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An den Aktienmärkten wird in diesen Tagen lautstark ein beherztes Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) gefordert. Nur durch eine Ausdehnung der Wertpapierkäufe auf Aktien lasse sich verhindern, dass die heimische Wirtschaft in altes Fahrwasser gerate, so lautet der Tenor.
Schon heute fliessen Monat für Monat 60 Milliarden Euro in die Märkte. Ob eine Erhöhung der Wertpapierkäufe auf monatlich 80 Milliarden Euro bei einer gleichzeitigen Ausweitung auf europäische Aktien den gewünschten Effekt brächte, muss bezweifelt werden.
Dennoch gilt: Von allen absurden Antworten auf die strukturellen Probleme Europas ist die exzessive Geldschwemme mit Abstand die bequemste. Anstatt sich auf eine wenig populäre Bekämpfung der Ursachen zu verständigen, übt man sich lieber in Symptombekämpfung. Hätte Kurzsichtigkeit einen Namen, hiesse sie Europa.
Die Drohung von EZB-Chef Mario Draghi, der Forderung nach einem beherzten Eingreifen schon im Dezember nachzukommen, war am vergangenen Donnerstag bis nach New York zu hören. Die Hoffnung auf eine neue Runde im internationalen Abwertungswettlauf liess auch die dortigen Börsenkurse kräftig steigen.
In seinem Heimatland Italien dürfte Draghi in diesen Tagen frenetisch gefeiert werden. Denn erstmals in der Geschichte müssen Anleihegläubiger dem südeuropäischen Land auf eine Laufzeit von bis zu zwei Jahren etwas bezahlen, damit es ihr Geld entgegennimmt.
Es überrascht nicht, dass sich die Banken und ihre Strategen sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks selten zuvor so einig waren: An Aktien gibt es aus Anlegersicht schlichtweg kein Vorbeikommen.
Wie ausgelassen die Stimmung unter Experten ist, verdeutlicht eine mir aus New York zugespielte Strategiestudie. Darin vergleicht der für Merrill Lynch tätige Autor die aktuelle Situation mit jener von Ende der 1990er Jahre.
Damals wurde die langjährige Börsenhausse vom Kollaps des legendären Hedgefonds LTCM unterbrochen. Die anschliessende Asienkrise führte zu orchestrierten Interventionen unter den führenden Zentralbanken, die den Nährboden für ein noch nie dagewesenes Kursfeuerwerk legte.
In der Folge verdreifachte sich der technologielastige Nasdaq Composite Index innerhalb von gerademal zwei Jahren. Der von MSCI berechnete Index für Aktien aus den Schwellenländern erfuhr immerhin eine Verdoppelung.
Vergleicht man den Verlauf des Nasdaq Composite Index seit Anfang dieses Jahres mit der Entwicklung von damals, gibt es tatsächlich beeindruckende Übereinstimmungen. Mit anderen Worten: Wiederholt sich die Geschichte, steht dem Börsenbarometer alleine bis Ende Januar ein kurzer, aber heftiger Anstieg um bis zu 20 Prozent ins Haus.
Ähnlich wie Ende der 1990er Jahre wird der Anstieg der amerikanischen Leitbörse von einigen wenigen Modeaktien getragen. Dass es sich dabei vorwiegend um solche aus dem Technologiesektor handelt, dürfte mehr als nur ein Zufall sein und lässt alte Erinnerungen wach werden.
"We're gonna party like it’s 1999", wusste schon der bekannte amerikanische Sänger und Komponist Prince zu singen. Wer jetzt denkt, dass der Stratege von Merrill Lynch in diesen legendären Song einstimmt, der irrt. Vielmehr gibt der viel beachtete Experte den Anlegern einen überraschenden Rat mit auf den Weg: Nämlich ein solches Kursfeuerwerk gezielt zu einer Reduktion von Aktien-Engagements zu nutzen.
Seine Begründung ist genauso trivial wie auch einleuchtend: Den Akteuren an den Aktienmärkten werden zusätzliche Zentralbankinterventionen bald einmal nicht mehr ausreichen. Vielmehr wollen sie sehen, dass diese endlich die gewünschte Wirkung entfalten. Davon sind wir aber je länger je weiter entfernt...
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