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Es gibt Tage, da wechseln bei Molecular Partners nur ein paar tausend Aktien die Hand. Dann wiederum gibt es Tage wie den gestrigen Montag, als eine regelrechte Verkaufslawine über die Papiere des Pharmaunternehmens aus Schliern hereinbrach - losgetreten durch Forschungserfolge der beiden übermächtigen amerikanischen Rivalen Merck und Pfizer.
Denn während Molecular Partners gemeinsam mit Partner Novartis noch immer an einem Covid-19-Wirkstoff tüftelt, präsentierte Pfizer der Weltöffentlichkeit am vergangenen Freitag bereits erste vielversprechende Studienergebnisse zu einer wahren "Wunder-Pille" gegen das heimtückische Virus. Noch einen Schritt weiter ist Merck, erhielt ein ähnlicher Wirkstoff der Amerikaner in Grossbritannien doch gerade eben schon die Marktzulassung.
Obwohl die Aktien von Molecular Partners zuletzt wieder etwas Boden gutmachen konnten, kosten sie noch immer gut 20 Prozent weniger als am letzten Donnerstagabend. Von den diesjährigen Höchstkursen aus betrachtet hat sich der Aktienkurs mittlerweile mehr als halbiert.
Aktienkursentwicklung bei Molecular Partners in den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Das Pharmaunternehmen aus Schliern wird vermutlich erst Anfang nächsten Jahres Studienergebnisse zum eigenen Covid-19-Wirkstoffkandidaten Ensovibep vorlegen. Dann dürfte sich auch entscheiden, ob der Partner Novartis den Wirkstoff einlizenziert. Auf dem Weg dorthin verspricht der diesjährige Forschungs- und Entwicklungstag vom 15. Dezember erste Anhaltspunkte.
Wie Analyst Paul Verbraeken von Research Partners schreibt, ist Ensovibep bei seinem Modell für Molecular Partners für fast die Hälfte der Unternehmensbewertung verantwortlich.
Jetzt ins fallende Messer zu greifen kommt einer Wette auf eine überlegene Wirksamkeit von Ensovibep gegenüber dem Wirkstoff von Pfizer gleich. Denn nur so liesse sich Ensovibep überhaupt noch kommerziell von der Wunder-Pille des amerikanischen Rivalen abheben.
Dem Mutigen gehört die Welt, so sagt man. Zumindest mir fehlt dieser Mut im vorliegenden Fall jedoch...
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Die Aktien von Novartis kosten fast 10 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn. Damit schneiden die Valoren des Pharmakonzerns aus Basel nicht nur deutlich schlechter als der Swiss Market Index (SMI), sondern auch als die beiden anderen Schwergewichte Roche und Nestlé ab.
Das hielt UBS-Pharmaanalystin Laura Sutcliffe am Freitag allerdings nicht davon ab, ihr Anlageurteil von "Buy" auf "Neutral" zu senken und das 12-Monats-Kursziel auf 80 (zuvor 92) Franken zusammenzustreichen.
In einem mir zugespielten Kommentar meldet sich Sutcliffe nun erneut zu Wort. Anders als von ihr erwartet, sei dieser Schritt bei den Anlagekundinnen und Kunden ihrer Arbeitgeberin mehrheitlich auf Zustimmung gestossen, wie sie schreibt.
Dass sie mit ihrer Abstufung offene Türen einrennt, ist alles andere als selbstverständlich. Denn mit gerade einmal 13 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) am ganz unteren Ende der langjährigen Bewertungsbandbreite. Ähnliches liesse sich über den Bewertungsabschlag gegenüber dem Unterindex für grosskapitalisierte europäische Pharmaunternehmen von gut 30 Prozent sagen, welchen Novartis mittlerweile aufweist.
Die Novartis-Aktien kosteten zuletzt weniger als noch Anfang Januar (Quelle: www.cash.ch)
Im Wissen um die eher mässigen Wachstumsaussichten hält die Pharmaanalystin diesen Bewertungsabschlag für gerechtfertigt. Und darf man ihren eigenen Aussagen Glauben schenken, dann steht sie damit nicht alleine da.
Ich hielt vergangene Woche wie folgt fest:
Firmenchef "Vas" Narasimhan muss den Aktionärinnen und Aktionären schon einen ziemlich triftigen Grund geben, wieso er das Roche-Paket einfach so mir-nichts-dir-nichts zu diesen Kursen verscherbelt hat. Aber wer weiss - vielleicht lichtet sich der Nebel in den nächsten Tagen ja?
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