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Nicht weniger als dreimal langte Roche-Chef Thomas Schinecker in den vergangenen Monaten beherzt zu. Erst lachte er sich für gut 7 Milliarden Dollar den Rivalen Telavant an. Dann folgte der Wiedereinstieg ins Geschäft mit Diabetesmedikamenten mittels der Übernahme von Carmot Therapeutics für bis zu 3 Milliarden Dollar. Da mutet der erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Kauf der Diagnostikplattform von LumiraDx für gerade einmal etwas mehr als 300 Millionen Dollar schon beinahe bescheiden an.

 
 
 
 
 
 
 

Für die beiden grösseren Übernahmen gab es nicht nur Lob. So strafte etwa der für die Basler Kantonalbank tätige Analyst Elmar Sieber die Genussscheine kürzlich sogar von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" ab. Gleichzeitig setzte er beim Kursziel den dicken Korrekturstift an und strich dieses auf 255 (zuvor 315) Franken zusammen. Für Sieber sind die milliardenschweren Firmenkäufe nicht nur "teuer", sondern auch "riskant". Der Analyst geht sogar noch einen Schritt weiter, in dem er zusehends Zweifel an der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungspipeline der Basler signalisiert – wieso auch sonst kaufe man für zig Milliarden Dollar zusätzliche Wirkstoffkandidaten zu?

Kursentwicklung der Bons von Roche in den letzten paar Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Ich selber begegnete der Übernahme von Carmot Therapeutics im Dezember mit folgenden Worten:

Dass Roche neuerdings zum Ziel abenteuerlicher Börsenspekulationen wird, haben sich die Basler in gewisser Weise selber zuzuschreiben. Wie aus Deutschland zu hören ist, soll das "Geschäft mit der Abnehm-Pille" über Zukäufe weiter ausgebaut werden – gegebenenfalls sogar im Geschäft mit biotechnologischen Nachahmerpräparaten, sogenannter "Biosimilars".

Nach dem Wiedereinstieg ins Geschäft mit Diabetesmedikamenten käme ein solcher Vorstoss einer Gezeitenwende in der Firmengeschichte gleich. Für mich ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass Roche künftig bei biotechnologischen Nachahmerpräparaten mitmischen will.

Bei Nachforschungen bin ich übrigens auf einen "alten Bekannten" gestossen. Angeblich steht der in hiesigen Börsenkreisen als "Düsseldorfer" bekannte Investorenbrief hinter den Spekulationen. Dessen Autoren sind in der Vergangenheit schon des Öfteren durch abenteuerliche und teils wirre Aussagen aufgefallen...

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Jefferies stuft die Aktien von Temenos von "Hold" auf "Buy" herauf. Neuerdings veranschlagt der zuständige Analyst Charles Brennan ein Kursziel von 90 (zuvor 70) Franken für die Bankensoftware-Schmiede aus Genf. Es ist eine Kaufempfehlung mit Ankündigung, hatte sich Brennan doch schon Ende Dezember zuversichtlich gezeigt.

Eine noch drastischere Kehrtwende vollzieht sein Berufskollege Frédéric Boulan von der Bank of America. Er geht von "Underperform" auf "Buy" und nimmt nahezu eine Verdoppelung des Kursziels auf 100 (zuvor 53) Franken vor.

Die Aktien von Temenos erfreuen sich zu Wochenbeginn einer regen Nachfrage (Quelle: www.cash.ch)

Dem Analysten zufolge hat die finanzielle Ausgangslage der Genfer zuletzt eine Verbesserung erfahren. In Erwartung einer Belebung bei den IT-Investitionen der Banken rechnet er auf Jahre hinaus mit einem prozentual zweistelligen Wachstum. Vor diesem Hintergrund hält Boulan den Abschlag von 20 Prozent gegenüber dem langjährigen Bewertungsdurchschnitt und vergleichbaren europäischen Rivalen nicht länger für gerechtfertigt.

Die Aktionärinnen und Aktionäre von Temenos müssen sich noch bis zum 19. Februar in Geduld üben. Erst dann steht das Ergebnis für das Schlussquartal zur Veröffentlichung an. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass sich das Unternehmen schon früher mit ersten Vorabinformationen zu Wort meldet.

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