Bei den Edelmetallen gehen die Meinungen immer stärker auseinander. Dass die US-Notenbank bis auf weiteres an ihrer Politik des leichten Geldes festhalten will, verlieh sowohl dem Gold als auch dem Silber zuletzt zwar wieder etwas Auftrieb. Und auch die von Zypern ausgehenden Unsicherheiten dürfte der Stimmung an den Edelmetallmärkten in den letzten Tagen nicht gerade geschadet haben.

Umso mehr sorgt eine Strategiestudie aus dem Hause Société Générale heute an den Märkten für Aufsehen. In der Studie reduzieren die Verfasser den diesjährigen Durchschnittspreis für das Gold auf 1500 Dollar die Unze. In Erwartung einer Drosselung der quantitativen geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank ab dem vierten Quartal dieses Jahres rechnen die Experten beim Edelmetall mit einem Rückschlag auf 1375 Dollar je Unze. Parallel dazu prognostizieren sie beim Silber einen Rückschlag auf 24 Dollar die Unze. Bevor die erneute Abgabewelle einsetze, sei auf kurze Sicht allerdings mit einer Fortsetzung der jüngst beobachteten Erholungsbewegung zu rechnen, so heisst es weiter.

An den Edelmetallmärkten wird das Handelsgeschehen meines Erachtens weiterhin von einem erbitterten Kampf zwischen Haussiers und Baissiers geprägt sein. Denn beide Lager verfügen über jeweils schlagende Argumente. Aufgrund fehlender fundamentaler Anhaltspunkte verlasse ich mich beim Gold deshalb auf die charttechnische Situation, die sich vorerst neutral präsentiert. Ein Rückschlag unter die zwischen 1520 und 1525 Dollar je Unze verlaufende Unterstützungszone könnte die Büchse der Pandora öffnen und eine weitere Abgabewelle lostreten. Optimistischer werde ich nur, wenn sich das gelbe Metall wieder nachhaltig über 1700 Dollar die Unze festigen kann.

***

Die von Zypern ausgehenden Unsicherheiten haben dem europäischen Bankensektor sichtlich zugesetzt. Insbesondere die auch im überarbeiteten Massnahmenpaket nicht beerdigte Idee einer Zwangsabgabe auf Spareinlagen kommt bei den Aktieninvestoren alles andere als gut an. Denn sollte dieses Beispiel in anderen von der Schuldenkrise betroffenen europäischen Ländern Schule machen, könnte dies Bankkunden zu einem panikartigen Rückzug von Bankeinlagen bewegen. Die Folge wäre eine weitreichende Destabilisierung des gesamten Finanzsystems.

Nachdem die warnenden Wortmeldungen aus dem Lager der Baissiers in den vergangenen Wochen spürbar weniger geworden waren, wird ihnen dank den von Zypern ausgehenden Unsicherheiten wieder Aufmerksamkeit zuteil. In einem Kommentar sagt der für die Berenberg Bank tätige Verfasser nach einer längeren Pause beispielsweise weitere Bankenrettungen vorher. Solche Rettungen hätten negative Auswirkungen auf die Eigenkapitalrendite und den Kapitalbedarf der gesamten Branche. Der Experte bekräftigt deshalb seine kurz- und längerfristig negative Haltung für europäische Bankaktien.

Wie sein für die Société Générale tätiger Berufskollege glaubt er jedoch, dass eine Hand voll Banken mit einer starken Eigenkapitalbasis als Gewinner aus der Krise hervorgehen werden. Dazu zählt der Experte der Berenberg Bank auch die mit einem Kursziel von 17 Franken zum Kauf empfohlenen Aktien der UBS. Bei der Société Générale setzt man hingegen auf die Papiere der Credit Suisse. Letztere werden mit einem auf 33 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel zum Kauf empfohlen.

Mit den Plänen spielt die europäische Politik geradezu in die Hände der Schweizer Bankengilde. Setzt sich die Idee einer Zwangsabgabe auf Spareinlagen durch und findet sie unter den anderen von der Schuldenkrise betroffenen europäischen Ländern Nachahmer, dann ist eine weitere Kapitalflucht in die Schweiz so sicher wie das Amen in der Kirche.

Unsicherheiten gehen meiner Meinung nach weiterhin von der juristischen Seite aus. Es liegt geradezu auf der Hand, dass die solide finanzielle Situation von UBS und Credit Suisse im Ausland Begehrlichkeiten weckt. Für beide Schweizer Grossbanken dürfte es deshalb in Zukunft realistischerweise weitere Klagen und Bussgeldbescheide hageln.

***

Das am Mittwoch veröffentlichte Jahresergebnis müsste die Firmenverantwortlichen von Komax eigentlich ziemlich nachdenklich stimmen. Denn trotz eines überraschend starken Kerngeschäfts blieben EBIT und Reingewinn weit hinter den Konsensschätzungen des Marktes zurück. Hohe Verluste bei den beiden Sorgenkindern Solar und Medtech liessen den Reingewinn auf Konzernebene gegenüber dem Vorjahr um nicht weniger als 75 Prozent einbrechen.

Im laufenden Jahr rechnet das in Dierikon LU niedergelassene Industrieunternehmen zwar mit deutlichen Ergebnisverbesserungen. Solche dürften allerdings nicht ausreichen, um die leidgeplagten Aktionäre gnädig zu stimmen.

Die im Anschluss an die Ergebnisveröffentlichung abgehaltene Analystenkonferenz lieferte denn auch klar Anhaltspunkte dafür, dass der Druck aus dem Aktionariat zugenommen haben dürfte. Hatten sich die Firmenverantwortlichen in der Vergangenheit noch mit aller Kraft gegen einen Verkauf der beiden Geschäftsbereiche Solar und Medtech gestemmt, so scheinen sie dem Druck aus dem Aktionariat zunehmend nachzugeben. An der Analystenkonferenz sprach CEO Beat Kälin jedenfalls davon, dass für die beiden Sorgenkinder mittlerweile alle Möglichkeiten geprüft würden.

Mich erfüllen diese Aussagen mit einer gewissen Genugtuung, setzte ich die Aktien von Komax doch Ende Dezember in Erwartung eines strategischen Befreiungsschlags von den Problemen im Solar- und Medizinaltechnikbereich auf die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2013.

Ähnlich dürfte es auch dem für Helvea tätigen Experten ergangen sein. In einem am Mittwoch erschienenen Kommentar sagt er den mit einem neu 120 (100) Franken zum Kauf empfohlenen Aktien eine materielle Neubeurteilung und -bewertung vorher. Denn die aktuelle Bewertung werde dem Wert des Kerngeschäfts noch immer in keinster Weise gerecht.

Interessant ist auch ein Kommentar aus dem Handel der MainFirst Bank. Dem Kommentar entnehme ich, dass alleine das Kerngeschäft von Komax einen Wert von mehr als 500 Millionen Franken aufweisen könnte - bei einem derzeitigen Börsenwert von 305 Millionen Franken meines Erachtens alles andere als ein Apropos.