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Wenn die Bezeichnung Wachstumsaktie an der Schweizer Börse auf eine Aktie zutrifft, dann auf jene des Sensorenherstellers AMS. Dass der Zulieferer von Kultunternehmen wie Apple oder Samsung eigentlich im österreichischen Unterpremstätten beheimatet ist, fällt dabei kaum ins Gewicht. Gefühlt trennen Zürich und Unterpremstätten nur ein paar wenige Kilometer, wenn es darum geht, stolz auf ein Unternehmen sein zu dürfen.

Stolz sind auch die Prognosen, welche die amerikanische Investmentbank Bernstein Research heute in einer Unternehmensstudie auftischt. Studienautor David Dai traut AMS im laufenden Jahr ein Gewinnplus von 172 Prozent zu. Und selbst dann dürfte diesbezüglich das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein, wie die Schätzungen für das kommende Jahr verraten. Für 2019 erwartet der Analyst immerhin noch ein Gewinnwachstum von 82 Prozent. Das sind Prognosen, aus denen Anlegerträume gemacht sind.

Wenig überraschend nimmt Dai in der Unternehmensstudie die Abdeckung der Aktien von AMS mit "Outperform" und einem Kursziel von 180 Franken auf. Das wiederum lässt auf ein Aufwärtspotenzial von fast 80 Prozent schliessen.

Beeindruckender Kursanstieg der AMS-Aktien. (Quelle: www.cash.ch)

Kein anderer Analyst traut den Valoren auch nur annähernd einen derart starken Kursanstieg zu. Eine mögliche Erklärung für die Differenz liefern die um nicht weniger als 24 Prozent über den Konsenserwartungen liegenden nächstjährigen Gewinnschätzungen von Bernstein Research.

Dass die Aktien von AMS heute nicht mit einem kräftigen Kursfeuerwerk auf die aggressive Kaufempfehlung reagieren, hat einen Grund: Es gibt nämlich Anhaltspunkte, wonach sich das Jubiläumsmodell iPhone X beim Grosskunden Apple nur schleppend verkauft.

Wenn AMS am Abend des 23. April den Zahlenkranz für das erste Quartal sowie die Zielvorgaben für das zweite Quartal vorlegt, sind Enttäuschungen deshalb wohl unausweichlich.

Nicht ohne Grund liefen dem Beratungsunternehmen Markit zufolge Mitte März Wetten in Höhe von fast 9 Prozent der ausstehenden Aktien gegen den Sensorenhersteller.

Ob die längerfristig intakten Wachstumsaussichten einmal mehr über kurzfristige Enttäuschungen hinwegtrösten können, wird sich zeigen müssen.

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Der Kurszerfall bei Meyer Burger dürfte nicht nur den für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Hedgefonds Camox viel Geld gekostet haben (siehe "Berüchtigter Hedgefonds nur mit kurzem Gastspiel bei Meyer Burger" vom 6. April). Auch die Fondstochter der Credit Suisse befindet sich beim Solarzulieferunternehmen aus dem bernischen Gwatt auf dem Rückzug.

Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken war für ihre Fondskunden im Frühsommer letzten Jahres in zwei Schritten eingestiegen und hielt in der Spitze einen Stimmenanteil von gut 5 Prozent. Damals notierten die Aktien in etwa auf dem aktuellen Kursniveau.

Zuletzt reduzierte die Fondstochter der Credit Suisse ihren Stimmenanteil allerdings auf 4,85 Prozent, wie sich einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnehmen lässt. Meldepflichtig wird sie erst dann wieder, würde der gesetzlich vorgeschrieben Schwellenwert von 3 Prozent unterschritten.

Interessant ist, dass vor wenigen Wochen schon die Rivalin UBS ihre Beteiligung an Meyer Burger drastisch reduzierte (siehe "Kurzes Gastspiel der UBS bei Meyer Burger" vom 14. März).

Schon seit Wochen befinden sich die Meyer-Burger-Aktien auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle. (Quelle: www.cash.ch)

Die Angst vor Kollateralschäden im Zusammenhang mit dem Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China ist nicht ganz unbegründet. Denn die davon ausgehende Ungewissheit hält asiatische Grosskunden vorderhand davon ab, in neue Produktionskapazitäten zu investieren.

Dass in den ersten beiden Monaten dieses Jahres kaum Aufträge bei Meyer Burger eingegangen sind, lässt jedenfalls tief blicken. Bleibt zu hoffen, dass der Damm irgendwann bricht und sich die diesjährigen Zielvorgaben als konservativ herausstellen.
 

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