Worauf am Markt schon seit Wochen spekuliert wurde, hat sich heute nun offiziell bestätigt: Gemäss einer Offenlegungsmeldung hat die deutsche Versicherungsgruppe Talanx ihre Beteiligung an Swiss Life in den letzten Wochen auf 5,03 Prozent nahezu halbiert.

Im Frühjahr 2009 gaben Talanx und der in Zürich niedergelassene Lebensversicherungskonzern eine Zusammenarbeit in wichtigen Geschäftsfeldern bekannt. Seither galt das deutsche Partnerunternehmen als strategischer Grossaktionär. Die Firmenverantwortlichen von Talanx sprachen denn auch immer wieder vom dauerhaften Charakter des Aktienpakets. Letzteres scheint nun allerdings zur Disposition zu stehen.

Dass die Namenaktien von Swiss Life heute dennoch mit Kursavancen auf die Offenlegungsmeldung reagieren, hat meines Erachtens zwei Gründe: Einerseits kommt die Beteiligungsreduktion nicht völlig überraschend, wurden am Markt in den letzten Wochen doch mehr als nur einmal entsprechende Spekulationen wach. Andererseits fällt der Verkaufsdruck der letzten Tage und Wochen nun erst einmal weg. Dennoch hat die Beteiligungsreduktion und der sich abzeichnende Ausstieg von Talanx aus dem Aktionariat durchaus Signalwirkung. Ich für meinen Teil bleibe jedenfalls bei meiner Meinung, dass es im Schweizer Versicherungssektor attraktivere Aktien als jene von Swiss Life gibt. Einer meiner Favoriten bleibt die Zurich Insurance Group.

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Gestern Nachmittag flimmerte die Meldung über den Börsenticker, dass nach Suntech Power nun auch LDK Solar die Zahlungsunfähigkeit drohe. Eigenen Angaben zufolge kann der chinesische Hersteller von Solarzellen und -modulen eine fällig gewordene Wandelanleihe nicht vollständig und fristgerecht zurückzahlen.

Das Wegsterben ehemaliger und potenzieller Grosskunden von Meyer Burger geht damit in eine neue Runde. Auf die Frage, ob noch Geschäftsaktivitäten mit LDK Solar oder sogar offene Rechnungen bestünden, erhielt ich bisher keine Antwort vom Hauptsitz im bernischen Gwatt. Zumindest wird mir aus Branchenkreisen berichtet, dass chinesische Grosskunden in der Vergangenheit gerne auf Pump bei ihren Zulieferern eingekauft haben. Ich gebe allerdings zu, dass jegliche Rückschlüsse auf Meyer Burger reine Spekulation sind.

In den letzten Jahren erzielte Meyer Burger bis zu 80 Prozent des Jahresumsatzes mit Kunden aus China. Der einst gefeierte Umsatzbeitrag aus der Volksrepublik ist längst zum Bumerang für den einstigen Börsenliebling verkommen. Die Firmenverantwortlichen sind gefordert und müssen neue Märkte erschliessen. Eine solche Erschliessung ist im ersten Moment aber vor allem mit Kosten verbunden.

Im Hinblick auf die geplante Kapitalerhöhung stehen die Publikumsaktionäre von Meyer Burger vor der Wahl: Verkaufen sie ihre Bezugsrechte und riskieren sie eine starke Stimmrechts- und Gewinnverwässerung – oder werfen sie dem schlechten Geld gutes hinterher. Meiner Meinung nach spricht das Massensterben bei den chinesischen Solarunternehmen jedenfalls nicht für ein unmittelbar bevorstehendes Ende der Auftragsflaute. Dies nicht zuletzt deshalb, weil mittlerweile ein Markt für Produktionsanlagen aus zweiter Hand entstanden ist.

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Die Valoren der Swatch Group gerieten in den vergangenen Handelstagen unter Verkaufsdruck. Seit den Jahreshöchstständen von Anfang Monat summiert sich das Minus bereits auf 7 Prozent. Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann traten zuletzt erstmals seit längerer Zeit wieder ausländische Momentum-Investoren als Verkäufer in Erscheinung.

Gestern waren vor allem die Quartalszahlen des Rivalen LVMH ein Thema für die Marktteilnehmer. Der französische Luxusgüterkonzern meldete für die ersten drei Monate zwar ein organisches Umsatzwachstum von 7 Prozent. Im für die Swatch Group wichtigen Geschäft mit Uhren und Schmuck verlangsamte sich das Wachstum bei LVMH jedoch auf magere 2 Prozent. An der Analystenkonferenz machten die Firmenverantwortlichen neben einem vorsichtigen Kaufverhalten auch einen Lagerabbau in den Vertriebskanälen für die Wachstumsflaute verantwortlich.

Aus London eintreffenden Gerüchten, wonach die Swatch Group schon bald eigene Aktien zurückkaufen könnte, wurden hierzulande hingegen kaum Beachtung geschenkt. Dabei dürften gerade diese Gerüchte für die im Laufe des späten Nachmittags beobachtete Erholung verantwortlich sein.

Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass ich mich schon seit längerer Zeit nicht so recht für die Aktien der Swatch Group erwärmen kann. Dies nicht zuletzt deshalb, weil das Traditionsunternehmen bisher nicht gerade durch seine Aktionärsfreundlichkeit von sich zu reden machte. Sollte man sich am Hauptsitz in Biel allerdings zu einem Aktienrückkauf durchringen können, hätte dies durchaus Signalwirkung. Und wer weiss, vielleicht liesse auch ich mich umstimmen.