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Bis vor wenigen Monaten musste die Schweizerische Nationalbank (SNB) beinahe täglich gegen ein Erstarken des Frankens intervenieren. Noch heute zeugen die 724 Milliarden Franken an Devisenreserven in der Bilanz von Jahren ungebändigter Fremdwährungskäufe.

Allerdings wird der Euro-Franken-Kurs für die Schweizer Währungshüter immer mehr zum Selbstläufer. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt, erreichte die europäische Einheitswährung in den letzten Tagen bei 1,1630 Franken ein Mehrjahreshoch.

Bei 1,1630 Franken macht Micaella Feldstein von der französischen Investmentbank Natixis denn auch eine stärkere Widerstandsmarke aus. Bricht der Euro nach oben aus, erwartet die Markttechnikerin einen raschen Vorstoss bis auf 1,1850, eventuell sogar bis auf 1,20 Franken.

Noch scheint nichts entschieden, wie Feldstein verrät. Sie schliesst einen Rücksetzer in die Nähe von 1,14 Franken nicht aus, sollte die europäische Einheitswährung am Schlüsselwiderstand von 1,1630 Franken scheitern.

Entwicklung des EUR/CHF-Kurses seit Anfang August 2013 (Quelle: www.cash.ch).

Fürs erste gilt aber: "L'appetit vient en mangeant" - der Hunger kommt beim Essen.

Bleibt zu hoffen, dass die Markttechnikerin die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht hat. Für die grossen Devisenmarktakteure, die sogenannten "Big Guys" ist der Euro-Franken-Kurs nämlich bloss ein Nebenschauplatz. Die eigentliche Musik spielt im Euro gegen den Dollar. Und sollte sich der Greenback im Zuge der sich in den Vereinigten Staaten abzeichnenden Unternehmenssteuerreform festigen, könnte er die Rückkehr des Euro auf 1,20 Franken doch glatt vereiteln.

Interessant ist jedenfalls, dass Feldstein zwar mit einem steigenden Euro-Franken-Kurs, gleichzeitig aber mit einem rückläufigen Euro-Dollar-Kurs und einem nur leicht höheren Dollar-Franken-Kurs rechnet. Mir scheinen diese Prognosen nicht wirklich schlüssig.

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BNP Paribas, Citigroup oder Credit Suisse - es vergeht kaum ein Tag, ohne dass eine mächtige Bank den Daumen über dem Basler Pharma- und Diagnostikkonzern Roche senkt.

Heute wirft mit Alistair Campbell von der Berenberg Bank der nächste bekannte Pharmaanalyst das Handtuch. In einer mir aus London zugespielten Unternehmensstudie stuft er die Genussscheine von Roche von "Buy" auf "Hold" herunter.

Im zurückliegenden dritten Quartal sei bei Rituxan erstmals eine Umsatzerosion durch Nachahmerpräparate zu beobachten gewesen, so argumentiert Campbell. Er befürchtet, dass schon bald weitere Schlüsselmedikamente davon betroffen sein könnten.

Nichts desto trotz überrascht die heutige Herunterstufung, kürzt der Analyst seine zukünftigen Gewinnschätzungen doch gerade mal um bis zu 2 Prozent. Darüber hinaus lässt sich selbst vom neuen Kursziel ein Aufwärtspotenzial von mehr als 10 Prozent für die Genussscheine ableiten.

Kursentwicklung der Bons von Roche (rot) im Vergleich mit jener der Novartis-Aktien (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Ob Roche die Umsatzerosion bei Avastin, Rituxan und Herceptin durch jüngere Präparate auffangen kann, wird sich zeigen müssen. Immerhin setzten die Basler im vergangenen Jahr mit den "grossen Drei" rund 16 Milliarden Franken um. Bei einem Jahresumsatz von gut 52 Milliarden Franken ist das sehr viel mehr als bloss ein Apropos.

Gerade die Dividende scheint mir allerdings auf Jahre hinaus in trockenen Tüchern. Und selbst wenn es Jahre dauern sollte, bis der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel der Umsatzerosion Herr wird - so versüsst die bei attraktiv hohen 3,5 Prozent liegende Dividendenrendite den Anteilseignern immerhin das Warten.

Oder wie Carl Mayer von Rothschild als Pionier des antizyklischen Investierens stets zu sagen pflegte: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen."

Bei Roche ist in diesen Tagen ganz klar Ersteres der Fall...
 

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