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Nur noch sieben Wochen trennen das laufende vom kommenden Jahr. Und schon heute zeichnet sich ab, dass 2014 als ein gutes Aktienjahr in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Mit einem Plus von knapp 9 Prozent seit Jahresbeginn gehört der Swiss Market Index (SMI) zu den besten Aktienindizes in ganz Europa. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn die vorwiegend im Frühling angesetzten Dividendenausschüttungen gehen zu Lasten dieses Börsenbarometers. Ein repräsentativeres Ergebnis für unseren Heimmarkt liefert der breiter gefasste Swiss Performance Index (SPI), welcher effektiv 12 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr liegt.
Für gewöhnlich treffen erst Anfang Dezember erste Ausblicke auf das kommende Börsenjahr ein. Vermutlich nicht zuletzt, um die nachrichtenärmsten Wochen des ganzen Jahres elegant überbrücken zu können.
Früher als sonst legt die UBS ihren Ausblick vor. Die der Investmentbank zurechenbaren Strategen setzen ganz klar auf die europäischen Aktienmärkte. Diesen trauen sie bis Ende des nächsten Jahres ein Aufwärtspotenzial von 13 Prozent zu, abgeleitet vom nächstjährigen Zielwert von 380 Punkten für den viel beachteten Stoxx-600-Index.
Das Modell der Experten stützt sich auf eine moderate Belebung der Wirtschaft sowie einen weiterhin leicht rückläufigen Euro ab. Bei den Unternehmensgewinnen wird im kommenden Jahr mit einer Erholung von 10 Prozent gerechnet, gefolgt von einem Wachstum von 9 Prozent im Folgejahr.
Der eigenen Anlagekundschaft liefern die Strategen auch gleich eine interaktive Version ihres Modells mit. Sofern die eigenen Erwartungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder die Währungsentwicklung von den bankeigenen Prognosen abweichen sollten, können die Kunden diese durch ihre eigenen Erwartungen ersetzen.
Nichtsdestotrotz spielen die Experten im Ausblick auch zwei extreme Szenarien durch. Da wäre auf der einen Seite mal ein als sehr unwahrscheinlich bezeichnetes Abgleiten Europas in eine Rezession, was den Stoxx-600-Index um 30 Prozent auf 235 Punkte fallenlassen würde. Auf der anderen Seite könnte eine wirtschaftliche Erholung in Europa in Kombination mit einer Wachstumsbeschleunigung in Übersee das Börsenbarometer um 30 Prozent auf 440 Zähler klettern lassen.
Nachholpotenzial orten die Strategen der UBS Investmentbank vor allem bei den Unternehmensgewinnen in Europa. Während amerikanische Firmen heute rund 27 Prozent mehr als vor der Finanzkrise von 2007 verdienen würden, liege der Gewinn ihrer europäischen Mitbewerber noch immer um 23 Prozent tiefer als damals. Um die unterschiedliche Sektorengewichtung bereinigt, machen die Experten Raum für eine Aufholjagd von rund 30 Prozent aus.
In diesem Zusammenhang setzt die Grossbank auf Aktien solcher Einzelunternehmen wie Total, BBVA, Randstad, Marks & Spencer und Société Générale sowie auf konjunkturabhängige Dividendenperlen wie Swedbank, CRH, HSBC, Amec und Michelin. Zu dieser Gruppe zählen die Strategen auch die beiden hiesigen Firmen Swiss Re und Syngenta.
Zuversichtlich zeigt man sich im Ausblick auch für den amerikanischen Aktienmarkt. Die Verfasser sehen den breit gefassten S&P-500-Index bis Ende des nächsten Jahres auf 2225 Punkte klettern. Im besten Fall sei mit einem Anstieg bis auf 2400 Zähler, im ungünstigsten Fall mit einem Rückschlag auf 1750 Punkte zu rechnen. Ihre Zuversicht begründen die Experten mit den soliden Bilanzen und den davon ausgehenden Übernahmefantasien sowie mit den soliden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Fokus liegt neben den Finanzwerten auf den Sektoren Technologie und Gesundheit.
Etwas zurückhaltender äussern sich ihre für die Credit Suisse tätigen Berufskollegen in ihrem 140 Seiten starken Werk. Den Strategen zufolge wird 2015 ein Jahr der Veränderungen. Zwar sehen auch sie den amerikanischen S&P-500-Index auf 2200 Punkte klettern. Aufgrund der restriktiveren Zinspolitik der US-Notenbank rechnen sie im Laufe der zweiten Jahreshälfte dann allerdings mit rückläufigen Aktiennotierungen und einem Rückschlag des Börsenbarometers auf 2100 Zähler.
Die Risikoprämie für Aktien bleibe ungewöhnlich hoch, die Geldpolitik der meisten führenden Zentralbanken ultralocker, die Überschussliquidität weltweit noch immer überdurchschnittlich stark wachsend und das Unternehmensgewinnwachstum gut.
Was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anbetrifft, so sagen die Strategen den verschiedenen Weltregionen sehr unterschiedliche Entwicklungen vorher. Dasselbe gilt für die jeweilige Zins- und Geldpolitik. Es liegt deshalb auf der Hand, dass die Experten mit grösseren Verschiebungen bei den Kapitalströmen rechnen. Die grösste Angst dabei: Dass höhere Zinsen zu einer Repatriierung von in den Schwellenländern investiertem Kapital in die USA führen. In diesem Zusammenhang steht vermutlich auch die Prognose eines auch weiterhin festen Dollars.
Anders als viele amerikanische Bankinstitute sind die beiden Grossbanken nicht übertrieben euphorisch, was die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten anbetrifft. Dennoch sind die jeweiligen Ausblicke vermutlich von Zweckoptimismus geprägt.
Nach der substanziellen, von der ultralockeren Geldpolitik führender Notenbanken angetriebenen, Höherbewertung der Aktienmärkte der letzten Jahre sind diese verletzbar geworden. Vermutlich steht den Märkten spätestens im kommenden Jahr eine Bewährungsprobe bevor. Gerade jetzt ist Zweckoptimismus meines Erachtens deshalb ziemlich fehl am Platz.