 auf 4 Prozent und einem kontinuierlichen Ausbau über die kommenden Wochen geraten. Mit einer defensiven Ausrichtung der Aktienanlagen alleine sei es nicht getan, sei an den europäischen Märkten in den letzten sechs Monaten doch bereits im grossen Stil in defensive Aktien umgeschichtet worden.

Obschon sich die europäischen Aktienmärkte vom Rückschlag der Sommermonate erholen konnten, hat sich dieser bei einigen Titeln in den letzten Wochen schleichend fortgesetzt. Auch hierzulande nimmt die Anzahl deutlich von ihren Jahreshöchstständen zurückgefallener Aktien weiter zu. Eine Ausnahme bilden defensive Indexschwergewichte wie Nestlé, Roche und Novartis.

In einem Punkt ist der für Kepler Cheuvreux tätige Stratege etwas inkonsequent. Er setzt innerhalb von Europa weiterhin auf den italienischen sowie auf den spanischen Aktienmarkt. Beide Märkte weisen eine vergleichsweise hohe Schwankungsanfälligkeit auf. Vermutlich lässt sich dieser Umstand damit erklären, dass der Experte auch bei defensiven Aktien mit einem Rückschlag rechnet.

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Seit dem späten Montagnachmittag liegen die Namenaktien von Meyer Burger wieder im Angebot. Dass der amerikanische Solarzulieferer GT Advanced Technologies Gläubigerschutz beantragt hat, sorgt auch bei hiesigen Marktakteuren für Unbehagen.

Denn einem Kommentar aus dem Hause Helvea entnehme ich, dass das Unternehmen den Grosskunden Apple in der Vergangenheit für 578 Millionen Dollar mit Schmelzöfen für Saphirglas beliefern konnte. Dass GT Advanced Technologies nun Gläubigerschutz suchen muss, könnte bedeuten, dass der Hersteller von Tablets und Smartphones sein Interesse an Saphirglas verloren haben könnte. Immerhin hat Apple entgegen anders lautenden Spekulationen bei der neusten Generation des Verkaufsschlagers iPhone auf Saphirglas verzichtet.

Diese Spekulationen sorgten im Vorfeld auch bei Meyer Burger für Fantasie, hätte sich für die Schneidmaschinen des im bernischen Gwatt beheimateten Solarzulieferunternehmens doch ein neuer Markt eröffnet.

Wie der Verfasser des Kommentars schreibt, könnte der Absturz von GT Advanced Technologies allerdings auch auf Verzögerungen bei einem Grossprojekt in Katar hindeuten. Neben Meyer Burger seien nämlich auch die Amerikaner als einer der grossen Zulieferer für dieses Projekt genannt worden, so der Experte.

Nun ist auch klar, weshalb Meyer Burger erst Mitte September überraschend eine 100 Millionen Franken schwere Wandelanleihe aufgelegt hat. Anders als GT Advanced Technologies haben die Berner dank der Anleihe einen längeren Atem, die sich weiter in die Länge ziehende Auftragsflaute zu überstehen. Kaufenswert sind die Aktien meines Erachtens vorerst dennoch nicht.

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Die Namenaktien der Zurich Insurance Group bringen es auf eine attraktive Dividendenrendite von 6 Prozent. Allerdings machen Aktienanalysten beim in Zürich beheimateten Versicherungskonzern über die kommenden Jahre kaum Raum für höhere Ausschüttungen aus.

Umso mehr überrascht, dass mit JP Morgan erstmals eine Bank ihre Dividendenerwartungen für die Geschäftsjahre 2014 und 2015 anhebt. Der verantwortliche Experte rechnet im kommenden Frühjahr neu mit einer Ausschüttung von 18 (17) Franken je Aktie, gefolgt von 19 (17) Franken im Jahr darauf. Dennoch werden die Aktien vorerst nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 315 Franken eingestuft.

Zwar spricht bei der Zurich Insurance Group zumindest der erstarkte Dollar für eine in Zukunft höhere Dividende. Allerdings grenzen das geringe Kostenoptimierungspotenzial und das gedrückte Zinsumfeld den finanziellen Spielraum für eine grosszügigere Ausschüttungspolitik weiterhin ein.