Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

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In eigener Sache: Ich bin vom 5. Bis 26. Juli 2014 mit meiner Familie im Urlaub. In dieser Zeit schreibe ich keine Kolumne. Die nächste Ausgabe erscheint am Montag, 28. Juli 2014 um 12:30 Uhr.

Ich wünsche Ihnen jetzt schon eine gute Sommerzeit und freundliche Finanzmärkte.

Ihr cash Insider


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In unseren Breitengraden dürfte BCA Research den wenigsten ein Begriff sein. Gerade bei der Betreuung institutioneller Grossinvestoren hat sich die unabhängige kanadische Investmentboutique über die letzten Jahre allerdings einen Namen gemacht.

Bisher zeigte der Chefstratege von BCA Research sichtlich Gefallen an Schweizer Aktien. Bei einer Aktienquote von 92 Prozent riet der Experte der eigenen Anlagekundschaft dazu, 8 Prozent in hiesigen Dividendenpapieren zu halten. Damit ist nun aber Schluss: In der aktuellsten Ausgabe seiner monatlich erscheinenden Strategiestudie reduziert der Stratege diesen Anteil substanziell auf gerademal 1 Prozent.

Im Gegenzug verdoppelt der Experte den Anteil deutscher Aktien auf 8 Prozent und erhöht jenen französischer und spanischer Aktien von 1 auf 5 Prozent respektive von 9 auf 15 Prozent. Neben Lateinamerika mit einer Gewichtung von 19 Prozent gehören italienische und spanische Aktien zu den Kernbeteiligungen. Stark untergewichtet werden hingegen der Heimmarkt Kanada sowie die USA mit einer Gewichtung von gerademal 5 Prozent.

Durch die Anpassungen fällt die gesamte Aktienquote übrigens von 92 auf 87 Prozent. Das vollumfänglich zu Gunsten der Anleihenquote, welche von 8 auf 13 Prozent steigt. Dem Chefstrategen zufolge bleibt das Musterportfolio weiterhin stark auf Wachstum und Risiko ausgerichtet.

Die Vorliebe des Experten von BCA Research für europäische Aktien ist nicht von der Hand zu weisen. Die empfohlene Gewichtung von 46 Prozent liegt substanziell über jener im MSCI Equity World Index, welcher bei der Investmentboutique als Referenzindex herhalten muss. Begründet wird die Vorliebe mit der im Vergleich zu amerikanischen Aktien günstigen Bewertung, den freundlicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie dem Erholungspotenzial bei den Unternehmensgewinnen. Ausserdem verfüge die Europäische Zentralbank (EZB) über weiteren Raum für quantitative geldpolitische Lockerungsmassnahmen, was den Aktien in den europäischen Peripherieländern helfen sollte. Vom Schweizer Aktienmarkt erwartet der Stratege hingegen eine in Zukunft unterdurchschnittliche Entwicklung.

Die vorliegende Wette von BCA Research auf Aktien aus den europäischen Peripherieländern scheint mir etwas gar aggressiv. Aus diesem Blickwinkel betrachtet darf die substanzielle Kürzung des Anteils an Schweizer Aktien nicht überbewertet werden.

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Gestern stellte sich der bei Swiss Life abtretende CEO Bruno Pfister ein letztes Mal den Wirtschaftsmedien. In einem Interview bezeichnete er die bis Ende 2015 kommunizierten Mittelfristziele als ambitiös. Vieles hänge davon ab, wie sich die Zinsen entwickeln würden. Prompt gerieten die Namenaktien unter Druck.

Geht es nach dem Versicherungsexperten von JP Morgan, dann wurde Pfister gestern falsch verstanden. Die Aussagen hätten vermutlich den Margen im Neugeschäft gegolten. Denn die Auswirkungen der Zinsen auf die bereinigte Eigenkapitalrendite seien auf kurze Sicht äusserst gering. Zum einen würden unrealisierte Gewinne auf dem Anleihenportfolio nicht in die Berechnung fliessen und zum anderen sei es dem Lebensversicherungskonzern dank Anleihen mit einer langen Laufzeit möglich gewesen, die Margen zu stabilisieren. Darüber hinaus habe Swiss Life bereits im grossen Stil freiwillige Reserven gebildet und so den durchschnittlichen Garantiesatz von 2,12 auf 2,03 Prozent reduziert.

Die Aktien werden bei JP Morgan deshalb weiterhin mit «Overweight» und einem Kursziel von 244 Franken zum Kauf empfohlen. Nachdem die Papiere die Bewertungslücke gegenüber jenen anderer Schweizer Erstversicherer geschlossen haben, halte ich das verbleibende Aufwärtspotenzial für bescheiden.

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Nach nur sechs Monaten gehören die Namenaktien der Credit Suisse bei den im Swiss Market Index vertretenen Unternehmen zu den fünf Schlusslichtern. Selbst unter Berücksichtigung der Dividendenausschüttung hatten die Aktionäre ein Minus von 4,5 Prozent zu beklagen. Und das nicht ohne Grund, fiel die Vergleichszahlung im Steuerstreit mit den USA doch um ein Mehrfaches höher als erwartet aus.

Interessantes entnehme ich einem Kommentar aus dem Hause MainFirst Bank. Anlässlich einer zweitägigen Road-Show in Deutschland hätten die Firmenverantwortlichen durchblicken lassen, dass sich der Handel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen verhalten entwickle. Dasselbe gelte für das Wealth Management. Entspannt sei man hingegen, was die Kosten für die Vergangenheitsbewältigung anbetreffe. Das gelte sowohl für den Zins- als auch für den Devisenmanipulationsskandal. Die gesamthaft drohenden Kosten seien zuletzt mit rund einer Milliarde Franken beziffert worden, so der Verfasser des Kommentars.

Ich bleibe bei meiner vorsichtigen Haltung für Schweizer Bankaktien und mache im Hinblick auf die Quartalsberichterstattung einmal mehr ein nicht zu unterschätzendes Enttäuschungspotenzial aus.