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Wie schnell ein gefeierter Anlegerliebling in Ungnade fallen kann, mussten die Entscheidungsträger am Hauptsitz von Roche in Basel in den vergangenen Wochen schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Die beiden produktseitigen Rückschläge von Mitte Dezember haben dem Ruf des Basler Pharmakonzerns als Erfolgsgarant sichtlich zugesetzt. Stummer Zeuge ist die Kursentwicklung der Inhaberaktien wie auch der Genussscheine.

Diese dürfte auch Novartis nicht verborgen geblieben sein. Denn der einstige Erzrivale und heutige Grossaktionär vereint schon seit Jahren einen Drittel der Stimmen auf sich.

Interessant ist, dass Novartis an den Ängsten und Vorbehalten rund um Roche nicht ganz unschuldig ist. Am vergangenen Freitag erhielt die Generikatochter Sandoz von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Marktzulassung für Zarxio. Beim Präparat handelt es sich um ein sogenanntes Biosimilar des von Amgen entwickelten Medikaments Neupogen.

Zarxio wird von Branchenexperten als ein Meilenstein bezeichnet. Nicht ohne Grund, handelt es sich beim Präparat doch um das erste zugelassene Biosimilar in der Geschichte der pharmazeutischen Industrie. Weitere solche Nachahmermedikamente dürften folgen und früher oder später auch bei Roche zu einem deutlich intensiveren Wettbewerb führen.

Davon lässt sich zumindest der für die MainFirst Bank tätige Experte allerdings nicht aus der Ruhe bringen. In einem mir zugespielten Kommentar bekräftigt er sowohl die "Outperform" lautende Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 315 Franken.

Es sei zwar richtig, dass der Rückschlag mit dem Nachfolgepräparat Kadcyla und die von Sandoz erhaltene Marktzulassung für Zarxio den Anlegern die von Biosimilars ausgehenden Gefahren wieder in Erinnerung gerufen hätten. Der Experte erachtet die damit einhergehenden Ängste jedoch für überzogen. Er hält die zahlreichen regulatorischen und rechtlichen Hürden sowie die Herausforderungen beim Vertrieb von biotechnologischen Nachahmermedikamenten für unterschätzt. Das gelte insbesondere für solche aus dem für Roche wichtigen Onkologiebereich.

Dem Experten scheint die Bewertungskorrektur der Valoren des Basler Pharmakonzerns der vergangenen drei Monate übertrieben. Die Aktien des Rivalen Novartis hätten in dieser Zeit deutlich besser abgeschnitten. Er bricht deshalb eine Lanze für die Bons von Roche und macht nun günstige Kaufgelegenheiten aus.

Ein gewisses Nachholpotenzial ist den Valoren des in Ungnade gefallenen Börsenlieblings nicht abzusprechen. Denn obschon sich der Dollar von seinem Rückschlag von Mitte Januar weitestgehend erholt hat, notieren die Bons noch immer gut 10 Prozent unter ihren Höchstkursen vom Dezember.

Was die von Biosimilars ausgehenden Gefahren anbetrifft, so bin ich mit dem Experten der MainFirst Bank nicht gleicher Meinung. Auch wenn es noch Jahre dauern dürfte, bis auch für Krebsmedikamente aus dem Hause Roche Nachahmerpräparate erhältlich sein werden, so stellen diese die beinahe schon unverschämt hohen Margen in diesem Bereich in Frage. Gut hat es da der Grosaktionär Novartis - mit seiner Tochter Sandoz verfügt er über so etwas wie eine "Put-Option", was solche Risiken anbetrifft.

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"Diese Basler Firma macht alles richtig", schrieb ich am Montag an dieser Stelle und brach damit eine Lanze für die Namenaktien von Clariant.

Ob meine Kolumne von Anfang Woche auch bei Julius Bär gelesen wurde, darüber lässt sich nur spekulieren. Auffällig ist allerdings, dass die Zürcher Traditionsbank die Papiere des Spezialitätenchemieherstellers von "Hold" auf "Buy" hochstuft und neu ein Kursziel von 19 (17) Franken veranschlagt.

Die Restrukturierungsbemühungen der letzten Jahre werden positiv hervorgehoben und für 2015 eine signifikante Verbesserung beim Cash Flow in Aussicht gestellt. In diesem Zusammenhang hält man bei Julius Bär auch eine Dividendenerhöhung für möglich.

In aller Bescheidenheit: Diese Begründung liest sich wie ein kurzer Zusammenzug meiner Ausführungen vom Montag. Damals schrieb ich folgendes:

"Der operative Turnaround beim Spezialitätenchemiehersteller sucht nicht nur hierzulande seinesgleichen und die von Branchenkennern ursprünglich als überzahlt kritisierte Übernahme von Süd-Chemie erweist sich immer mehr als Glücksgriff. Viele von ihnen bezeichnen die deutsche Tochter mittlerweile sogar als "eine Perle".

Probleme bietet allerdings die noch immer hohe Kapitalbindung beim Nettoumlaufvermögen. Dieser Problematik scheint man sich mittlerweile auch im Verwaltungsrat bewusst zu sein. Nur so lässt sich erklären, weshalb dieser der Geschäftsleitung konkrete Zielvorgaben für den Cash Flow gemacht hat und die erfolgsabhängige Entschädigung im laufenden Jahr zu 60 Prozent von Fortschritten bei der Barmittelgenerierung abhängig gemacht hat.

Sollten diese Massnahmen Früchte tragen, steht einer deutlich grosszügigeren Ausschüttungspolitik nichts mehr im Weg. Ich jedenfalls bin mir ziemlich sicher, dass Clariant früher oder später zu einer attraktiven Dividendenperle heranreift."

Bleibt aus Sicht der Aktionäre von Clariant nur zu hoffen, dass weitere Aktienanalysten auf das Potenzial des Basler Spezialitätenchemieherstellers aufmerksam werden und den Papieren einheizen.

 

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