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Schon seit Monaten sagt der für das Cross Asset Research tätige Stratege von Kepler Cheuvreux den europäischen Aktienmärkten neue Jahreshöchststände vorher. Bisher machten die Märkte allerdings keine Anstalten, sich aus der Konsolidierung zu lösen.

Schon Anfang Februar riet der Experte seiner Anlagekundschaft zu einer Erhöhung der Aktienengagements. Vergangene Woche legte er nun nach. Mittlerweile betragen die taktischen Barmittel nur noch 3 Prozent, zu 97 Prozent ist man beim französischen Bankinstitut investiert.

In seinem aktuellsten Kommentar bezeichnet der Stratege den April als brutalsten Monat des ganzen Jahres. Die seit November letzten Jahres vorherrschende Frustration habe zuletzt mit dem Einbruch bei amerikanischen Wachstumsaktien einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Anleger seien zutiefst verunsichert.

Er rechne an den europäischen Aktienmärkten schon seit Monaten mit einer Stimmungsaufhellung, so der Experte. Obschon eine solche bisher ausgeblieben sei, liege er mit seiner Annahme nicht falsch. Er sei damit bloss etwas früh gewesen.

Der in Übersee beobachtete Einbruch bei hochbewerteten Wachstumsaktien sei längst überfällig gewesen und habe einen bereinigenden Charakter. Dass der Nasdaq Composite Index unter 3‘700 Punkten fällt und der S&P-500-Index unter seine Tiefststände vom Februar bei 1‘750 Punkte korrigiert, glaubt der Stratege nicht. Denn die Erwartungshaltung an die Unternehmensberichterstattung sei gering, und zumindest in den USA mit einer Aufhellung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu rechnen.

Der April werde voraussichtlich der letzte von Frustration geprägte Monat. Er werde auch an den europäischen Aktienmärkten den Beginn einer Erholung markieren. Der Experte traut europäischen Aktien sogar eine überdurchschnittliche Entwicklung zu.

Das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux empfiehlt das Schwergewicht auf Aktien aus den Bereichen zyklischer Konsum, Finanzen, Industrie, Informationstechnologie und Telekommunikation zu legen. Zu einem Untergewicht rät das Bankinstitut hingegen bei Aktien aus den Bereichen nicht-zyklischer Konsum und Energie.

Und obschon der Stratege den Schweizer Aktienmarkt als defensiv einschätzt, stuft er die hiesigen Dividendenpapiere wie bis anhin mit «Neutral» ein.

Schon seit Wochen rechnet der Experte an den europäischen Aktienmärkten mit einer neuen Aufwärtsbewegung. Damit steht er bei weitem nicht alleine da. Auch andere seiner Berufskollegen, insbesondere jener von Barclays Capital, strotzen geradezu vor Zuversicht.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das reinigende Gewitter nach nur zwei Wochen bereits wieder ausgestanden ist. Denn die Aktienmärkte haben sich über die letzten 18 bis 24 Monaten substanziell von den stagnierenden Unternehmensgewinnen abgekoppelt. Irgendwann muss die Gewinnentwicklung amerikanischer und europäischer Firmen diese Lücke schliessen. Die Berichterstattung für das zurückliegende erste Quartal läuft zwar erst in diesen Tagen so richtig an. Schon heute zeichnet sich jedoch ab, dass den Marktteilnehmern einmal mehr Geduld abverlangt wird. Die alles entscheidende Frage ist, ob letzteren nicht irgendwann der Geduldsfaden reisst.

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Es ist schon erstaunlich, wie sehr Aktienstrategen die jüngste Schwäche an den Aktienmärkten herunterreden. Eine der wenigen Ausnahmen bilden die Experten von Morgan Stanley, welche in einem Kommentar konkrete Ideen für Baissespekulationen abgeben.

Auf Basis quantitativer Erhebungen werden 53 europäische Aktien genannt, welchen in Zukunft eine unterdurchschnittliche Entwicklung, wenn nicht gar rückläufige Kurse zugetraut werden. Darunter sind mit dem Detailhandelskonzern Dufry, dem Solarzulieferer Meyer Burger und dem Hörgerätehersteller Sonova auch drei prominente Schweizer Vertreter zu finden. Insbesondere bei den Papieren von Dufry sei unter nicht weniger als drei verschiedenen Ansatzpunkten ein Verkaufssignal auszumachen, so die Strategen.

Diese zweifelhafte Ehre wird ansonsten nur den Aktien von Acerinox, Banco Sabadell, DS Smith, PostNL, Stolt Nielsen und UCB zuteil.

Interessant ist, dass mir Händler schon seit Ende letzter Woche in allen drei erwähnten Schweizer Titeln von grösseren Verkäufen aus dem Ausland berichten.

Die Papiere von Meyer Burger wurden gestern Nachmittag übrigens von eine ziemlich ernüchternde Rückmeldung der Deutschen Bank von einer Rundreise in China belastet. Ein Besuch bei mehreren chinesischen Solarunternehmen lasse vermuten, dass das diesjährige Installationsziel von 14 Gigawatt verfehlt werde. Deshalb sei bis auf weiteres mit einer schwachen Nachfrage und Preisdruck zu rechnen, so schreibt das Bankinstitut weiter.

China galt bei Meyer Burger einst als Schlüsselmarkt. In den Spitzenjahren erzielte das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen mehr als 90 Prozent des Umsatzes mit finanzkräftigen Abnehmern aus der Volksrepublik. Darf man den Aussagen der Deutschen Bank Glauben schenken, dann wird die Situation in China jedoch nie mehr so, wie sie mal war.