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Die ersten Januar-Tage hatten es bereits angekündigt: Auf das Kurdebakel vom Dezember folgte auch am Schweizer Aktienmarkt eine kräftige Gegenbewegung. Amerikanische Wirtschaftsmedien sprechen gar vom "besten Januar aller Zeiten" für Aktien weltweit.
Das will allerdings nicht heissen, dass man als Aktienanleger in den letzten Wochen keine Fehler machen konnte. Den dividendenkorrigierten Swiss Market Index (SMIC) trennen zwar bloss noch wenige Prozente von seiner Bestmarke vom Januar letzten Jahres bei etwas mehr als 19'000 Punkten. Das Marktgeschehen gestaltet sich allerdings noch immer ziemlich launisch. Schlechte Nachrichten werden denn auch weiterhin mit Kursverlusten bestraft - wie der überraschende Rücktritt des langjährigen Firmenchefs Richard Ridinger beim Pharmazulieferer Lonza oder die Ergebnisenttäuschung bei der Swatch Group eindrücklich belegen.
Das Nachsehen hatte in den vergangenen Wochen jedoch nicht der, der in Aktien investiert war, sondern vielmehr derjenige, der es nicht war. Gerade wer sich im Dezember kurzerhand der Verliereraktien wie Meyer Burger, AMS oder Kudelski entledigte, dürfte sich die Haare raufen.
Wie angespannt die Situation bleibt, zeigt ein Blick nach Norden in Richtung Frankfurt. Ein warnender Artikel in der "Financial Times" riss die dort gehandelten Aktien des Überfliegers Wirecard am Mittwoch vorübergehend um 20 Prozent in die Tiefe. Der Grund: Im Artikel stellte das renommierte Wirtschaftsblatt die Geschäfts- und Buchführungspraktiken des Neulings aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) in Frage. Ob die Vorwürfe Hand und Fuss haben oder bloss der lebhaften Fantasie angelsächsischer Leerverkäufer entspringen, wird sich zeigen müssen.
Was mir auffällt: Nach der im Januar beobachteten Gegenbewegung bekunden erste Einzelaktien - insbesondere die der drei Schweizer Grossbanken UBS, Credit Suisse und Julius Bär - seit wenigen Tagen wieder Mühe. Mitte Februar wird Nestlé als drittes Schwergewicht den Zahlenkranz für das letzte Jahr sowie die Zielvorgaben für das laufende Jahr vorlegen. Ab dann sollten von der Unternehmensberichterstattung keine grösseren Impulse mehr für den SMI ausgehen. Der Mist ist dann gekarrt.
Ich verspreche mir von den nächsten Wochen wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die zukünftige Grosswetterlage an den Aktienmärkten. Kann der dividendenkorrigierte SMI auf neue Rekordstände vorstossen, wäre das nicht nur erfreulich, sondern auch sehr ermutigend.
Scheitert das Börsenbarometer nämlich an der zwischen 18'400 und 18'500 Punkten verlaufenden Widerstandszone, droht ihm ein Rückschlag um mehrere Prozente. So gesehen könnte es zu einem sogenannten "Make-or-Break-Moment" kommen, wie die Amerikaner sagen würden.
Bilanz der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 Prozent | +23,9 Prozent |
2014 | +11,4 Prozent | +15,2 Prozent |
2015 | +4,1 Prozent | +2,4 Prozent |
2016 | -3,7 Prozent | -1,7 Prozent |
2017 | +23,6 Prozent | +20,1 Prozent |
2018 | -19,1 Prozent | -8,8 Prozent |
2019* | +8,3 Prozent | +7,0 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2019
Gerade bei den Nebenwerten ging mir die kurze, aber heftige Kurserholung etwas gar schnell. Ich habe deshalb bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 zu Wochenbeginn erste Gewinne mitgenommen. Bei den Papieren des Vermögensverwalters GAM liess sich ein Plus von 34 Prozent, bei jenen des Sensorenherstellers AMS immerhin eines von knapp 24 Prozent realisieren.
Mit einem durchschnittlichen Plus von 8,3 Prozent liess sich der um knapp 7 Prozent höhere Swiss Performance Index (SPI) trotz einer taktischen Barmittelquote von bis zu 30 Prozent denn auch schlagen. Wer Mitte Dezember etwas Spielgeld auf die Turnaround-Kandidaten Aryzta, GAM, Meyer Burger, AMS, U-blox, Autoneum und Kudelski setzte, wurde sogar mit einem Plus von fast 20 Prozent für seinen Mut belohnt. Immerhin um 6,7 Prozent ging es für die dividendenstarken Dogs of the SMI nach oben. So weit, so gut - ist das Börsenjahr 2019 doch erst ein paar Wochen alt.
Aktuelle Positionen Aktienfavoriten
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 22'915,96 | ||||
Bâloise N | 75 | 134,00 | 11'527,50 | +1'477,50 | +14,70 Prozent |
LafargeHolcim N | 250 | 40,10 | 11'657,50 | +1'632,50 | +16,28 Prozent |
Nestlé N | 250 | 79,80 | 21'610,00 | +1'660,00 | +8,32 Prozent |
Sika N | 85 | 123,00 | 11'135,00 | +680,00 | +6,50 Prozent |
Aryzta N | 1'230 | 1,22 | 1'372,06 | -123,00 | -8,23 Prozent |
Autoneum N | 10 | 153,40 | 1'627,00 | +93,00 | +6,06 Prozent |
Kudelski I** | 260 | 5,70 | 1'723,80 | +241,80 | +16,32 Prozent |
Meyer Burger N | 2'200 | 0,68 | 2'070,20 | +574,20 | +38,38 Prozent |
U-blox N | 19 | 79,90 | 1'611,20 | +93,10 | +6,13 Prozent |
Georg Fischer N | 12 | 790,00 | 10'554,00 | +1'074,00 | +11,33 Prozent |
Siegfried N | 30 | 332,00 | 10'515,00 | +555,00 | +5,57 Prozent |
Total | 108'319,22 | +8,32 Prozent |
* Schlusskurse 31. Januar 2019
** Titelposition wird verkauft
Am besten schnitten die Aktien von Meyer Burger ab, getragen von aggressiven Deckungskäufen. Liefen Ende Dezember noch Wetten in Höhe von rund 18 Prozent der ausstehenden Titel gegen den Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt, waren es zuletzt noch knapp 12 Prozent. Der Rückzug der Leerverkäufer kommt nicht von ungefähr, wird dem russischen Milliardär und Grossaktionär Petr Kondrashev doch ein Ausbau seines Beteiligungspakets zugetraut. Nach dem starken Kursanstieg um gut 38 Prozent setze ich bei 0,85 Franken eine Stop-Loss-Limite. Gleichzeitig nehme ich bei den Valoren von Kudelski die aufgelaufenen Gewinne von gut 16 Prozent mit. Meine Angst vor einer Ergebnisenttäuschung ist gross.
Bisherige Transaktionen
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
28.12.2018 | Sika N | Kauf | 85 | 123,00 | Franken | 10'455,00- |
28.12.2018 | LafargeHolcim N | Kauf | 250 | 40,10 | Franken | 10'025,00- |
28.12.2018 | Nestlé N | Kauf | 250 | 78,80 | Franken | 19'950,00- |
28.12.2018 | Bâloise N | Kauf | 75 | 134,00 | Franken | 10'050,00- |
28.12.2018 | Siegfried N | Kauf | 30 | 332,00 | Franken | 9'960,00- |
28.12.2018 | Georg Fischer N | Kauf | 12 | 790,00 | Franken | 9'480,00- |
07.01.2019 | AMS I | Kauf | 75 | 19,795 | Franken | 1'484,63- |
07.01.2019 | Aryzta N | Kauf | 1'230 | 1,2155 | Franken | 1'495,07- |
07.01.2019 | U-blox N | Kauf | 19 | 79,90 | Franken | 1'518,10- |
07.01.2019 | GAM N | Kauf | 1'230 | 3,994 | Franken | 1'497,75- |
07.01.2019 | Meyer Burger N | Kauf | 2'200 | 0,68 | Franken | 1'496,00- |
07.01.2019 | Kudelski I | Kauf | 260 | 5,70 | Franken | 1'482,00- |
07.01.2019 | Autoneum N | Kauf | 10 | 153,40 | Franken | 1'534,00- |
28.01.2019 | AMS I | Verkauf | 75 | 27,93 | Franken | 2'094,75+ |
28.01.2019 | GAM N | Verkauf | 375 | 4,49 | Franken | 1'683,75+ |
Ebenfalls Freude bereiten die Aktien von LafargeHolcim. Die Neuausrichtung des Firmenportfolios unter Konzernchef Jan Jenisch nimmt langsam aber sicher Konturen an. Bis sich diese Anpassungen auch beim Tagesgeschäft bemerkbar machen, dürfte es allerdings noch dauern. Vorerst richten sich alle Augen auf die Jahresergebnisveröffentlichung vom 7. März. An diesem Tag wird bekannt, ob der Weltmarktführer die sich selbst gesteckten Ziele erreichen konnte.
Ich bleibe jedenfalls dabei: Jenisch scheint mir der richtige Mann, um LafargeHolcim wieder auf Wachstum zu trimmen. Bis es soweit ist, versüsst die noch immer bei 4,3 Prozent liegende Dividendenrendite den Aktionären das Warten.
Aktuelle Positionen «Turnaround-Kandidaten»
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 25'968,50 | ||||
Aryzta N | 8'580 | 1,17 | 9'570,99 | -429,00 | -4,29 Prozent |
Autoneum N | 73 | 137,30 | 11'877,10 | +1'854,00 | +18,50 Prozent |
Kudelski I** | 1'655 | 6,04 | 10'972,65 | +976,45 | +9,77 Prozent |
Meyer Burger N | 15'385 | 0,65 | 14'477,28 | +4'477,04 | +44,77 Prozent |
U-blox | 130 | 76,35 | 11'024,00 | +1'098,50 | +11,07 Prozent |
Total | 83'890,52 | +19,69 Prozent |
* Schlusskurse vom 4. Dezember 2018
** Titelposition wird verkauft
Als einziger Vertreter aus dem SMI schrieb Nestlé in den letzten Tagen neue Kursrekorde. Die Aktien des Nahrungsmittelherstellers aus Vevey wären vermutlich noch weiter gestiegen, hätte nicht der etwas unbefriedigende Jahresumsatz beim Rivalen Unilever für enttäuschte Gesichter gesorgt. Bleibt zu hoffen, dass sich die Rückschlüsse der Marktakteure auf Nestlé anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung von Mitte Februar als voreilig und falsch erweisen. Der zurückhaltende Ansatz von Konzernchef Mark Schneider bei der strategischen Neuausrichtung seines Arbeitgebers scheint mir der richtige - selbst wenn das einige Grossaktionäre anders sehen dürften.
Enttäuscht bin ich hingegen vom verhaltenen Abschneiden der Aktien von Sika und Siegfried. Dieses lässt sich zumindest im Fall von Sika mit der milliardenschweren Übernahme der französischen Parex erklären. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich es lieber gesehen hätte, wenn der Bauchemiehersteller an seiner Strategie kleinerer und gut verdaubarer Firmenkäufe festgehalten hätte. Zur Erinnerung: Aus der Einigung mit Saint-Gobain und dem ehemaligen Ankeraktionär Schenker-Winkler-Holding hält Sika eigene Aktien in Milliardenhöhe in den Büchern. Sollte die zur Refinanzierung aufgelegte Wandelanleihe nicht ausgeübt werden, trägt das Unternehmen selbst das Kursrisiko. Dessen sind sich zusehend auch ausländische Leerverkäufer bewusst.
Aktuelle Positionen «Dogs of the SMI»
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Adecco N | 220 | 45,93 | 10'940,60 | +836,00 | +8,27 Prozent |
LafargeHolcim N | 245 | 40,50 | 11'424,35 | +1'501,85 | +15,14 Prozent |
Swisscom N | 20 | 469,70 | 9'520,00 | +126,00 | +1,34 Prozent |
Swiss Re N | 110 | 90,12 | 10'469,80 | +556,60 | +5,61 Prozent |
UBS N | 815 | 12,24 | 10'472,75 | +501,23 | +5,03 Prozent |
Zurich Insurance N | 35 | 293,10 | 10'909,50 | +651,00 | +6,35 Prozent |
Total | 63'737,00 | +6,66 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2019
Für Zukäufe bieten sich vor allem die Aktien von Siegfried an, wobei ich zuerst die Jahresergebnisveröffentlichung abwarten würde. Neben der Angst vor einem enttäuschenden Zahlenkranz lasteten zuletzt auch ausbleibende Neuigkeiten rund um eine gerüchteweise herumgereichte Grossübernahme auf der Kursentwicklung. Vor wenigen Jahren bewies der Pharmazulieferer schon einmal, dass er mit einem solchen Firmenkauf Aktionärswerte schaffen konnte. Deshalb würde ich bei Siegfried meine Vorbehalte in Bezug auf Grossübernahmen ausnahmsweise über Bord werfen.
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