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Was war das bloss für ein Start ins neue Börsenjahr. Während beliebte Wachstumsaktien wie VAT Group, Tecan oder Sika im Zuge negativer Vorgaben aus New York unter die Räder gerieten, erwachten die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis aus ihrem Dornröschenschlaf.

Diesen drei Valoren war es denn auch zu verdanken, dass sich der Swiss Market Index (SMI) behaupten konnte – während viele europäische Aktienindizes schmerzhafte Verluste zu beklagen hatten. Wurde das Kursfeuerwerk bei den hiesigen Schwergewichten am Mittwoch noch von stark anschwellenden Handelsumsätzen und grösseren ausserbörslichen Blocktransaktionen begleitet, scheint das Interesse bereits wieder nachzulassen.

Dazu passen Spekulationen aus dem Handel, wonach ein mächtiger amerikanischer Grossinvestor sein Aktienportefeuille neu ausgerichtet habe. Womöglich räumt er den Pharmawerten neuerdings ein grösseres Gewicht ein. Ich bleibe dran und schreibe wieder darüber, sollte ich auf weitere Informationen zu diesen Spekulationen stossen.

Gut möglich, dass die Kurse bei Nestlé, Roche und Novartis kommende Woche nochmals um ein paar Prozent steigen. Dass dieses im letzten Jahr sträflich vernachlässigte Titelsegment dauerhaft wiederentdeckt wird, halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Dafür fehlen momentan schlichtweg die Gründe. Will jedoch nicht heissen, dass es nicht zwischendurch immer mal wieder zu einem kurzen Aufflackern kommen könnte. Darüber, ob 2024 das Jahr von Roche und Co wird, entscheidet nicht zuletzt die allgemeine Börsenverfassung. Die Schwergewichte dürften sich – relativ betrachtet - nur dann in Szene setzen, wenn die Aktienmärkte den Kopf hängen lassen.

Die Novartis-Aktien nahmen in den ersten Januar-Tagen Fahrt auf (Quelle: www.cash.ch)

Ansonsten war die Nachrichtenlage bei uns am Schweizer Aktienmarkt ungewöhnlich dünn. Kursrelevante Neuigkeiten suchte man - zumindest seitens der Unternehmen - vergebens. Die mediale Bühne gehörte deshalb ganz den Banken und ihren Analysten.

Alleine gestern Donnerstag trafen vier Aktienumstufungen ein – allesamt mit negativen Vorzeichen. Am stärksten gerieten die Valoren von Dätwyler unter Verkaufsdruck, nachdem UBS-Analyst Sebastian Vogel sie mit einem 12-Monats-Kursziel von 203 (zuvor 219) Franken von "Buy" auf "Neutral" zurechtgestutzt hatte. Seines Erachtens bleiben die mittelfristigen Aussichten für das Industrieunternehmen zwar gut. Er hält diese jedoch für weitestgehend eingepreist und traut den Aktien deshalb keine grossen Sprünge mehr zu.

Für hitzige Diskussionen sorgte eine gut 20 Seiten starke Unternehmensstudie von Morgan Stanley in Sachen Zurich Insurance, gehen die Autoren um Ismael Dabo darin doch von "Equal-weight" auf "Underweight". Ihres Erachtens sind die defensiven Qualitäten dieser Aktien angesichts des freundlicheren Wirtschaftsumfelds nicht länger gefragt – was die Analysten zu einer Kürzung ihres Kursziels auf 408 (zuvor 434) Franken veranlasst. Dieser Anpassung liegt eine deutliche Reduktion der bankeigenen Gewinnschätzungen zugrunde.

Die Analysten der amerikanischen Grossbank raten ihrer Anlagekundschaft denn auch zu Umschichtungen in die Valoren des französischen Rivalen Axa. Diesen trauen sie eine deutlich bessere Kursentwicklung zu.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst Jon Cox zieht hingegen bei Barry Callebaut die Reissleine. Er stuft die Valoren des Schokoladeproduzenten von "Buy" auf "Hold" herunter und streicht gleichzeitig das Kursziel auf 1500 (zuvor 1900) Franken zusammen. Cox befürchtet, dass die rekordhohen Kakaopreise nicht mehr länger einfach so über Preiserhöhungen weitergegeben werden können. Ausserdem sieht er die Konsumenten vermehrt auf Eigenmarken der Grossverteiler ausweichen. Da Barry Callebaut vor allem Markenanbieter beliefert, könnte auch diese Entwicklung negativ zu Buche schlagen.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht. In meinen Aufzeichnungen bin ich darauf gestossen, dass die Kaufempfehlung auf Ende April 2021 zurückgeht, als noch Kurse von um die 2200 Franken bezahlt wurden. In der Spitze lautete das Kursziel einst sogar 2500 Franken.

Die Aktien von Barry Callebaut stehen seit Freitagmorgen unter Druck (Quelle: www.cash.ch)

Auch für ABB und Geberit trafen am Donnerstag Herunterstufungen ein – wenn auch nicht ganz so spektakuläre wie für Barry Callebaut und Zurich Insurance. Dementsprechend hielten sich die Kursverluste in engen Grenzen.

Kommen wir an dieser Stelle noch auf die UBS zu sprechen. Mit Dodge & Cox hat sich ein langjähriger Grossaktionär von Aktien der grössten Schweizer Bank getrennt. Erstmals seit knapp zwei Jahren halten die Amerikaner wieder weniger als 3 Prozent der Stimmen.

Darüber, was den Vermögensverwalter zu dieser Beteiligungsreduktion veranlasst hat, lassen sich bloss Spekulationen anstellen. Vermutlich wollte er angesichts der starken Kursentwicklung im vergangenen Jahr einfach mal einen Teil der aufgelaufenen Gewinne ins Trockene bringen...

Apropos Spekulationen. Solche ranken sich seit dem gestrigen Donnerstag auch um Lonza. Nachdem der langjährige Evotec-Chef Werner Lanthaler überraschend von der Spitze des deutschen Pharmaentwicklers zurücktritt, muss er neuerdings als möglicher Kandidat für den Chefsessel bei Lonza herhalten.

Unter Lanthaler wuchs Evotec von einem Kleinstunternehmen mit einem Börsenwert von 120 Millionen Euro zu einem Milliardenunternehmen. Selbst nach dem jüngsten Kurseinbruch in Folge des Rücktritts wird der Pharmaentwickler noch immer mit gut 3 Milliarden Euro bewertet.

Wie ich einem Kommentar aus den Handelsräumen von Stifel entnehme, genehmigt sich der gebürtige Österreicher aber erst einmal eine Auszeit von sechs bis neun Monaten. Der Autor glaubt nicht, dass Lonza gewillt ist, so lange auf einen neuen Firmenchef zu warten. Die Aktien des Basler Pharmazulieferers werden beim Broker mit "Hold" und einem Kursziel von 375 Franken eingestuft.

In deutschen Börsenkreisen wird übrigens vermutet, dass Lanthaler bei Evotec über Aktiengeschäfte gestolpert sein könnte. Damit wird auf die Nachmeldung von Verkaufstransaktionen durch das Unternehmen kurz vor Weihnachten angespielt.

Kommenden Mittwoch läutet der Bauchemiehersteller Sika bei den Grossunternehmen aus dem SMI die Jahresberichterstattung ein. Am Freitag folgt dann die Partners Group mit ersten Vorabinformationen fürs vergangene Geschäftsjahr. Es dürften richtungsweisende Zahlenkränze sein. Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

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