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Nach dem gestrigen Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wurde in den Medien ausgiebig über die möglichen Folgen für unsere Wirtschaft, die Unternehmenslandschaft und die Börse berichtet. Einige Aspekte wurden dabei schlichtweg übersehen.
Da wäre zum Beispiel die Frage, was unsere Währungshüter mit den Fremdwährungsreserven von schätzungsweise 525 Milliarden Franken vorhaben. Werden diese vorwiegend in Wertpapieren angelegten Reserven über die kommenden Wochen und Monate reduziert?
Und wie werden ausländische Grossinvestoren reagieren? Immerhin sitzen sie nach gestern auf gewaltigen Währungsgewinnen, die nachgerade zu Gewinnmitnahmen einladen.
Freuen konnten sich zumindest die amerikanischen Marktakteure. Anders als bei uns sorgte der starke Franken bei den in New York gehandelten Aktien hiesiger Unternehmen für positive Vorzeichen. Die Valoren von Logitech gingen um 5 Prozent höher aus dem Handel, gefolgt von jenen von Syngenta und Novartis mit einem Plus von je gut 4 Prozent, und selbst die Papiere von ABB gewannen 3,2 Prozent.
Alleine bei den defensiven Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis wechselten an der Schweizer Börse SIX im Laufe des gestrigen Tages Aktien im Gegenwert von über 10 Milliarden Franken die Hand. Das gesamte Handelsvolumen lag sogar bei knapp 40 Milliarden Franken. Insbesondere am Nachmittag waren zahlreiche grosse ausserbörsliche Blocktransaktionen zu beobachten, was auf die Beteiligung ausländischer Grossinvestoren schliessen lässt.
Das Brutale am gestrigen Entscheid: Während ausländische Marktakteure mit satten Währungsgewinnen auf dem Franken für die horrenden Kursverlusten von gestern mehr als entschädigt werden, bleiben wir benachteiligten Schweizer Anleger auf unseren Verlusten sitzen.
Da tröstet die mit der Frankenstärke einhergehend höhere Kaufkraft mit allen ihren Vorzügen wie günstigeres Reisen ins Ausland oder billigeres Tanken an der Zapfsäule nur bedingt darüber hinweg. In einem Punkt bin ich dennoch froh: Mit der Aufgabe des Mindestkurses hat sich die SNB aus der Abhängigkeit zur Zins- und Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) befreit. In diesem Sinne: Ein Hoch auf den "Swexit"!
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Die Namenaktien von Richemont hatten gestern gleich in zweifacher Hinsicht einen schweren Stand. Zum einen wusste der Zwischenbericht des Westschweizer Luxusgüterherstellers für das wichtige Weihnachtsgeschäft nicht vollends zu überzeugen. Gerade im lukrativen Geschäft mit Luxusuhren schien der Absatz zu harzen.
Und zum anderen liess der überraschende Entscheid der SNB, den vor gut drei Jahren eingeführten Euro-Mindestkurs aufzugeben, sowohl den Euro als auch den Dollar gegenüber dem Franken absacken.
Beides ging nicht spurlos an den Papieren von Richemont vorüber, beendeten diese den gestrigen Handelstag doch mit einem satten Minus von 15,5 Prozent auf knapp 75 Franken.
Weil Aktienanalysten ihre Schätzungen für den Luxusgüterkonzern im Anschluss an den Zwischenbericht sowieso überarbeiten müssen, setzen sie auch gleich des starken Frankens wegen den Rotstift an. Das macht Richemont quasi zum ersten Opfer des SNB-Entscheids.
Als eine der ersten ihrer Berufsgattung reduziert die für J.P. Morgan tätige Analystin ihre diesjährigen Schätzungen für den operativen Gewinn (EBIT) um 4 Prozent und jenen für das kommende Jahr um 12 Prozent. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Anpassungen nahezu vollständig mit den Währungsfluktuationen von gestern begründet werden. Dasselbe gilt für die Kürzung des Kursziels auf 80 (95) Franken.
Die Aktien von Richemont werden bei J.P. Morgan zwar weiterhin mit "Overweight" eingestuft. Die Kaufempfehlung ist nach gestern jedoch nur noch sehr halbherzig, schreibt die Analystin doch, dass sie noch günstigere Einstiegskurse erwarte.
Ansonsten kann sich hierzulande bislang nur Goldman Sachs zu währungsbedingten Gewinnschätzungsreduktionen durchringen. Diese erstrecken sich von den Pharma- und Medizinaltechnikunternehmen über die Versicherungen bis hin zu den Banken. Auch die jeweiligen Kursziele werden zusammengestrichen. Am stärksten trifft es die Aktien von Credit Suisse und Zurich Insurance Group. Beide werden bei den Amerikanern von der viel beachteten „Conviction Buy List“ gestrichen. Begründung: Die Aufgabe des SNB-Mindestkurses hat materielle Folgen für die zukünftige Geschäftsentwicklung.
Bei der Credit Suisse giesst Morgan Stanley zusätzliches Öl ins Feuer und schreibt, dass die jüngsten Währungsfluktuationen bei der Zürcher Grossbank bis zu 20 Prozent des Gewinns ausradieren könnten. Bernstein Research hegt hingegen Zweifel an der langjährigen Dividendenpolitik der Zurich Insurance Group.
Alleine in den letzten Stunden trafen bei mir unzählige Unternehmens- und Branchenstudien zum Thema Frankenstärke ein. Darin griffen die Studienverfasser zwar die Folgen der neuen Währungssituation für die zukünftige Gewinnentwicklung hiesiger Firmen auf. Konkrete Gewinnschätzungsreduktionen suchte man allerdings vergeblich.
Dennoch befürchte ich, dass eine gewaltige Welle von Umsatz- und Gewinnschätzungsreduktionen über die hiesigen Unternehmen und unseren heimischen Aktienmarkt hereinbrechen wird. Eine solche könnte nur ein schwächerer Franken noch abwenden, was ich aus heutiger Sicht als sehr unwahrscheinlich erachte.
Einige Experten sehen unsere Währung sogar noch stärker werden. So beispielsweise die Währungsstrategen von HSBC, welche ihre Jahresendprognosen für den Euro auf 0,95 (1,20) Franken und jene bis Ende 2016 sogar auf 0,92 (1,20) Franken senken.
Der cash Insider sagt, weshalb ausländische Anleger nach dem gestrigen SNB-Entscheid besser dastehen - Und: Eine Welle von Schätzungsreduktionen bricht über den Schweizer Aktienmarkt herein.
16.01.2015 09:52
Von cash Insider
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